Das Land Berlin vergab im November zum 49. Mal den Peter-Joseph-Lenné-Preis. Im Rahmen des Ideenwettbewerbs waren Anfang des Jahres drei Gestaltungsaufgaben ausgelobt worden. 19 Nachwuchsplaner*innen erhielten nun Preise und Anerkennungen.
Peter Jospeh Lenné prägte und prägt die Landschaftsarchitektur
Einst beeinflusste Peter Joseph Lenné persönlich die Gartenkunst in Preußen. Rund 50 Jahre wirkte er in Berlin und Umland – schuf unter anderem die preußischen Gärten in Berlin und weitere Landschaftsgärten in Potsdam. Viele davon sind heute als Welterbe der Menschheit geschützt. Lenné ist es zu verdanken, dass Volksparks und Grünzüge im Stadtgrundriss der heutigen Bundeshauptstadt wesentlicher Bestandteil sind. Seine Vision der durchgrünten, lebenswerten und sozialen Stadt dient noch immer als Vorbild. Gleichzeitig gründete er mit der Königlichen Gärtnerlehranstalt eine der weltweit ersten Ausbildungsstätten für die Gartenkunst. Neben seiner praktischen gestalterischen Tätigkeit, ermunterte er Generationen von Auszubildenden dem Gestaltungsberuf nachzukommen. Sein Einfluss reicht bis heute. Durch die Grünstrukturen, die er hinterließ. Aber auch durch sein geistiges Erbe, in dessen Sinne wiederkehrend der Peter Joseph Lenné Preis ausgerufen wird. Seit 1965 werden damit herausragende Wettbewerbsbeiträge in den Bereiche Garten- und Landschaftsarchitektur, Städtische Grünordnungs- und Landschaftsplanung einschließlich Naturschutz und Pflanzenverwendung prämiert.
Peter Jospeh Lenné Preis im Jahre 2022
Im Jahr 2022 beteiligten sich 74 junge Nachwuchsplaner*innen am Wettbewerb. Im November desselben Jahres wurden 19 Teilnehmer*innen mit dem heiß begehrten Preis ausgezeichnet. Der Fokus und die Themenfelder des Wettbewerbs wandelten sich über die Jahre. Mittlerweile lobt die Jury Aufgaben aus den Kategorien Regional, National und International aus. Die regionale Ausschreibung forderte eine kreative Vision für den Campus der Kunsthochschule Weißensee. Die nationale Aufgabe befasste sich mit der Stadt Chemnitz, die im Jahre 2025 den Titel europäische Kulturhauptstadt bekleidet. Dabei galt es eine innerstädtische Freiraumachse vom Stadtzentrum bis zum Schloss zu entwickeln. Die internationale Aufgabe schließlich war 2022 in Ungarn verortet. Dort möchte die Stadt Budapest den Ausbau städtischer Grünflächen vorantreiben. Der Peter Joseph Lenné Preis wählte beispielhaft für diese Aufgabe das Waldgebiet Terebesi. Für die Fläche sollte ein Stufenkonzept aus Park, naturnahem Parkwald und naturbelassenem Wald entwickelt werden.
Kategorie Regional – Campus Weissensee
Die hochkarätig besetzte Jury vergab am Ende neben den Preisen auch mehrere Anerkennungen. In der Kategorie lokal vernetzte Bernadette Brandl mit ihrem Konzept die Standorte der Kunsthochschule Weißensee mit der Nachbarschaft. Dabei entwickelte sie unter dem Titel „Gartencampus Weißensee – Neu Synapsen für das Campusquartier“ eine zusammenhängende Grünraumstruktur. Sie reduziert den ruhenden Verkehr und gibt dafür Baumreihen und Retentionsflächen sowie Rad- und Fußwegen mehr Platz. Weiterhin interpretiert sie die kleingärtnerische Struktur des Campus neu, wodurch auf dem relativ kleinen Areal eine hohe Intensität an verschiedenen Qualitäten entsteht. Dafür erhielt sie nicht nur den Joseph Lenné Preis, sondern auch eine Anerkennung der Karl-Foerster-Stiftung. Die zweite ausgezeichnete Arbeit mit dem Titel „Weissensees Neuer Campus“ stammt von Irina Enns. Sie entwickelte am Standort einen attraktiven, belebten Quartiersplatz und eine reduzierte, aber durchdachte Strukturierung des Gesamtareals. Die Dachflächen integriert sie als fünfte Fassade in den Entwurf. Für ihre Arbeit erhielt sie eine Anerkennung.
