15.05.2023

Wettbewerb

MQ Wien, MQ goes green

Die Visualisierung zeigt den Haupthof des Quartiers. Blaue Sitzmöbel werden durch ausladende Pflanzungen ergänzt. Kleine Bäume und Stauden wachsen in Pflanzbereichen.
Visualisierung Haupthof. credit: DND

Das MQ Wien will bis 2030 ein klimaneutrales Kulturareal werden. Dazu laufen derzeit mehrere Projekte. Zuletzt wurde ein Wettbewerb zur Begrünung der Außenflächen entschieden. Bereits ab diesem Sommer werden die Innenhöfe grüner. 


MQ Wien stößt Transformation an 

Das Wiener Museumsquartier ruft unter dem Slogan „MQ goes Green“ zu einer Transformation des Areals auf. Dahinter steht die Vision eines klimagerechteren und umweltbewussten Quartiers. Dazu wird gleich an mehreren Stellschrauben gedreht. Erneuerbare Energien, mehr Biodiversität, und mehr Grün gelten als Schlagworte im Transformationsprozess. Das MQ Wien will durch die Kampagne einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Gesellschaft leisten. Und dabei die eigenen Potentiale nutzen. Denn als Kulturareal bieten sich dem MQ Wien neben baulichen Anpassungen, die auch in anderen Vierteln Anwendung finden, darüberhinaus künstlerische Interventionen als Instrument an. So stehen dem ressourcenschonenden Betrieb beispielsweise umweltbezogene künstlerische Projekte gegenüber. Das MQ will aktive Impulse setzen und so zu einem gesamtgesellschaftlichen Diskurs anregen. Dabei kann der öffentliche Raum als wichtiger Ort dieser Aushandlung dienen. Dies hat auch das MQ erkannt und setzt zukünftig auf eine vermehrte Bespielung des ebenjenen. Zuletzt etwa durch einen geladenen Wettbewerb zur Begrünung der Außenflächen.


Wettbewerb zur Begrünung entschieden

Damit werden sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Denn einerseits bietet eine Begrünung des Außenraumes stadtklimatische und ökologische Vorteile für das Areal. Andererseits provoziert die Umgestaltung weiterhin bei allen Besucher*innen unweigerlich eine Reaktion und regt so zum Umdenken an. Der Wettbewerb startete im Frühjahr 2023 und hat nun ein Gewinnerprojekt gefunden. Der Entwurf „MQ in morphosis“ von Anna Detzlhofer (D/D Landschaftsplanung) konnte die Jury – bestehend aus der Direktorin des MQ Wien Bettina Leidl, der Landschaftsarchitektin Birgit Leinich, der Direktorin des Architekturzentrums Wien Angelika Fitz, Roland Krebs von der superwien urbanism zt gmbh sowie Georg Poduschka von PPAG Architekten – letztlich überzeugen. Dazu trugen mehrere Aspekte bei. Zunächst sieht der Entwurf für den Vorplatz und jeden der Höfe des MQ ein jeweils eigenständiges Begrünungsthema vor.

Visualisierung des Fürstenhofes. Rankplanzen und niedrigere Stauden in Beeten. Dazwischen spielen Kinder.
Visualisierung Fürstenhof. credit: DND

Standortgerechte Pflanzthemen im MQ Wien

Der Haupthof steht unter dem Thema „Mediterranes Flair“ . Um dieses zu kreieren, schlägt Anna Detzlhofer Baumarten wie Seidenakazien oder Zelkoven sowie Pflanzen wie die Weidenblättrige Sonnenblume, Tautropfengras, Fackellilie oder Monbretie vor. Der Fürstenhof hingegen soll ein dichtes „Dschungel-Feeling“ verbreiten. Dafür sorgen großblättrige Gehölze wie Pappau, berankte Hopfenstangen, Großblatt-Funkien oder Ziergräser.

