02.09.2022

Gesellschaft

Margitta Buchert: Landschaftlichkeit als Architekturidee – Buchrezension

Buchrezensionen
Eine mit hellen Betonplatten belegte Platzfläche erstreckt sich vor einem blaugrauen Himmel, einem kleinen See und bewaldeten Hügeln, die zum Wasser abfallen. Margitta Buchert, Landschaftlichkeit als Architekturidee. Cover ©JOVIS
Margitta Buchert, Landschaftlichkeit als Architekturidee. Cover © JOVIS

In ihrem Buch setzt sich Margitta Buchert, wie auch der Titel verrät, mit Landschaftlichkeit auseinander – was sie bedeuten und wie sie in der Architekturpraxis angewendet werden kann. Welche Architekt*innen sich bei den Beispielprojekten finden und welchen spannenden Fakt das Buch zu Singapur bereithält, erfahren Sie in unserer Rezension.

Worum es geht: 

Das Buch spürt der Frage nach, was Landschaftlichkeit bedeutet und wie sie als Konzept  in der Architekturpraxis Anwendung finden kann. Unter den Überbegriffen Urbane Dimensionen, Grüne Architektur: Grüne Stadt und Raumformation und Material beschreibt Margitta Buchert unterschiedliche Interpretationen von Landschaftlichkeit. Zu den Themenkomplexen sammelt sie herausragende Beispielprojekte namhafter Architekt*innen. Dabei sind MVRDV ebenso vertreten wie Stefano Boeri Architetti oder Peter Zumthor. Durch die Varianz an Projekten und Entwurfshaltungen wird deutlich, wie vielfältig das Verständnis von Landschaftlichkeit ist. Buchert gelingt es so, die Relevanz und das Potential des Konzeptes herauszukehren.

Was die Autorin auszeichnet:

Margitta Buchert wurde 2000 als Dozentin für Architektur und Kunst des 20./21. Jahrhunderts an die Fakultät für Architektur und Landschaft der Leibniz Universität Hannover berufen. Ihr Schwerpunkt liegt auf Inhalten zu Reflexivem Entwerfen, Urbaner Architektur sowie Ästhetik und Kontextualität von Architektur, Kunst, Stadt und Natur. Sie engagiert sich international, beispielsweise im Forschungsnetzwerk Communities of Tactit Knowledge.

Das ist eine tolle Aussage:

„So ist das Entwerfen vor Ort mit dem Wissen um viele andere Orte verbunden.“ (Seite 233)

Das ist eine Aussage, die nachhallt:

„Nicht skulpturale Objekthaftigkeit, vielmehr strukturell und materialästhetisch komplexe Relationen von Innen und Außen sowie unterschiedliche Grade von ‚zurückhaltender‘ Mannigfaltigkeit, Überschneidung und Intensivierung treten in den Vordergrund im Sinne von Raumformationen und Materialist, die den wahrnehmenden Menschen umgeben.“ (Seite 298)

Der Klappentext wird erfüllt, weil …

Der Klappentext verspricht eine umfassende Auseinandersetzung mit dem Konzept der Landschaftlichkeit durch diverse Projekte und Architekturverständnisse. Dies erfüllt das Buch.

Mit diesem Wissen aus dem Buch kann man angeben:

Ein spannender Fakt ist, dass in Singapur eine sogenannte Landscape Replacement Strategie besteht. Diese schreibt vor, dass bei einem Bauvorhaben 100 Prozent der Grundstücksfläche direkt durch Grün im Gebäudekontext zurückgegeben werden muss.

Mehr Klassiker als Trend, weil …

…es einen guten Überblick zur Thematik der Landschaftlichkeit gibt. Die Ausführungen zu den Aspekten Urbane Assemblage, Nachhaltigkeit und Biophilie und Topologie und Atmosphäre vermitteln ein grundlegendes Verständnis.

In Kürze

Haptik: Das Buch mit hellblauem Softcover-Einband liegt stabil in der Hand. Die höhere Papierstärke erzeugt einen hochwertigen Eindruck.

Design: Das Layout ist klar gegliedert, die Texte jeweils auf Englisch und Deutsch mit den ergänzenden Bildinhalten übersichtlich angeordnet.

Lesefluss: Margitta Buchert findet eine verständliche, zuweilen wissenschaftliche, zuweilen poetische Sprache. Die Abfolge aus Büro- und Projektbeschreibungen mit allgemeinen Konzepterklärungen ermöglichen ein kurzweiliges Leseerlebnis.

Bildsprache: Grafiken und Bilder illustrieren die Projekte reichhaltig. So werden die jeweils besprochenen Interpretationen der Landschaftlichkeit erkennbar.

Information: Die Projektbeschreibungen werden jeweils durch Einleitungen und Resümees zu jeweiligen Themenkomplex ergänzt. So wird eine umfassende Sichtweise auf die Thematik möglich.

Was sonst noch wichtig wäre:

Das Buch spricht sich für neue Herangehensweisen in der Gestaltungspraxis aus. Landschaftlichkeit ist dabei keine finale Theorie oder Allzwecklösung, sondern kann als Prozess dienen, mit den Herausforderungen der Zukunft kontextgerecht umzugehen. Margitta Buchert gelingt damit eine inspirierende Besprechung.

Mehr spannender Lesestoff: In seinem Buch „Zweifellos“ geht Ton Matton auf generelle Entwicklungen sowie eigene Erfahrungen bei Stadtplanungsprozessen ein. Die Rezension zu dem Buch finden Sie hier.

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