19.07.2022

Projekt

Schwimmende Stadt auf den Malediven

Ansicht der Wohneinheiten der schwimmende Stadt mit Steg direkt am Wasser
Die Maldives Floating City, die schwimmende Stadt auf den Malediven, bietet direkten Wasserzugang für alle Bewohner*innen. Bild: Waterstudio.NL/Dutch Docklands Maldives

Die schwimmende Stadt auf den Malediven stellt sich der Herausforderung des steigenden Meeresspiegels. Wie das Projekt „Maldives Floating City“ neue Standards für schwimmende Städte setzen will, erfahren Sie hier.

Die Malediven sind für viele vor allem eine Traumdestination zum Reisen. Zugleich gehören sie zu den Inselnationen, die besonders früh vom Klimawandel betroffen sein werden. Ihr höchster Punkt liegt nur 2,5 Meter über dem Meeresspiegel, sodass ein steigender Wasserpegel die 26 ringförmigen Atolle aus über 1 000 Koralleninseln schnell überfluten können. Eine Lösung ist die Idee schwimmender Städte, die sich mit dem Meeresspiegel bewegen.

Verkauf von schwimmenden Wohnungen startet in Kürze

Die niederländische Firma Dutch Docklands hat nun gemeinsam mit der maledivischen Regierung ein Projekt namens Maldives Floating City gestartet. Der Masterplan von Waterstudio aus den Niederlanden sieht mehrere Tausend schwimmende Wohneinheiten vor, die sich in einer Warmwasser-Lagune im Indischen Ozean mit einer Größe von über 200 Hektar befinden sollen. Die Floating City liegt nur 10 bis 15 Minuten Bootsfahrt von der Hauptstadt Male und dem internationalen Flughafen der Malediven entfernt.

Jede Wohneinheit hat direkten Zugang zum Wasser. Es soll sich um eine gemischte Gemeinschaft mit verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten wie Wohnen, Shopping, Hotels und Restaurants handeln. Der Verkauf der Wohneinheiten soll bald beginnen. Aktuell ist es bereits möglich, sein Interesse auf der Website zu registrieren.

Schwimmende Stadt – Der Trend

Die Idee einer schwimmenden Stadt ist alt und wurde zum Beispiel bereits vom Uru-Volk auf dem Titicaca-See zwischen Bolivien und Peru umgesetzt. Dort werden Inseln aus Schilf genutzt, um Wohnraum sowie Platz für Landwirtschaft zu schaffen. In Amsterdam gibt es mit Waterbuurt eine kleine Siedlung von etwa 100 Häusern, die ebenfalls als Floating City zu beschreiben sind.

In den letzten Jahren gibt es immer mehr Vorschläge für schwimmende Städte im großen Stil. Zum Beispiel schlägt die US-amerikanische Firma Oceanix für die südkoreanische Stadt Busan eine Floating City vor. Diese Erweiterung, die bereits von Bjarke Ingels Architects entworfen wird, soll zunächst 10 000 Menschen beherbergen. Danach lassen sich dank modularer Bauweise immer mehr Einheiten hinzufügen.

Nun ziehen die Malediven nach. Ihre neue Stadt wird sich auf sechseckigen Segmenten befinden, die sich von der Geometrie an die örtlichen Korallenriffen orientieren. Die Wohnungen liegen nur knapp über dem Wasser, steigen und sinken aber mit dem Wasserstand. Brücken, Kanäle und Docks verbinden die Segmente und Sandstrände schützen die Struktur an ihren Außenseiten.

Render der Maldives Floating City, die schwimmende Stadt auf den Malediven
Render der Maldives Floating City. Bild: Waterstudio.NL/Dutch Docklands Maldives

Ein neuer Maßstab für schwimmende Städte

Maldives Floating City soll nach eigenen Angaben die erste schwimmende Stadt sein, die komplett von der Regierung unterstützt wird. Dazu gehört, dass Besitzer*innen die Landrechte erhalten und jederzeit auf ein gesetzliches Regelwerk zurückgreifen können. Zudem erhalten Käufer*innen eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung. So soll eine internationale Gemeinschaft entstehen, die verschiedene Kulturen und zugleich Kapital auf die Malediven bringt.

