13.05.2023

Wettbewerb

Seeuferpark Uetikon: 1. Preis steht fest

Die neuen Sitzstufen führen zum Wasser. © Tom Schmid Visualisierungen, Schaffhause
Die neuen Sitzstufen führen zum Wasser. © Tom Schmid Visualisierungen, Schaffhause

Auf dem Gelände einer ehemaligen Chemiefabrik in der Schweiz entsteht bald ein großer öffentlicher Park. Hierzu lobte die Baudirektion Kanton Zürich, vertreten durch das Hochbauamt, mit der Gemeinde Uetikon am See den Projektwettbewerb „Seeuferpark CU-Areal Uetikon am See“ aus. Erfahren Sie hier, welche der zwanzig eingereichten Arbeiten gewann und wie das Gewinner*innenteam mit dem geschichtsträchtigen Standort Seeuferpark Uetikon umgeht. 

Luftbild über das Gelände. © Tom Schmid Visualisierungen, Schaffhause
Luftbild über das Gelände. © Tom Schmid Visualisierungen, Schaffhause

Ökologie und Industriegeschichte vereint

Das Planungsgebiet befindet sich an der Uferkante der Gemeinde Uetikon am See. Es entstand bereits Anfang des 19. Jahrhunderts. Dementsprechend befindet sich hier nun ein ikonenhaftes Gebäudeensemble, bestehend aus der ältesten Schweizer Chemiefabrik und der letzten erhaltenen historischen Grossindustrieanlage am Zürichsee. Die großen Hallenbauten und Hochkamine prägen also schon lange das Siedlungsbild des Seeufers. 

Die Entwicklung des Industrieareals ist aufgrund seiner Lage und Größe eine „einmalige Chance“, so der Regierungs- und Gemeinderat. Aber die Herausforderungen sind groß. Die Wettbewerbsteilnehmer*innen müssen das Industrieareal unter Wahrung der historischen Identität in ein lebendiges Quartier mit Park überführen. Dabei ist der Standort mit Altlasten belastet und sanierungsbedürftig. Nun soll ein Freiraum für verschiedene Nutzer*innengruppen entstehen. Der Seeuferpark Uetikon soll hierfür Raum für Aufenthalt, Lernen, Spiel, Sport und Erholung schaffen. Darüber hinaus darf heutzutage eine hochwertige Nachhaltigkeitsstrategie mit Augenmerk auf Ökologie auch nicht fehlen. 

Lageplan zum Areal. © Krebs und Herde GmbH Landschaftsarchitekten BSLA
Lageplan zum Areal. © Krebs und Herde GmbH Landschaftsarchitekten BSLA

Seeuferpark Uetikon: Klarheit und Stringenz

Folgendes interdisziplinäre Planungsteam konnte das komplexe und vielschichtige Projekt Seeuferpark Uetikon nun für sich entscheiden: Krebs und Herde Landschaftsarchitekten, Park Architekten, Takt Baumanagement, Dr. Neven Kostic (Bauingenieurwesen), Russo Haustechnik-Planung (HLKS-Ingenieurwesen), OePlan (Ökologie und Wasserbau), bunterhund Illustration (Biodiversität) und Tom Schmid Visualisierungen & Illustrationen.

Die Jury begründet ihre Entscheidung wie folgt: „Dem Projekt liegt ein sehr gutes Verständnis der Aufgabe und des Ortes zugrunde. Mit den davon abgeleiteten Gestaltungsvorschlägen reagieren die Verfassenden sensibel sowie differenziert auf die Gegebenheiten des Ortes und überzeugen durch einen klaren und stringenten Entwurf. Die Vorschläge tragen im Einzelnen dazu bei, dass trotz des Erhalts charakteristischer Merkmale ein zukunftsgerichteter Park entstehen kann.“

Der Bestandsbau wird zur luftigen Parkhalle. © Tom Schmid Visualisierungen, Schaffhause
Der Bestandsbau wird zur luftigen Parkhalle. © Tom Schmid Visualisierungen, Schaffhause

Industrieareal wird zur Flaniermeile

  • Strukturgeber

Der Seeuferpark Uetikon ist Teil eines größeren Projektes, welches das Industrieareal weiterentwickelt. Das Planungsgebiet wird künftig in vier Zonen gegliedert. Hierbei dient der Westen primär dem Wohnen. In die Arealmitte sowie in die Bestandsgebäude ziehen öffentliche Nutzungen, wie Gewerbe, Dienstleistungen und Bildung. Der östliche Bereich beinhaltet eine neue Kantonsschule der Sekundarstufe II. Der Seeuferpark Uetikon erstreckt sich dabei als Parkband mit circa 750 Metern durch das gesamte Areal. So verknüpft er alle Zonen. 

