Hamburgs Stadtpark Planten un Blomen ist mehr als nur eine große Grünfläche – 47 Hektar, um genau zu sein. Er ist ein geschichtsträchtiger Ort, an dem sich die Historie des Geländes ablesen lässt. Seine Bedeutung als Gartendenkmal ist unbestritten. Besucher*innen schwelgen darin aber nicht nur in der Vergangenheit, denn er hat auch in der Gegenwart einiges zu bieten. Von verschiedenen Gärten (japanisch, botanisch, Rosen) über zahlreiche Attraktionen für Groß und Klein. Hier erfahren Sie alles, was sie über den Park Planten un Blomen wissen müssen.
Vor Planten und Blomen: ein revolutionärer Park
Im Jahr 2020 feierte der Hamburger Stadtpark Planten un Blomen sein 200. Jubiläum. Das war nicht gerade die beste Zeit, um die Geschichte einer der schönsten Grünanlagen der Hansestadt zu huldigen. Die Corona-Pandemie durchkreuzte die geplanten Events der Veranstalter*innen.
Aber da der Spaziergang in diesem Jahr eine ungeahnte Renaissance erlebte, weil ja sonst nichts blieb, was man tun konnte, waren Parks auch ohne Jubiläumsattraktionen beliebte Magneten zum Flanieren. Und ohnehin: Planten un Blomen ist eine konstante Erholungsperle der Hamburger*innen, Virus hin oder her, eine 47 Hektar große Anlage von historischer und gartenpflegerischer Bedeutung westlich der Alster, nicht weit von der Universität gelegen.
Hinter dem Park, der Einheimische und Tourist*innen zuhauf anzieht, verbirgt sich aber mehr als sein Beitrag zu Hamburgs Grüngürtel. Er ist auch ein Dokument der Stadtgeschichte. Wo heute Familien, Senior*innen und Jugendliche sich treffen, um auf den grünen Flächen zu entspannen, befanden sich früher eine Aufmarschfläche und Zwangsarbeiterlager im Zweiten Weltkrieg.
Aber bereits 1820 bis 1837 entstand hier ein Landschaftspark nach den Plänen des Kunstgärtners Isaak Altmann. Er sollte Ruhepol und Wissensstandort sein, mit Museen und Instituten. Zu seiner Zeit verfolgte Altmann mit diesem mehrschichtigen Parkkonzept ein revolutionäres Ziel – so eine Grünfläche war bis anhin ungesehen.
Von der Wallanlage zum englischen Landschaftsgarten
Dieser Park trug aber nicht sofort seinen heute so bekannten Namen. „Planten un Blomen“ ist Plattdeutsch. Den Namen erhielt der Park anlässlich der Niederdeutschen Gartenschau „Planten un Blomen“ im Jahr 1935, als der Hamburger Gartenarchitekten Karl Plomin das Gelände in eine Parkanlage umgestaltete. Was der Name bedeutet, ist naheliegend: Pflanzen und Blumen. Und davon gibt es eine ganze Menge.
Heilpflanzen und Kräuter im Apothekergarten, prächtige Staudenpflanzen und Schwertlilienblüten in den Bürgergärten, Rosen in den Rosengärten. Im japanischen Landschaftsgarten warten Kirschblüten, stille Teiche und ein Teehaus, auf den Mittelmeerterrassen Hibiskus, Clematis, Feigen, Mammutblatt und Limonen.
Früher befanden sich auf dem Gelände von Planten un Blomen die Wallanlagen, die Johan van Valckenburg zwischen 1616 und 1625 als Befestigungsring um den damaligen Stadtkern angelegte. Diese verloren Ende des 18. Jahrhunderts aus militärischer Perspektive in Europa allmählich ihre Bedeutung. Infolgedessen erhielt Isaak Altmann aus Bremen den Auftrag, die Anlage nach englischem Vorbild umgestalten. Das heißt, sie als englischen Landschaftsgarten neu zu interpretieren und sie der Bevölkerung zur Erholung zur Verfügung zu stellen. Ein Angebot, das sich bei Hamburgs Bürger*innen großer Beliebtheit erfreute.
Gartendenkmal Planten un Blomen
Aus der Ostseite des Wallrings wurde schließlich Anfang des 20. Jahrhunderts eine Verkehrszone. Unter anderem wurde hier 1906 der Hauptbahnhof eingeweiht. Der westliche Teil blieb Parkanlage, wurde im Laufe der Zeit aber immer weiter vergrößert. Er umfasste die Friedhöfe vor dem Dammtor, den ehemaligen Botanischen Garten und den 1861 nördlich davon errichteten Zoologischen Garten. Aus Letzterem entstand 1930 übrigens seinerseits ein Volks- und Vergnügungspark.
Die Gärten in Planten un Blomen
Die Internationalen Gartenausstellungen (IGA) 1953, 1963 und 1973 veränderten die Anmutung der Anlage. Nach 1973 wurden die Areale Planten un Blomen, Alter Botanischer Garten, Kleine und Große Wallanlagen zum Wallringpark zusammengefasst. Erst 1986 erhielt die gesamte Anlage offiziell den Namen Planten un Blomen. Die letzte Umgestaltung fand 2011 an der Nordwestseite des Parks statt. Seitdem gibt es einen neuen Zugang zum Park aus der Richtung des 2004 und 2008 erweiterten Messegeländes.
