17.02.2023

Projekt

Oceanix Busan – Prototyp einer schwimmenden Stadt

Oceanix Busan kann auf bis zu 20 Plattformen erweitert werden. Foto: OCEANIX/BIG-Bjarke Ingels Group
Oceanix Busan kann auf bis zu 20 Plattformen erweitert werden. Foto: OCEANIX/BIG-Bjarke Ingels Group

Das UN-Habitat und seine Partner stellen Oceanix Busan vor, den weltweit ersten Prototyp einer schwimmenden Stadt. Diese wurde von BIG entworfen und bietet eine bahnbrechende Technologie für Küstenstädte.


Ein neues Modell für Küstenstädte

Oceanix Busan ist der weltweit erste Prototyp für eine nachhaltige, schwimmende Stadt. Das Projekt wird von UN-Habitat, der Stadt Busan in der Republik Korea und von Oceanix betrieben. Letzteres ist ein Blue-Tech-Unternehmen, das sich auf schwimmende Städte spezialisiert hat. Mit Oceanix Busan wollen die Partner ein Beispiel für Küstenstädte geben, die mit schwerem Landmangel zu kämpfen haben. Dazu kommen oft noch klimatische Bedrohungen. Schwimmende Städte können den Lebensraum von Küstenstädten erweitern und verbessern.

Zwei von fünf Menschen leben nicht weiter als 100 Kilometer von der Küste entfernt. Zudem sind 90 Prozent der Megastädte durch den steigenden Meeresspiegel gefährdet. Überschwemmungen zerstören nicht nur Lebensgrundlagen, sondern auch Infrastrukturen im Wert von Milliarden von US-Dollar. Wie die jüngste Flutkatastrophe in Pakistan gezeigt hat, sind bereits Millionen von Klimaflüchtlingen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Gleichzeitig zwingt das rasante Wachstum der städtischen Bevölkerung in gefährdeten Städten wie Kalkutta, Dhaka, Mumbai, Lagos und Bangkok ärmere Menschen dazu, immer näher ans Wasser zu ziehen.

Die Oceanix-Stadt in Busan wird die erste ihrer Art sein. Auch andere gefährdete Gebiete wie die Malediven wollen ihr Gebiet durch schwimmende Städte erweitern. Sie setzen ihre Hoffnungen dabei auf Wohnungen und Infrastrukturen, die auf schwimmenden Pontons errichtet werden. Diese sind sowohl widerstandsfähig gegen den Anstieg des Meeresspiegels als auch gegen Stürme. Sie bieten somit eine Lösung für die Herausforderungen des Klimawandels. Oceanix will die schwimmende Erweiterung von Busan deshalb bis 2025 abschließen.

Oceanix Busan: Luftaufnahme vom Land aus. Foto: Oceanix/BIG-Bjarke Ingels Group.
Oceanix Busan: Luftaufnahme vom Land aus. Foto: Oceanix/BIG-Bjarke Ingels Group.

Die Architektur von Ocenix Busan

Im Jahr 2019 beschloss der UN-Rundtisch für nachhaltige schwimmende Städte also, einen Prototyp für eine schwimmende Stadt mit einer Gastgeberstadt zu bauen. Im April 2022 stellten die federführenden Architekten BIG-Bjarke Ingels Group und Samoo (Samsung Group) dann die detaillierten Pläne für Oceanix Busan vor.

Die neue schwimmende Stadt wird dabei ein zusammenhängendes Stadtviertel sein, das der zweitgrößten Stadt Südkoreas zusätzlichen Raum bietet. Derzeit leben 3,4 Millionen Einwohner in Busan, einer wichtigen maritimen Stadt, die vor allem für den Schiffsbau bekannt ist. Oceanix Busan wird demnach 6,3 Hektar groß sein und Platz für 12 000 Menschen bieten. Jedes Stadtviertel auf der schwimmenden Stadt wird außerdem einem bestimmten Zweck dienen, z. B. dem Wohnen, der Forschung oder der Unterbringung. Pro Viertel werden dabei 30 000 bis 40 000 Quadratmeter für gemischte Nutzungen zur Verfügung stehen.


Anpassung im Laufe der Zeit

Oceanix Busan wird zudem über Verbindungsbrücken mit dem Festland verbunden sein. Dank ihrer Lage in einer geschützten Lagune wird die schwimmende Stadt auch extremen Wettereinflüssen standhalten können. Gleichzeitig steht die soziale Nachhaltigkeit im Vordergrund: Jede der einzelnen Plattformen wird niedrige Gebäude mit weichen Linien, Terrassen für das Leben drinnen und draußen und ein Netz öffentlicher Räume beherbergen.

