01.12.2022

Projekt

Das neue Papierwerd-Areal in Zürich

So sah das Papierwerd-Areal im Jahr 2016 aus. Bildquelle: Amt für Städtebau
So sah das Papierwerd-Areal im Jahr 2016 aus. Bildquelle: Amt für Städtebau

Seit Jahrzehnten diskutiert die Stadt Zürich über die Nutzung des Globus-Provisoriums beim Hauptbahnhof. 1961 eröffnete das Warenhaus Globus den Bau – auf fünf Jahre angelegt. Jetzt ist das Gebäude Standort einer Coop-Filiale und Büros der Stadtverwaltung. Das Dialogverfahren „Forum Papierwerd“ thematisierte nicht nur den Bau, sondern umfassend die künftige Nutzung des Papierwerd-Areals. Welche zentralen Aussagen als wichtige Grundlage für die zukünftige Entwicklung des Papierwerd-Areals entstanden, stellen wir hier vor.


Grundlagen für die Entwicklung des Papierwerd-Areals

In Zürich wird schon lange über die Nutzung des Globus-Baus auf dem Papierwerd-Areal diskutiert. Denn der ursprünglich als temporär angelegte Bau entspricht nicht mehr den modernen Ansprüchen der Stadtplanung. Gemeinsam mit den Bürger*innen entscheidet der Stadtrat nun über die Zukunft des Areals. Dafür hat die Stadt Zürich einen mehrstufigen Strategieprozess entwickelt, der die Grundlagen für das weitere Vorgehen definiert. Noch bis zum 21. Dezember 2022 können Bürger*innen an der Online-Umfrage zum Forum Papierwerd teilnehmen.

Damit nimmt die Stadt Zürich eine grundlegende Auslegeordnung für das Globusprovisorium vor. Bauliche Entwicklungsrichtungen von Erhalt über Neubau, Freiraum oder Platz bis hin zu einer Kombination dieser Vorhaben kommen in Frage. Da das zentral gelegene Areal sehr bedeutend für Zürich ist, nimmt sich die Stadt die Zeit, einen mehrstufigen Prozess durchzuführen.

Limmatquai, Niederdorf, ohne Datierung. Bildquelle: Baugeschichtliches Archiv
Limmatquai, Niederdorf, ohne Datierung. Bildquelle: Baugeschichtliches Archiv

Das Areal mit dem Globusprovisorium

Das heutige Globusprovisorium befindet sich auf dem Züricher Papierwerd-Areal zwischen Hauptbahnhof und Limmatquai auf einer ehemaligen Insel in der Limmat. Der Name kommt von einer Papiermühle, die 500 Jahre lang auf dieser Insel stand. Seit 1961 ist dort das Globusprovisorium zu finden. Es stellte zunächst eine Übergangslösung dar, solange der Neubau des Warenhauses an der Pestalozziwiese stattfand. Dies war möglich, da die Zürichsee-Regulierung die Ufermauer beim Bahnhofquai mit einer neuen Straßenführung umgestaltete. Dabei kam es zu der bis heute bestehenden Bahnhofquai-Unterführung.

Aber auch lange nach Eröffnung blieb das ursprünglich nur provisorisch für fünf Jahre geplante Gebäude bestehen. Heute befinden sich darin ein Supermarkt und Büros. Um das Papierwerd-Areal besser zu nutzen, hat die Stadt Zürich den Strategieprozess ins Leben gerufen. Er besteht aus den folgenden vier Phasen:

  1. Vorbereitung: Ab dem Jahr 2020 wurde der Prozess vorbereitet und Rahmenbedingungen wurden geklärt.
  2. Konzeption: Von 2021 bis 2022 konzipierte die Stadt Zürich ein passendes Dialogverfahren und bereitete es entsprechend vor.
  3. Durchführung: Im Jahr 2022 wurde das „Forum Papierwerd“ durchgeführt. Dabei diskutierten die Expert*innen Fragen rund um die künftige Bedeutung, Nutzung, Funktion, bauliche Varianten und Potenziale des Areals.
  4. Bericht/Antrag: 2023 und 2024 werden die Ergebnisse des Forums dokumentiert und es entstehen Handlungsempfehlungen. Der Bericht soll die Grundlage für eine Interessensabwägung sowie für den Entscheid des Stadtrats über die Zukunft des Areals bilden.

