12.09.2023

Gesellschaft

Modal Split

Im Vordergrund zwei Radfahrer, im Hintergrund Autos. In einer städtischen Szenerie.
Welchen Anteil haben unterschiedliche Verkehrsmittel am Transportaufkommen? Das zeigt der Modal Split. credits: Adrian Williams via Unsplash

In den Debatten um die Verkehrswende taucht immer wieder der Begriff Modal Split auf. Was er leisten kann und wo Vorsicht geboten ist, lesen Sie hier.


Die Zusammensetzung des Verkehrs beschreiben

In den Debatten um die Verkehrswende taucht immer wieder der Begriff Modal Split auf. So setzen sich manche Kommunen etwa Ziele im Verkehrsbereich, die über eine veränderte Zusammensetzung des Modal Splits definiert werden. Sie fordern beispielsweise einen Rückgang des MIV am Modal Split oder setzen Zielwerte über den prozentualen Anteil des es nicht-motorisierten Verkehrs am Gesamtverkehrsaufkommen fest. Denn der Modal Split kann ein Werkzeug sein, um die Zusammensetzung des Verkehrs zu beschreiben und damit auch festzustellen, wie diese sich über die Zeit verändert. Oder eben in Zukunft verändern soll. Andererseits unterliegt er jedoch gewissen Einschränkungen, die es bei einer Interpretation zu beachten gilt.


Definition zum Modal Split

Beginnen wir jedoch zunächst ganz am Anfang. Was genau versteht man unter dem Modal Split? Es handelt sich dabei um eine Kenngröße, welche die Anteile der einzelnen Verkehrsarten an den gesamten zurückgelegten Kilometern oder den pro Tag unternommenen Wegen wiedergibt. Oder kürzer gesagt, beschreibt er die prozentuale Verteilung des Transportaufkommens auf verschiedene Verkehrsmittel. Bei der Bestimmung des Modal Split werden Personenverkehr und Güterverkehr dabei separat betrachtet. Und die jeweilige Verkehrsleistung bestimmt sich entsprechend über verschiedene verkehrliche Größen. Für den Güterverkehr wird die Verkehrsleistung in Tonnenkilometern (tkm) angegeben. Im Personenverkehr hingegen in Personenkilometer (Pkm). Dafür werden die zurückgelegten Strecke (Fahrleistung) und die Zahl der beförderten Personen oder Tonnen (Aufkommen) miteinander multipliziert. Daneben gibt es jedoch auch die Möglichkeit, den Modal Split für die Gesamtheit der Wege festzustellen. Dabei wird der Anteil der einzelnen Verkehrsarten an den unternommenen Wegen / Fahrten festgestellt, jedoch nicht die Länge der einzelnen Wege aus.


Erhebung in Deutschland 

In Deutschland werden die Daten für den Modal Split vom Bundesverkehrsministerium erhoben. Dieses veröffentlich einmal im Jahr den Bericht „Verkehr in Zahlen“, welcher auch die Verkehrsleistung und den Marktanteil für die einzelnen Verkehrsmittel beinhaltet. Im aktuellen Bericht vo September 2022 liegt die Verkehrsleistung für 2021 für den MIV dabei beispielsweise bei 86,8 Prozent. Der Öffentliche Nahverkehr hingegen bei 13,2 Prozent, wovon 7,6 Prozent dem Öffentlichen Personennahverkehr zugerechnet werden können. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr veröffentlicht außerdem Statistiken zum Modal Split der Verkehrsleistung im Personenverkehr einschließlich des nicht-motorisierten Verkehrs. Darin werden auch Daten des Fahrrad- und Fußverkehrs aufgenommen.


Probleme des Modal Split 

So weit so gut. Jedoch sind die Zahlen des Modal Split nicht so einfach zu deuten, wie es scheint. Auch eine Vergleichbarkeit einzelner Gemeinden ist kaum möglich. Dies resultiert aus einigen Aspekten, die zusammenkommen. Zum einen liegt in der unterschiedlichen Art und zeitlichen Abfolge der Datenerhebungen ein Risiko. Je nach Stichproben- und Befragungstechniken, Definitionen, Zuschnitten der Erhebungsgebiete und anderen methodischen Unterschieden seien Daten aus unterschiedlichen Kommunen nur bedingt vergleichbar, führt etwa der Verkehrswissenschaftler Martin Randelhoff aus. Weiterhin erzeuge vor allem der auf Basis von Wegen errechnete Modal Split ein verzerrtes Bild der verkehrlichen Realität. Denn dabei wird allein der Weg als Ortsveränderung von einem Punkt zum anderen festgestellt, ohne Angabe der tatsächlichen Distanz. Durch diese Methode werden Wege zu Fuß oder mit dem Rad prozentual überbewertet, da es sich dabei zwar um viele, aber oft nur kurze Wege handelt. In Personenkilometern gemessen, haben sie einen wesentlich geringeren Anteil am Gesamtverkehrsaufkommen.

Im schlimmsten Fall kann so beispielsweise ein statistischer Rückgang des MIV-Anteils an den Wegen verzeichnen werden, obwohl gleichsam eine Erhöhung der Pkw-Fahrleistung vorliegt. Bei Betrachtung der Daten, muss also genau die Art und Weise der Erfassung Beachtung finden. Ein weiterer Punkt, der die Aussagekraft beeinflusst, ist die Festlegung auf zu erfassende Arten der Verkehrsströme. Dabei wird zwischen Wege / Fahrten innerhalb des Stadtgebiets (Binnenverkehr) und dem Durchgangsverkehr aus dem Umland unterschieden. Der Modal Split der einzelnen Verkehrsströme kann dabei je nach Festlegung stark variieren. Werden beispielsweise auch Pendler*innen oder Besucher*innen aus dem Umland einbezogen, steigt der MIV-Anteil oftmals signifikant an.


Erkenntnis bei achtsamer Betrachtung

Generell gilt es außerdem die Daten immer im Kontext der absoluten Zahlen einzuordnen. Eine allgemein steigende oder abnehmende Gesamtverkehrsmenge führt also beispielsweise auch für die einzelnen Verkehrsmittel zu einer Zu – oder Abnahme. Weiterhin ist eine Auseinandersetzung mit gesamtgesellschaftliche Entwicklungen zur Interpretation notwendig. Dies war beispielsweise während der Corona Pandemie zu beobachten. Die äußeren Umstände führten zu einer gesteigerten Nutzung des Autos, des Fahrrad- und des Fußverkehrs, während die Nutzung des ÖPNV abnahm. Die Entwicklung des Modal Split über die Jahre kann also nicht entkoppelt von aktuellen Gegebenheiten gesehen werden.

Trotz aller Hürden, ist der Modal Split ein gutes Werkzeug, um Veränderungen in der Zusammensetzung des Verkehrs zu erkennen. Es gilt jedoch, ihn richtig zu interpretieren. Dazu ist es unabdingbar nicht nur relative Modal Split-Werte, sondern eben auch die der Berechnung zugrunde liegenden Absolutwerte zu beachten und sich mit den Methoden der Erfassung auseinander zu setzten. Durch die detaillierte Betrachtung lassen sich jedoch spannende Entwicklungen herauslesen. Und gerade das Einordnen der Daten und die Suche nach Ursachen für bestimmte Tendenzen können schließlich auch in der Stadt- und Verkehrsplanung hilfreich sein. 

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