Der Staatsrathof beim Architekturzentrum Wien folgt dem Pflanzthema „Pink Cloud“. Neben Waldkiefern sind Gräser wie Pampas- oder Texasgras sowie immergrüner Wolfsmilch und Palmlilien vorgesehen. Und am MQ Vorplatz schließlich empfängt zukünftig ein „Parlament der Klimabäume“ die Besucher*innen. Zehn ausgewählte Klimabäume beschatten den Raum. Infotafeln zur jeweiligen Baumart informieren über Herausforderungen und Anpassungsmöglichkeiten an das Stadtklima. Generell reagieren die unterschiedlichen Pflanzthemen auf die Standortbedingungen, Anforderungen und Nutzungen der einzelnen Höfe. Gleichzeitig entsteht durch die Artenvielfalt jedoch auch ein spannendes Raumerlebnis. Das Licht- und Farbenspiel variiert je nach Textur und Struktur der Pflanzen. Wer alle Höfe durchwandert, erfährt ein spannendes Gesamterlebnis.  

Weiterhin sind die einzelnen Pflanzenarten mit Bedacht gewählt. Sowohl Klima- und Hitzeresilienz als auch Winterfestigkeit wurden bedacht. So entsteht ganzjährig ein ansprechendes Erscheinungsbild. Dafür sorgen die einzelnen Stauden, Gräser, sowie Baumsolitäre gleichermaßen. 

Visualisierung Hof Architekturzentrum. Baumsolitäre und grüne Stauden werden durch purpurfarbene Gräser ergänzt.
Visualisierung Hof Architekturzentrum. credit: DND

„MQ goes green“ braucht Zeit

Zudem ist das Projekt bereits in Entwicklungsstufen gedacht. Ein wichtiger Aspekt, der ein starkes Pflanzkonzept auszeichnet. Denn die Zeit ist ein wesentlicher Faktor in der Arbeit mit Vegetation und in der Freiraumgestaltung allgemein. Die Gewinnerin Anna Detzlhofer sieht darin einen großen Reiz: „Bei der Landschaftsarchitektur geht es zum einen darum, die Zukunft vorweg zu nehmen und neue Realitäten zu schaffen – und zum anderen darum, das Bestehende zu wahren und zu schützen.“

Die ersten Pflanzungen beginnen bereits diesen Sommer. Jedoch wird sich erst über die Zeit eine dichte Begrünung etablieren. Zunächst sind die Maßnahmen für die folgenden drei Jahre angesetzt. Dann kann sich zeigen, welche Arten dem Stadtklima am besten trotzen. Anna Detzlhofer ist sich der Verantwortung bewusst, die einem Projekt wie „MQ goes green“ innewohnt: „Als Planende sind wir gefordert, die drohenden Folgen des Klimawandels in unseren Projekten zu antizipieren und Pflanzungen vorauszudenken, die mit den Veränderungen zurechtkommen.“


MQ Wien: Nachhaltigkeit erlebbar machen

Gleichzeitig freut sie sich über die Chance, an der Transformation des Areals mitzuwirken: „Es ist eine große Freude, wenn es gelingt, besondere Orte wie das MuseumsQuartier noch attraktiver zu machen“. Auch Bettina Leidl, Direktorin des MuseumsQuartiers setzt große Hoffnungen auf das Projekt: „Die Begrünung der MQ Höfe und Außenflächen wird wesentlich dazu beitragen, die Aufenthaltsqualität am Areal zu erhöhen.“

Wenn die Umgestaltung gelingt, sieht sie darin außerdem einen wichtigen Beitrag zu einem allgemeinen Umdenken. Dadurch, dass sich ein prominenter Ort wie das MuseumsQuartier zu Themen der Nachhaltigkeit positioniere, könne im besten Falle eine breite Masse erreicht werden. Durch „MQ goes green“ übernehme das MQ Wien eine Vorbildfunktion. Nicht nur in der didaktischen Wissensvermittlung über Ausstellungen oder Vorträge, sondern in Erfahrungen im Alltäglichen liegt der Schlüssel. In den Worten Bettina Leidls: „Das MuseumsQuartier ist ein Gemeinschaftsraum, ein öffentliches Forum, in dem das Thema Nachhaltigkeit für die Besucher:innen unmittelbar erlebbar wird“.

Was sich sonst noch in Wiens Stadtplanung tut? Zum Beispiel gibt’s einen neuen Stadtteil: Simmering Bricolage City.

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