Mit der Zeit wird sich die Stadt verändern und anpassen. Oceanix Busan besteht zunächst aus drei Plattformen für 12 000 Einwohner*innen und Besucher*innen und kann später auf über 20 Plattformen erweitert werden. Produktive Außenstellen mit Photovoltaikanlagen und Gewächshäusern können im Laufe der Zeit je nach den Bedürfnissen der Stadt erweitert oder verkleinert werden. Um eine Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen, ist die Stadt in sechs verschiedene Systeme unterteilt. Dazu gehören Abfallvermeidung, geschlossene Wasserkreisläufe, Lebensmittel, Energieeffizienz, innovative Mobilität und die Wiederherstellung von Lebensräumen an der Küste. Die schwimmende Stadt wird 100 Prozent der benötigten Energie selbst erzeugen. Außerdem wird jedes Viertel sein eigenes Wasser aufbereiten und wieder auffüllen, seine Ressourcen recyceln und städtische Landwirtschaft betreiben.

Die schwimmende Stadt wird einen Aquaponik-Wald haben. Foto: Oceanix/BIG-Bjarke Ingels Group.
Die schwimmende Stadt wird einen Aquaponik-Wald haben. Foto: Oceanix/BIG-Bjarke Ingels Group.
Blick auf die geplante People's Alley bei Nacht. Foto: Oceanix/BIG-Bjarke Ingels Group.
Blick auf die geplante People's Alley bei Nacht. Foto: Oceanix/BIG-Bjarke Ingels Group.

Schwimmende Infrastruktur als Weg in die Zukunft

„Der heutige Tag ist ein entscheidender Meilenstein für alle Küstenstädte und Inselstaaten, die an vorderster Front gegen den Klimawandel kämpfen. Wir sind auf dem besten Weg, Oceanix Busan zu realisieren und zu zeigen, dass schwimmende Infrastruktur neues Land für Küstenstädte schaffen kann, die nach nachhaltigen Möglichkeiten suchen, sich auf dem Meer auszudehnen und sich gleichzeitig an den Anstieg des Meeresspiegels anzupassen“, sagte der Vorstandsvorsitzende von Oceanix, Philipp Hofmann.

Bei der Enthüllung der Pläne für Oceanix Busan im April 2022 sagte der Bürgermeister der Stadt, Park Heong-joon: „Als Bürgermeister der Metropolitan City Busan nehme ich unser Engagement für das Credo ‚The First to the Future‘ sehr ernst. Wir haben uns mit UN-Habitat und Oceanix zusammengetan, um diese mutige Idee als erste in die Tat umzusetzen, denn angesichts des Meeresspiegelanstiegs und seiner verheerenden Auswirkungen auf die Küstenstädte steht unsere gemeinsame Zukunft auf dem Spiel“. Der Bürgermeister hat sich für Busan eine ambitionierte Agenda gesetzt, zu der auch das Ziel gehört, die Stadt in eine intelligente grüne Stadt zu verwandeln und sich für die Weltausstellung 2030 zu bewerben.

Laut Bjarke Ingels, Gründer und Kreativdirektor der BIG-Bjarke Ingels Group, wird die schwimmende Stadt in Busan ein Vorzeigeprojekt sein: „Mit dem Entwurf einer Lösung für die am stärksten gefährdeten Küstengebiete an der Frontlinie des Klimawandels werden die neuen modularen maritimen Quartiere von Oceanix ein Prototyp für nachhaltige Gemeinschaften sein, die von Busans einzigartigem Nebeneinander von Alt und Neu geprägt sind. Oceanix Busan wird eine Verbindung zwischen der Stadt und dem Meer schaffen und diesen Geist auf das Hafengebiet ausdehnen“.

Das neue Stadtviertel von Busan wird waldähnliche öffentliche Räume umfassen. Foto: https://oceanix.com/media/
Das neue Stadtviertel von Busan wird waldähnliche öffentliche Räume umfassen. Foto: https://oceanix.com/media/

Oceanix Busan Partner

Blue-Tech-Unternehmen wie Oceanix sind auf Expansionskurs, denn die Nachfrage nach Lösungen für Städte, die vom steigenden Meeresspiegel bedroht sind, steigt. Itai Madamombe und Marc Collins Chen gründeten Oceanix im Jahr 2018. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, schwimmende Städte zu bauen, in denen Menschen nachhaltig auf dem Meer leben können. Für Oceanix Busan hat das Unternehmen mit berühmten Designern, Ingenieuren und Nachhaltigkeitsexperten zusammengearbeitet, um einen hochwassersicheren Prototyp zu entwickeln.

Die Unterstützung von UN-Habitat ist der Schlüssel zu Oceanix Busan. Die Organisation der Vereinten Nationen setzt sich für sozial und ökologisch nachhaltige Städte und Siedlungsräume ein. Ziel ist es, eine bessere Lebensqualität für alle Menschen in einer urbanisierten Welt zu erreichen, im Einklang mit dem sogenannten Ziel 11 für nachhaltige Entwicklung. Derzeit ist UN-Habitat in über 90 Ländern tätig, um durch Wissen, politische Beratung, technische Hilfe und Demonstrationsprojekte einen Wandel zu fördern.

Auch das Projekt „Malediven Floating City“ möchte sich mit einer schwimmenden Stadt den Herausforderungen des steigenden Meeresspiegels stellen. Lesen Sie hier mehr dazu.

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