Kategorie National – Chemnitz
In der Kategorie National wurden gleich drei Teams ausgezeichnet. Eva Wagner, Robin Schiedt, Roman Elia Paul Müller und Pauline Kopp gewannen mit ihrer Arbeit „Verbunden.Chemnitz wächst zusammen“ den ersten Preis. Dabei überzeugte vor allem ihre Neugestaltung des Uferparks. Der PKW-Verkehr wird zurückgedrängt, wodurch wichtige Verbindungen für den fußläufigen Verkehr entstehen. Zwei Seeterrassen dienen als Anziehungspunkte. Die Arbeit reagiert feinfühlig auf den Bestand und schafft gleichzeitig eine neue Verbindung der unterschiedlichen Bereiche. Jeweils eine Anerkennung erhielten der Entwurf „Die Blumen von Karl Wienke“, welchen das Projektteam um Mila Boras, Moritz Blüml und Djordje Ilic einreichte. Dieser findet eine besonders kreative Lösung für die temporären Nutzungen während des Kulturhauptstadjahres. Die weitere Anerkennung ging an „Breite Weite“ von Carlotta Behrendt und Jonas Möller, die für ihre Detailschärfe gelobt wurden. Neben einer durchgehenden Grünverbindung ergänzen kleine Platzsituationen und eine Stufenanlage unterhalb des Schlossbergs den Entwurf.
Kategorie International – Budapest
Auch in der Kategorie international gab es drei prämierte Arbeiten. Der Hauptpreis ging an Wolfram Daniel, Katharina Dropmann, Katharina von Unold und Paula Erber mit ihrem Beitrag „in conspectum dari – den Terebesi sicht- und nutzbar machen“. Aus dem Bestand entwickeln sie spezifische Vegetationsbilder und Pflegeintensitäten, die zur Raumgliederung dienen. Weiterhin entsteht im angrenzenden Industriegebiet ein Gleispark, der den Terebesi als relevanten Teil des Stadtgebietes sichtbar macht. Der mehrdimensionale Ansatz der Arbeit sucht auch nach Antworten auf soziale Fragen, zum Beispiel im Umgang mit Obdachlosigkeit.
Eine weitere Auszeichnung geht an das Entwurfsteam David Kovacs, Zsuzsa Patka und Timea Reggel aus Budapest, die für ihre Heimatstadt die Vision „Reconnecting nature & community“ entwickelt haben. Neben der naturnahen Erneuerung der Vegetation steht die Integration von Erholungsflächen im Fokus. Abschließend wurde VivienI Harmati für ihre Arbeit „TEREBESI PARKWALD FÜR ALLE!“ geehrt. Diese zeigt, wie der Terebesi über die Wettbewerbsgrenzen hinaus als Landschaftspark die Umgebung beeinflussen kann.
Inspiration und Förderung
Ingesamt nahmen am Wettbewerb 36 Teams teil. Mit ihren Beiträgen bilden sie eine breite Varianz an Herangehensweisen und Gestaltungsvorstellungen ab. So profitiert die Öffentlichkeit von frischen und kreativen Ideen zur Stadt- und Landschaftsgestaltung. Gleichzeitig werden die jungen Planer*innen bei ihrem beruflichen Werdegang unterstützt. Auch über 150 Jahre nach Peter Joseph Lennés Tod wirkt der Gartenkünstler somit weiter. Sowohl in der Ausbildung junger Gestaltungstalente, als auch in der stetigen Verbesserung der (Stadt-)Landschaft und heutiger Lebenswelten.
Diese Preisträger*innen überzeugten im Jahrgang 2020.