18.07.2021

Projekt

Insel im Strom

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Zwischen zwei Piers im Hudson River hat Heatherwick Studio die künstliche Insel „Little Island“ angelegt. Nach einem zehnjährigen Planungsprozess wurde der neue Anziehungspunkt im Hafengelände im Juni für Besucher*innen eröffnet. Die auf Pfeilern im Wasser stehende und üppig begrünte Plattform verfügt neben einem Panoramaausblick auch über ein Amphitheater.

Foto: Timothy Schenck
Zeichnung: Heatherwick Studio
Zeichnung: Heatherwick Studio
Zeichnung: Heatherwick Studio

 

Selbst für New York City ist Little Island ungewöhnlich: Eine künstliche Insel im Hudson River, gebettet auf riesige, schräg ansteigende Tulpenblüten aus Beton. Little Island – das ist dichtes grünes Blattwerk, Azaleen, Tulpen und andere leuchtende Sommerblumen, brütende Vögel, drehende Schmuckspiralen, Terrassen hinter künstlichen Rost, Amphitheater und Klangspiele. Ein wenig sieht die Insel mit ihrem robusten Naturholzmobiliar und den rot-gelben Klinkern aus, als habe sich Ikea in Parkarchitektur versucht. Sie erinnert aber auch an einen gepflegten englischen Garten. Michael Kimmelman nannte sie in der New York Times das „architektonische Äquivalent eines gigantischen Eisbechers“.

Foto: Timothy Schenck
Zeichnung: Heatherwick Studio and MNLA

Konzerte und Tanz auf Little Island

Im Juni hat Little Island eröffnet, nach dem stadtüblichen zehnjährigen Planungs- und Streitprozess. Ein Developer klagte dagegen, Umweltschützer*innen fürchteten um die Fische im Hudson. Nur zu sagen, die Insel wäre gut besucht, wäre schwer untertrieben. Um die Massen zu bändigen, gibt der staatliche Hudson River Park Trust (kostenlose) Tickets aus, mit dem Smartphone zu buchen. Allerdings dürfen Frühaufsteher*innen die Insel vor 12.00 Uhr auch ohne Ticket besuchen. Zudem gibt es spezielle Arrangements für Kinder aus den öffentlichen Schulen der Nachbarschaft. Und auch die meisten Konzerte oder Tanzdarbietungen im Amphitheater mit Blick auf das Ufer gegenüber sind kostenlos.

Foto: Eva C. Schweitzer
Foto: Eva C. Schweitzer
Foto: Eva C. Schweitzer
Foto: Eva C. Schweitzer
Foto: Eva C. Schweitzer

 

Zwar wird Little Island von einer staatlichen Agentur betrieben, finanziert aber wurde sie von dem Hollywood-Mogul Barry Diller, der dafür 260 Millionen Dollar spendierte. Zusammen mit den Betriebskosten, die er versprach, für die nächsten 20 Jahre zu übernehmen, werden wohl nahe an die 400 Millionen Dollar auflaufen. Diller engagierte den britischen Architekten Thomas Heatherwick, der auch die „Vessel“ der Hudson Yards konzipierte. Für den Tulpensockel ist die Ingenieurfirma Arup verantwortlich, Landschaftsarchitekt ist Signe Nielsen. Das Glockenspiel aus Messing, auf dem Kinder herumhüpfen können, wurde von der deutschen Firma Richter Spielgeräte aus dem bayerischen Frasdorf gebaut.

Visualisierung: Heatherwick Studio
Visualisierung: Heatherwick Studio
Visualisierung: Heatherwick Studio
Visualisierung: Heatherwick Studio
Visualisierung: Heatherwick Studio
Visualisierung: Heatherwick Studio

Eine Krone für das neue, schicke New York

 

Little Island ist Teil eines langen Grünzugs am Fluss; seit fünfzig Jahren in der Planung und seit fast zwanzig Jahren in der Verwirklichung. Sie liegt zwischen zwei Piers, die ebenfalls gerade in Parks umgebaut werden. Die Insel selbst steht an der Stelle der früheren Pier 54 von Cunard/White Star. Hier, nördlich des alten Frachthafens, hat 1912 die R.M.S. Carpathia mit den Überlebenden der Titanic angelegt. Durch das alte, lange verrostete Tor des alten Piers betritt der Besucher*innen den Fußsteg zu Little Island.

Der Berg an der Flussseite bietet einen 360-Grad-Panoramablick vom neuen World Trade Center über das neue Whitney Museum, den neuen Hochhäusern von Herzog & de Meuron und Zaha Hadid bis zu den noch neueren Hudson Yards. Eine Krone für das neue, schicke New York ist Little Island. Für eine Stadt, in der die normalen Menschen nur deshalb leben dürfen — wie der New Yorker Schriftsteller Gary Shteyngart vermutet — damit die Reichen eine Kulisse haben, vor der sie sich verlustieren können.

Foto: Timothy Schenck
Foto: Timothy Schenck
Foto: Timothy Schenck
Foto: Timothy Schenck
Foto: Timothy Schenck
Foto: Timothy Schenck
Foto: Timothy Schenck
Foto: Timothy Schenck

 

Ein weiteres sehenswertes Projekt ist die Fußgängerhängebrücke „Arouca 516“. Wie Sie über die Hängebrücke wanken und die Konstruktion der 2,1 Millionen Euro teuren Brücke aussieht, sehen Sie hier.

 

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