Das Forum Papierwerd

Das Herzstück der Diskussionen ist dabei das Dialogverfahren „Forum Papierwerd“, das im November 2022 endete. Hier konnte sich die interessierte Öffentlichkeit bereits beteiligen. Im Anschluss geht es nun darum, einen Bericht mit Handlungsempfehlungen zu den vier möglichen baulichen Entwicklungsrichtungen zu erarbeiten und ihn dem Stadtrat zu unterbreiten.

Das Forum Papierwerd bestand aus Fachpersonen aus Stadtentwicklung und Soziologie, Städtebau und Architektur, Landschaftsarchitektur und Umwelt und Mobilität. Auch Vertretungen von Politik, Vereinen, Organisationen und Verbänden sowie Bewohner*innen von Zürich waren  eingeladen. In mehreren Veranstaltungen diskutierten die Teilnehmenden Szenarien für die Zukunft des Papierwerd-Areals .

Die Stadt Zürich lud zum Forum mit insgesamt vier Veranstaltungen ein und teilte die etwa 60 Teilnehmenden auf der Basis ihrer Profession und Rolle einer von sechs Gruppen zu. In wechselnder Zusammensetzung beantworteten die Gruppen Fragen zur künftigen Bedeutung des Areals und seiner Bebauung und Nutzung. Am 21. November 2022 wurde der Schlussbericht des Forums vorgestellt.

In elf zentralen Aussagen sind die Ergebnisse des Beteiligungsprozesses festgehalten. Bildquelle: Stadt Zürich
In elf zentralen Aussagen sind die Ergebnisse des Beteiligungsprozesses festgehalten. Bildquelle: Stadt Zürich

Die elf zentralen Aussagen

Im Rahmen des Strategieprozesses erarbeitet die Stadt Zürich gemeinsam mit breiter Unterstützung die folgenden zentralen Aussagen zur Zukunft des Papierwerd-Areals:

  1. Öffnung für die gesamte Bevölkerung
  2. Areal als Teil der Perlenkette von See bis Platzspitz
  3. Dynamische Beispielbarkeit
  4. Entwicklungsplattform im Dialog
  5. Teilrückbau
  6. Ausgedehnter Freiraum im Süden und Baumbestand über den ganzen Perimeter
  7. Mehr Geschosse als heute
  8. Offenes Erdgeschoss
  9. Ankernutzung im Untergeschoss
  10. Dach zugänglich und nutzbar
  11. Durisol-Panele erhaltenswert

Die obenstehende Zeichnung des künftigen Papierwerd-Areals zeigt, wie sich das Globus-Provisorium verändert und außerdem wie die elf zentralen Aussagen umgesetzt werden könnten. Jedoch stellt sich dabei nach wie vor die Frage, ob es sich um einen Neubau, um ein erhaltenes Gebäude, einen neuen Freiraum oder eine Kombination handeln wird. Dies wird voraussichtlich vom Züricher Stadtrat entschieden, sobald der Bericht zum Forum Papierwerd vorliegt.


Paralleler Prozess für den Raum rund um den Hauptbahnhof

Gleichzeitig zu den Plänen für das Papierwerd-Areal arbeitet die Stadt Zürich gemeinsam mit dem Tiefbauamt derzeit an einem Masterplan für den Hauptbahnhof und das Hotel Central. Dieser Plan soll ein Zukunftsbild für verkehrliche und stadträumliche Planungen bieten. Die Ideen zum Teilraum Papierwerd-Areal flossen als beispielhafte Vorschläge in die Diskussionen mit ein.

Übrigens: Mit dem „pinken Dschungel“ gab es auch 2018 interessante Ansätze in Zürich, um neue Stadtbilder zu schaffen.

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