Die Inselnation hat bereits ein nachhaltiges, umweltfreundliches Bewusstsein sowie jahrhundertelange Erfahrung im engen Zusammenleben mit dem Meer. Entsprechend soll die lebhafte neue Stadt auf dem Wasser einen Fokus auf Boote legen. Die Kanäle zwischen den Einheiten bieten die nötige Infrastruktur für Logistik und Transport. Autos sind in der Maldives Floating City nicht erlaubt. Nur Boote, Fahrräder und elektrische, geräuschlose Scooter werden auf den neuen, schwimmenden Inseln legale Verkehrsmittel sein.

Sicherheit und Stadtentwicklung, die vor steigenden Meeresspiegeln schützt, sind die wichtigsten Werte für die neue schwimmende Stadt. Zudem möchten die Entwickler*innen einen gesunden neuen Lebensstil ermöglichen, der als Beispiel für künftige schwimmende Städte gilt. „Auf diese Weise werden die Malediver*innen ihr Schicksal von Klimaflüchtlingen zu Klima-Innovator*innen umschreiben.“, so die Website maldivesfloatingcity.com.

Die Smart City auf dem Wasser

Die neue Stadt der Malediven soll dynamisch und flexibel funktionieren. Mit einem Smart Grid soll es möglich sein, auf Wetteränderungen sowie Auswirkungen des Klimawandels einzugehen. Elemente wie ein Trinkwasservorrat, Solarpanels, schwimmende Landwirtschaft und die Produktion von Süßwasser sollen dabei helfen, CO2-Emissionen zu reduzieren und eine möglichst selbstversorgende Stadt zu erschaffen. Zugleich sollen die sechseckigen Elemente bei Bedarf anpassbar sein, um mit der Zeit zu wachsen.

Dabei ist es dem Entwickler wichtig, ökologische Best Practices zu nutzen. Damit soll das marine Ökosystem der Malediven geschützt und verbessert werden. Neben dem Wachstum auf der Wasseroberfläche soll es auch unter Wasser einige Veränderungen geben, um etwa das Wachstum der wertvollen Korallenriffe zu unterstützen. So soll die Stadt künstliche Korallenriffe an ihrer Unterseite haben, wodurch natürliches Wachstum stimuliert werden kann. Zugleich sind die Korallenriffe ein natürlicher Wellenbrecher, der Sicherheit und Komfort für die Bewohner*innen bietet. So hoffen die Entwickler, die ökofreundlichste Stadt der Welt zu werden. Die Maldives Floating City soll das Ziel des Landes, bis 2030 CO2-neutral zu sein, vorantreiben.

Öffentlicher Raum der Maldives Floating City, die schwimmende Stadt auf den Malediven, mit Palmen und Sitzgelegenheiten
Der öffentliche Raum der Maldives Floating City ist barrierefrei und attraktiv gestaltet. Bild: Waterstudio.NL/Dutch Docklands Maldives

Integrierter Tourismus

Die Floating City der Malediven wird vom Tourismus-Ministerium des Landes unterstützt. In einer Zeremonie am 25. Juni 2022 erhielt die Firma Dutch Docklands Maldives die letzten nötigen Unterschriften, um das Projekt offiziell zu beginnen. Dazu gehörte eine Gebühr in Höhe von einer Million Dollar.

Der Wirtschaftsbeirat der maledivischen Regierung hatte dazu geraten, die Maldives Floating City im Rahmen des integrierten Tourismus-Modells zu gestalteten. Entsprechend ist Dutch Docklands eine öffentlich-private Partnerschaft mit der Regierung eingegangen.

Der erste Block der schwimmenden Häuser wird bereits von der Firma BISON gebaut. Er soll im Juli 2022 in die Lagune transportiert und im August 2022 eröffnet werden. Dazu gehört die Einladung an die Öffentlichkeit, sich den neuen Häuserblock anzuschauen. Der Bau der schwimmenden Stadt wird im Januar 2023 beginnen und voraussichtlich vier bis fünf Jahre lang dauern. Die 5 000 Wohneinheiten werden am Boden der Lagune befestigt und ebenfalls miteinander verbunden, um maximale Sicherheit zu bieten.

Die Maldives Floating City oder MFC bietet Wohneinheiten mit einer Größe ab 100 Quadratmeter plus Dachterrasse an. Die günstigsten Einheiten sollen für 250 000 US-Dollar zu haben sein. „Auf den Malediven können wir die Wellen nicht aufhalten, aber wir können mit ihnen steigen“, sagt Mohamed Nasheed, früherer Präsident und heutiger Parlamentssprecher der Malediven.

Ebenfalls interessant: das 11. World Urban Forum (WUF) in Katowice, Polen.

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