21.12.2022

Wettbewerb

Neuer Technologiepark Luxwerk in Siemensstadt Berlin geplant

Platz an der Dannerhalle © Atelier Tata (1622_08_A_TATA)
Platz an der Dannerhalle © Atelier Tata (1622_08_A_TATA)

Nach der Schließung der historischen Osram-Glasfabrik im Berliner Bezirk Spandau planen David Chipperfield Architects hier ein neues Stadtquartier. Das Luxwerk ist Teil der Siemensstadt und zeigt die Suche nach einer zeitgemäßen Industriearchitektur. Lesen Sie hier alles über den Masterplan.


Das neue Luxwerk

Die Siemensstadt in Berlin soll einen neuen Technologiepark mit eigenem Hochhaus bekommen. Das sogenannte Luxwerk-Areal wird Teil des industriell geprägten Stadtviertels. Es ersetzt die historische Osram-Glasfabrik, die Waldemar Pettri 1927 entwarf. David Chipperfield Architects sind damit beauftragt, eine zeitgemäße Industriearchitektur zu erstellen. In ihrem Masterplan sind die ortsspezifischen Merkmale sichtbar und zugleich neu interpretiert. So soll ein neuer, zukunftsweisender Industriestandort im Westen Berlins entstehen.

In den kommenden Jahren ist ein 60-Meter-Hochhaus mit zwölf Geschossen geplant. Zudem sollen Labore und Produktionsstätte als Teil des Luxwerkes entstehen. David Chipperfield Architects und Eike Becker haben den dazugehörigen Masterplan präsentiert. Dieser sieht etwa 90 000 Quadratmeter Gewerbefläche an der Nonnendammallee vor. Neben dem Hochhaus soll es auch sechs „Hybrid-Gebäude“ zur flexiblen Nutzung geben.

Der denkmalgeschützte Glaswerkkomplex, in dem Osram im Jahr 1927 die Massenproduktion von Lampenkolben begann, soll bestehen bleiben. Der Plan sieht vor, das ikonische Gebäude zu sanieren und dann an Gewerbe zu vermieten. Besitzer des Geländes und Auftraggeber ist die Investment-Gruppe Aventos mit Sitz in München und Berlin. Ab dem Sommer 2023 sollen erste Flächen verfügbar sein. Die Kosten liegen voraussichtlich bei 250 Millionen Euro.

Die Pläne für das Luxwerk sind das Ergebnis eines umfangreichen Werkstattverfahrens, bei dem fünf Architekturbüros, der Bezirk Spandau, das Landesdenkmalamt und Träger öffentlicher Belange teilnahmen.

Nördlicher Platz © Atelier Tata (1622_08_A_TATA_N3)
Nördlicher Platz © Atelier Tata (1622_08_A_TATA_N3)

Eine neue Interpretation industrieller Architektur

Der Luxwerk Campus soll flexible Flächen für zukunftsorientierte Unternehmen bieten. Laut Website sieht sich das Luxwerk als „Enabler“ und bietet beste Bedingungen für produktives Arbeiten. Die Geschichte von Innovation und Produktion soll neue Innovationen inspirieren. Einheiten sind ab einer Größe von 1 000 Quadratmeter erhältlich und lassen sich auf Wunsch auch teilen. Die Deckenhöhe soll bis zu 12 Meter betragen und die Stromkapazität liegt bei 21 MW.

Auf Basis der 100-jährigen Berliner Tradition der Innovation an diesem Ort sieht der Masterplan eine historisch inspirierte und zugleich moderne Architektur vor. Das Osram-Glasgebäude stellt den Mittelpunkt des Campus dar, wird aber durch das Hochhaus und sechs flexible Gebäude ersetzt. Dies sind die möglichen Nutzungen einer Fläche im Luxwerk:

  • Labor: Investor Aventos stellt Flächen für Experimente, Prüfungen, initiale Produktionen sowie verschiedene Ausstattungen zur Verfügung.
  • Büros: Hochwertige Büroflächen sollen das Arbeiten in einer modernen, nachhaltigen Umgebung ermöglichen.
  • Werkstätten: Sowohl Manufaktur als auch Reparatur und Fertigung sollen im Luxwerk möglich sein.
  • Produktion: Urbane Produktion hat im neuen Technologiepark ebenfalls Platz.
  • Lager & Logistik: Flächen zur Planung, Steuerung und Überwachung eigener und fremder Güter bieten sich für Unternehmen aus der Materialwirtschaft an.
  • Forschung & Entwicklung: Neue, innovative Räume sollen die Ideenfindung und -generierung ermöglichen.