Die ganzen Um- und Neugestaltungen lassen dennoch zu, dass Besucher*innen sich mit der Historie der ehemaligen Wallanlage auseinandersetzen. Dafür sorgen die zahlreichen erhaltenen Strukturen wie Wassergräben, Bastionen sowie Architekturen und Elemente aus den verschiedenen Gartenausstellungen. Anhand deren lässt sich die Geschichte des Geländes rekonstruieren. Gleichzeitig unterstreichen sie die gartendenkmalpflegerische Bedeutung von Planten un Blomen.
Zu den verschiedenen Strukturen im Park gehören unter anderem auch verschiedene Gärten. So etwa der Japanische Garten. Diesen gestaltete der japanische Gartenarchitekt Yoshikuni Araki im Jahr 1988. Araki hielt sich dabei streng an die Richtlinien des Feng Shui. Besonders am Japanischen Garten in Planten un Blomen ist, dass es sich um den größten Europas handelt. In seiner Mitte befindet sich ein See, seit 1990 steht an dessen Ufer ein japanisches Teehaus. Von Mai bis September können Besucher*innen dort traditionellen Teezeremonien beiwohnen. Außerdem werden dort Workshops zu japanischer Kalligrafie angeboten, aber auch zum Taiko-Trommeln oder zu japanischen Duftzeremonien.
Ein ganz so vielfältiges Angebot an Workshops kann der Rosengarten in Planten un Blomen nicht bieten. Dennoch ist er ebenso einen Besuch wert – schon allein wegen der 300 verschiedenen Rosenzüchtungen. Darunter befinden sich historische Rosen, Parkstrauch- und Wildrosen, Kletterrosen oder Teehybriden. Der Garten ist im klassischen Stil angelegt und bietet Bögen und Sitzecken. Genauso wie beim Japanischen Garten befindet sich im Mittelpunkt des Rosengartens eine Architektur. Der Pavillon dient in den Sommermonaten als Informationszentrum zu verschiedenen Rosensorten und ihrer Pflege.
Dazu kommt ein botanischer Garten. Die Tropenhäuser – dabei handelt es sich um die Schaugewächshäuser des Botanischen Gartens der Universität Hamburg – liegen im Zentrum des Parks. Sie wurden zur Internationalen Gartenausstellung 1963 eröffnet. Heute stehen sie unter Denkmalschutz. Eine besondere Tragkonstruktion ermöglichte es den Architekten, die Innenräume trotz einer maximalen Höhe von 13 Metern ohne tragende Elemente zu gestalten. Der Tropenhauskomplex ist nach Pflanzengruppen und Lebensräumen gegliedert. So gibt es zum Beispiel ein Tropen-, Subtropen-, Kakteen- und ein Farnhaus. Auf insgesamt 2 800 Quadratmetern Fläche sind die verschiedenen Klimazonen der Erde nachgebildet und bieten einen Lebensraum für Pflanzen der ganzen Welt.
Weitere Attraktionen für Besucher*innen
Neben den Attraktionen für Gartenliebhaber*innen und Geschichtsinteressierte finden sich in Planten un Blomen auch diverse Angebote für Familien mit Kindern. Dazu gehören mehrere abwechslungsreiche Spielplätze sowie zahlreiche kostenlose Veranstaltungen. So zum Beispiel Marionettentheater, Zirkus oder Kinderfeste. Dazu kommen Ponyreiten, eine Rollschuhbahn und eine Ton-Werkstatt. Eine Kunsteisbahn zieht außerdem Wintersportler*innen an – im Sommer stehen die 4 300 Quadratmeter hingegen als Rollschuh- und Inlineskate-Bahn zur Verfügung.
Anthologie zum 200. Jubiläum von Planten un Blomen
Musikbegeisterte erfreuen sich zudem an den Gratiskonzerten, die im Alsterpavillon regelmäßig stattfinden. Das Programm von volkstümlicher bis zu klassischer Musik spricht ein breites Publikum an. Im Sommer – von Mai bis September – ziehen die Wasserlichtspiele zusätzliche Besucher*innen an: Jeden Abend um 22 Uhr lockt eine halbstündige Lichtshow, untermalt mit einem wechselnden Musikprogramm.
Studierende nach der Vorlesung, Arbeiter*innen in ihrer Mittagspause, Eltern mit Kinder, Jugendliche beim Sport: Hier trifft man alle. Tourist*innen kommen abends zu den Wasserlichtkonzerten mit Musik auf dem Parksee. Manche treffen sich zum Minigolf-Spielen, andere drehen im Sommer ein paar Runden auf der Rollschuhbahn oder im Winter auf der aufgebaute Eisarena, Deutschlands größer Open Air Eisbahn. Platz genug ist außerdem für Konzerte, Lesungen, Theatervorstellungen und Schachgärten.
In „Planten un Blomen” kann man Tage verbringen und hat am Ende vermutlich immer noch nicht alles gesehen und erkundet. Alle Infos zu Programm und Öffnungszeiten finden Sie hier.
Passend zum 200-jährigen Jubiläum von Planten un Blomen veröffentlichte der Dölling und Galitz Verlag eine Anthologie von Herausgeber Heino Grunert, der seit 1993 Gartendenkmalpfleger in der Hamburger Umweltbehörde ist. Das Werk trägt den Namen Die Hamburger Wallanlagen. Von der Festung bis Planten un Blomen. Wir haben das Buch für Sie gelesen und rezensiert.
Hier erfahren Sie außerdem mehr über die Parkerweiterung und die Umgestaltung des Dag-Hammarskjöld-Platz von POLA Landschaftsarchitekten. Diese hatten 2015 den freiraumplanerischen Wettbewerb für sich entschieden. Ihr Entwurf verbindet die Parkteile mit den Vorplätzen und schafft eine räumlich stimmige Abfolge.