25.09.2023

Gesellschaft

Umweltsensitives Verkehrsmanagement in Osnabrück

Rote Ampel vor blaugrünem Hintergrund.
In Osnabrück soll eine umweltsensitive Ampelschaltung zur Luftreinhaltung helfen. credits: almani ماني via unsplash

In Osnabrück startet Mitte des Jahres ein Pilotprojekt zu umweltsensitivem Verkehrsmanagement. Werden nun Grenzwerte für Stickstoffdioxid überschritten, greift eine Ampel-Steuerung, die den Verkehr verflüssigen soll.


Osnabrück implementiert neue Maßnahmen zur Luftreinhaltung

Die Stadt Osnabrück hat bereits seit einigen Jahre mit hohen Stickstoffdioxidwerten zu kämpfen. Immer wieder wurden dabei kritische Grenzwerte überschritten. Deshalb hatte die Stadt bereits 2008 einen Luftreinhalteplan verabschiedet und diesen im Jahre 2018 aktualisiert. Verschiedene Maßnahmen sollen dabei Abhilfe schaffen. Unter anderem sieht der Luftreinhalteplan die Einführung eines umweltsensitiven Verkehrsmanagements (kurz: UVM) vor. Dabei sammeln hunderte Detektoren aus der Verkehrssituation und der Wetterlage die Luftschadstoffbelastung an 35 Standorten in der Stadt. Die Daten sind an eine umweltsensitive Ampel-Steuerung geknüpft.


Ampel-Steuerung beeinflusst Verkehrsfluss

Droht eine Überschreitung von festgelegten Grenzwerten, werden Ampeln so geschaltet, dass der Verkehr flüssiger fließen kann. Ampeln an Einfallstraßen länger bleiben dann beispielsweise länger Rot, so dass der Verkehr auf der Hauptstraße nicht ausgebremst und wieder beschleunigt wird. Sobald sich die Luftqualität verbessert hat, werden die Maßnahmenziele deaktiviert. Laut den Behörden sei eine solche Steuerung des Verkehrsflusses  nur an wenigen Tagen im Jahr erforderlich. Auch will die Stadt Verkehrsteilnehmer*innen frühzeitig über die Aktivierung der Maßnahmen informieren, sodass sie sich auf die aktuelle Situation einstellen können. Sollten die ersten Maßnahmen nicht ausreichen, will die Stadt in einem weiterführenden Schritt auf den Zufahrtsstraßen den Verkehr drosseln. „Das heißt nicht, dass er zum Stillstand kommt,“ betont Stadtbaurat Frank Otte. Die Maßnahmen könnten jedoch zum Beispiel auf dem Wallring ein zu hohes Verkehrsaufkommen verhindern.


Kritik am Projekt

Es gibt jedoch auch Kritik am Projekt. Einerseits schränken die Maßnahmen auch jene Verkehrsteilnehmer*innen ein, die nicht zur Luftverschmutzung beitragen – also etwa den Fuß- und Radverkehr. Andererseits könnten die Maßnahmen die Situation in Osnabrück sogar verschlimmern und nicht verbessern. Das prophezeit zumindest sagt Tamás Kurczveil, Professor für Digitalisierung und neue Mobilität an der Ostfalia Hochschule in Salzgitter. Kurzfristig könnte zwar ein positiver Effekt eintreten. Auf lange Sicht würde der flüssigere Verkehr jedoch Menschen geradezu animieren, das Auto in der Stadt noch mehr zu nutzen.


Digitalisierung in Osnabrück

Die nun anlaufende Testphase von eineinhalb Jahren soll zeigen, welche Prognosen sich erfüllen. Die umweltsensitive Ampel-Steuerung wird bis Mitte des Jahres 2023 aktiviert. Dafür investiert die Stadt Osnabrück 3,5 Millionen. Die Hälfte des Geldes steuerte das Bundesverkehrsministerium aus dem Fördertopf „Saubere Luft 2017–2020“ bei. Ermöglicht wird das das neue Verkehrsmanagement nur durch eine Digitalisierung der Technik. Die Datensammlung durch die Detektoren und die Verarbeitung der Informationen sei früher in einem solchen Maße nicht möglich gewesen. Trotz aller Kritik findet Kurczveil deshalb auch lobende Worte für die neue Infrastruktur: „Ich halte es für sehr wichtig, dass wir Entscheidungen in Verkehr auf Basis von Daten und von Messungen treffen. Und dafür bietet dieses Projekt eine super Grundlage.“

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