Zugleich ist das Luxwerk-Areal gut angebunden: Die U-Bahnstation Paulsternstraße liegt direkt vor der Tür. Bis zum ICE-Bahnhof Spandau sind es nur sechs Minuten mit der U7. Das Gelände bietet außerdem 200 Pkw-Stellplätze, kulinarische Versorgung vor Ort, und nachhaltige Initiativen wie E-Mobility, Smart Metering, eine Fläche für Bienen und die Verwendung kreislauffähiger Produkte.

Quartierskantine Dannerhalle © Atelier Tata (1622_08_A_TATA_N7)
Quartierskantine Dannerhalle © Atelier Tata (1622_08_A_TATA_N7)

Die Geschichte der Osram-Glasfabrik

Der Berliner Nordwesten hat eine lange industrielle Tradition. Im Jahr 1927 eröffnete der erste Bauabschnitt des Maschinen-Glaswerks von Osram mit etwa 4 700 Quadratmeter bebauter Fläche. Zunächst arbeiteten hier 70 bis 80 Personen. Sie erzeugten die gleiche Menge an Kolben, für die in anderen Fabriken 300 Kolbenbläser*innen und insgesamt 500 Mitarbeitende nötig waren. Es handelte sich um die europaweit erste automatisierte Kolbenproduktion.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Osram mit Kriegsschäden, aber auch mit der Enteignung der Ortsbetriebe, dem Verlust aller Auslandszweite und Problemen mit den Markenrechten zu tun. Aber schon kurz nach Kriegsende begannen die Mitarbeitenden mit dem Wiederaufbau. Nach Ende der Berliner Blockade im Mai 1949 konnte das Unternehmen die Produktion wieder aufnehmen.

In den frühen 1970er Jahren errichtete Osram eine neue Halle und installierte neue Technologie. So wurde das Maschinen-Glaswerk nach einer Investition von sechs Milliarden DM zu modernsten Röhrenglaswerk Europas. 1990 wurden einige der Gebäude des ehemaligen Maschinen-Glaswerks unter Denkmalschutz gestellt. Aufgrund der Umstellung auf halbleiterbasierte Beleuchtung gab Osram in den letzten Jahren die Produktion von Glasröhren in Spandau Schritt für Schritt auf.

Südliche Durchwegungsachse © Atelier Tata (1622_08_A_TATA_N5)
Südliche Durchwegungsachse © Atelier Tata (1622_08_A_TATA_N5)

Neues Quartier Siemensstadt²

Direkt neben dem Luxwerk-Areal entsteht zurzeit das neue Quartier „Siemensstadt²“ mit Büros, Industrieanlagen, Forschungseinrichtungen und mehreren Tausend Wohnungen. Auch eine Schule, Kitas und ein Mobilitätshub für autonomes Fahren werden errichtet. Ein ursprünglich geplantes Hochhaus im Zentrum des Geländes wurde zuletzt gestrichen. Aber nun wird das angrenzende Luxwerk-Areal ein Hochhaus enthalten.

Die Fläche der Siemensstadt² umfasst etwa 73 Hektar. Durch sie verläuft die Nonnendammallee als große Verkehrsader. Heute sind hier vor allem Verwaltung und industrielle Produktion angesiedelt. Mit dem Projekt möchte Siemens einen Stadtteil im Stadtteil gründen, der nachhaltig und energieeffizient sein soll. Statt langer Straßen stellt sich das Unternehmen große Freiräume vor, um Wohnen, Kultur und Soziales mit der Arbeitswelt vor Ort zu kombinieren.

Auch interessant: Berlin arbeitet aktiv daran, seine Großsiedlungen zu stärken.

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