17.11.2022

Gesellschaft

München entdecken – neue App zum Stadtgeschehen

Ein weißes Smartphone spiegelt bunte Lichter der Umgebung wieder
Erweiterung der Realität übers Smartphone? München entdecken verschenkt dabei Potential © Rodion Kutsaiev via Unsplash

App Flop in München: Im September stellte das Münchner Stadtplanungsamt die neue App „München entdecken“ vor. Wir haben die App getestet und fragen uns: Das soll Digitalisierung sein?

Stadt stellt neue App München entdecken vor

Die Intention hinter dem Projekt ist sicher eine gute. Denn das Referat für Stadtplanung und Bauordnung sucht neue Wege, um der Bevölkerung die Stadtentwicklung Münchens näher zu bringen. Neue Wege bedeutet dabei, mehr Digitalisierung zu wagen. Bisher informierte das Referat analog durch kleine Infobroschüren, fortan soll die neue App „München entdecken“ diese Wissensvermittlung übernehmen. Gemeinsam mit der Gesellschaft von Portal München brachte das Referat bereits Ende September die App auf den Markt. Darin finden Bürger*innen bisher elf Spaziergänge, um die eigene Stadt neu zu entdecken. Die Touren sind unterschiedlich lang und für Radverkehr und Fußgänger*innen optimiert. Insgesamt knapp 200 Stationen steuert die App bisher an. An den einzelnen Wegmarken liefert sie jeweils einen Informationstext und eine Bilderserie. „Man kann so individuell jederzeit seinen eigenen Stadtspaziergang gestalten“, sagt Stadtbaurätin Elisabeth Merk. Sie erhofft sich, dass die App-Nutzer*innen einen unkomplizierteren Zugang zu Stadtbauprojekten finden.

Inhalte der App in Kürze

Dazu bieten die einzelnen Stationen – wie bereits erwähnt – neben der textlichen Erläuterung visuelle Eindrücke. Diese verweben Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander. Historische Fotos geben so Einblicke, wie beispielsweise Giesing oder der Olympiaberg früher aussahen. Und futuristische Grafiken, etwa zur Umgestaltung des Münchner Hauptbahnhofs erlauben einen Blick in die Zukunft. So will die App „München entdecken“ die architektonische und städtebauliche Vielfalt Münchens dokumentieren und zelebrieren. Neben der Erkundung einzelner Stadtviertel, gibt es auch themenspezifische Touren. So zum Beispiel zur Kunst an Bauwerken in der Altstadt oder zur Historie der Münchner Hochhäuser.

Dabei sollen die vorhandenen elf Touren stetig erweitert werden. Dafür zeigt sich die Entwicklungsplattform des städtischen Planungsreferats „Plantreff“ verantwortlich. Zukünftig seien dabei auch Kooperationen mit verschiedenen Münchner Museen oder Vereinen vorstellbar. Stadtbaurätin Merk sieht in der App großes Potential: „Wir können damit eine ganz andere Generation ansprechen, gerade für die Jüngeren ist die App ein unkomplizierter erster Einblick in unsere Themen.“

Kritik an München entdecken

Soweit der gute Wille und die Theorie. In der Praxis kommt die App tatsächlich noch recht statisch daher. Es beginnt mit Schwierigkeiten, die App im Store überhaupt zu finden. Getestet wurde deshalb die Web-App, die über den Browser läuft. Man kann nun zwischen einer Karten- oder Listenansicht wählen und sich Spaziergänge in der Nähe anzeigen lassen. Diesen kann man dann folgen und an den markierten Stationen die jeweiligen Informationen und Bilder durchklicken. All das wirkt etwas sperrig. Die große Neuerung gegenüber einer Handbroschüre ist noch nicht wirklich absehbar. Wünschenswert wäre hier mehr Interaktivität vor Ort. Was zum Beispiel ein Spiel wie Pokémon GO bereits 2016 vollbrachte – die Realitätswahrnehmung durch das Smartphone gewissermaßen zu erweitern – gelingt mit der App „München entdecken“ leider noch nicht. Es wäre sicher spannend, wenn die weitere Entwicklung das Prinzip der Augmented Reality vertiefen würde. 

Verschenkte Potentiale

Auch an anderen Stellen wird die App nicht ganz dem gerecht, was heute möglich und marktüblich ist. So sind beispielsweise audiobegleitete Touren kein Thema. Weiterhin bleibt die Teilhabe über eine Verknüpfung mit sozialen Netzwerken und damit auch einer Interaktion mit anderen Tourengehenden außen vor. Alles in allem wirkt die München App wie ein kleiner erster Schritt in die richtige Richtung. Die bereitgestellten Informationen und der generelle Vorstoß des Planungsreferats auf den App Markt sind begrüßenswert. An der Attraktivität und spielerischen Nutzer*innenfreundlichkeit lässt sich sicher noch schrauben. Wenn die Entwicklungsabteilung dabei zukünftig noch nachjustiert, könnte „München entdecken“ jedoch zu dem beitragen, was Stadtbaurätin Merk sich wünscht: einen unkomplizierten Zugang zu den Geschehnissen der Stadtentwicklung zu schaffen. 

Mehr zur Digitalisierung in der Baubranche lesen Sie hier.

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