Das Gewinnerkonzept schlägt in der Arealmitte eine hohe Nutzungsintensität vor, welche nach Ost und West abnimmt. Dabei bietet der Park vielfältige Angebote für unterschiedliche Nutzer*innengruppen. Dies sind einerseits Anwohner*innen, aber auch Angestellte, die Schulen Nutzende und Besucher*innen. Fast das gesamte Areal ist barrierefrei zugänglich. Das Preisgericht befürwortet zudem das teilweise überdachte Nutzungsangebot, welches eine ganzjährige Nutzung ermöglicht. Mit dem Verständnis, dass der Seeuferpark Uetikon Entwicklungsspielräume braucht, schlagen die Projektverfassenden zwei Planschritte vor. In der ersten Phase wird die Grundstruktur (Vegetation, ökologische Vernetzung, Wege, Seezugänge) realisiert. In der zweiten Phase erfolgt ein Partizipationsprozess zur Programmierung der einzelnen Gebietsabschnitte. 

  • Seeplatz

Im Osten des Areals bei der Kantonsschule schafft der Siegesentwurf einen attraktiven Mensa-Vorplatz. Am Kopf der Schule öffnet sich der sogenannte Seeplatz. Dieser Platz treppt über eine Stufenanlage mit großen Terrassen zur Uferkante ab. Die Projektverfassenden schlagen hier zwei Zugänge zum Zürichsee vor: einerseits über die Stufen, andererseits über Stege. An den Seeplatz grenzt eine Spielwiese mit Picknickstellen. 

  • Historie

Die längliche Bestandshalle wird als Zeitzeuge erhalten. Das Gewinner:innenteam transformiert sie zu einer „luftigen Parkhalle“, ohne dass sie dabei den identitätsstiftenden Charakter verliert. Wie gelang ihnen das? Erstens ersetzen die Projektverfassenden die Dachkonstruktion teilweise durch eine offene Pergola-Struktur. Die Pergola wird berankt, sodass ein „Hallengarten“ entsteht. Zweitens werden beidseitig immer wieder Fassadenabschnitte abgebrochen. Dadurch heben sie die trennende Wirkung zwischen See und bebautem Areal auf. In der „luftigen Parkhalle“ gibt es nun mehrere Spielfelder und eine Orangerie. 

  • Naturbereich

Der Seeuferpark Uetikon endet in einem weitläufigen Naturbereich. Hier gibt es viele Grün- und Wasserflächen. Der Bereich dient einerseits dem Ruderclub. Andererseits erweitert die ökologisch wertvolle Fläche das Gebiet Rotholz in Meilen. Darüber hinaus wertet der Naturbereich die dahinterliegende Wohnnutzung auf und reduziert Nutzungskonflikte. 

  • Biodiversität

Der Entwurf beinhaltet vielfältige biodiversitätsfördernde Massnahmen. Hierfür erstellte das Planungsteam eine Analyse. Thema war hier die Identifizierung der vorhandenen und potenziell entwickelbaren Lebensgemeinschaften und wie diese in den regionalen Biotopverbund eingebettet werden können. Der Entwurf beinhaltet nun eine Ruderalfläche im Osten, trocken-warme Krautsäume, Vernetzungselemente wie auch Totholzstrukturen unter Wasser. 

Das Baumkonzept reagiert auf die unterschiedlichen klein-klimatischen Bedingungen des Areals — vom feuchten Uferbereich bis zur trockenen urbanen Fläche. Laut Preisgericht sollten die hauptsächlich asphaltierten Oberflächen im Sinne der Entsiegelung und Klimawandelanpassung aber noch einmal angepasst werden. 

Das Parkband. © Tom Schmid Visualisierungen, Schaffhause
Das Parkband. © Tom Schmid Visualisierungen, Schaffhause

Schritte zur Realisierung des Seeuferpark Uetikon

Das kantonale Hochbauamt möchte den Wettbewerbsgewinn um den Seeuferpark Uetikon gemeinsam mit der Gemeinde weiterentwickeln. Im nächsten Schritt arbeiten sie die Kosten und die Terminschiene aus. Das Kanton beabsichtigt, dass das Baugesuch für Ende 2025 eingereicht wird.

Auch in Kiel wurde ein Wettbewerb zur Uferpromenade entschieden – lesen Sie hier alles zur neuen Kiellinie.

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