Zeitgleich tüftelte die Verpackungsindustrie an einem weiteren Coup. Die Plastiktüte wurde erfunden. Sie gilt bis heute als Synonym für eine zeitgleich einsetzende Wegwerfmentalität. Während der Ölkrise 1973 wurde Erdöl kurzzeitig knapp und teurer. Die Plastikindustrie litt darunter nur kurzfristig. Auch die Endlichkeit von Rohstoffen, gelangte trotz der Krise nicht nennenswert ins allgemeine Bewusstsein. Bestrebungen zur Vermeidung von Plastikmüll kamen nur langsam auf. Nur vereinzelt experimentierten Designer*innen in ihren Arbeiten in den 1990er Jahre mit recycelten Kunststoffen. Heute sind die Fragen nach einem Umgang mit Plastik und Plastikmüll drängender denn je. Einerseits sind durch das Material in vielen Bereichen zuvor undenkbare Produktionsmöglichkeiten entstanden – etwa im Gesundheitsbereich. Andererseits stehen diesen durchaus geschätzten Nutzungen dramatische, negative Auswirkungen entgegen. Die Plastik Ausstellung verdeutlicht, wie der Planet und die Menschheit von Mikroplastik und Bergen von Verpackungsmüll bedroht sind. Und fordert einen anderen Umgang mit Kunststoff.
Ausstellungsschwerpunkt Recycling
Dazu widmet das Vitra Design Museum dem Thema Recycling einen eigenen Ausstellungsbereich. Und geht der Frage nach, welche Rolle – in Zusammenarbeit mit Industrie, Politik und Konsument*innen – Design spielt. Durch die Zusammenstellung an geschichtlichen Inhalten und zukunftsweisenden Designansätzen wird ein umfassendes Bild gezeichnet. Beispielprojekte zeigen, wie ein inspirierter Umgang mit recyceltem Plastik aussieht. Design und Infrastrukturmaßnahmen gehen dabei oft Hand in Hand. Und Designansätze können politische Macht entfalten. Dazu wird das Projekt „FlipFlop“ in Kenia präsentiert. Aus recyceltem Kunststoff wurde dort ein traditionelles Dau Segelschiff aufgebaut. Dieses fungiert nun als mobiles Informationszentrum und versucht auf dringend notwendige Gesetzesänderungen hinzuwirken. Ein weiterer Lösungsansatz ist in der Rückbesinnung auf nachwachsende Rohstoffe zu erkennen. In der Ausstellung findet sich dazu eine Arbeit der niederländischen Designer Klarenbeek & Dros, die Algen-basiertes Bioplastik aus dem 3D-Drucker herstellen. In Interviews kommen Designer*innen, Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen zu Wort.
Nicht nur die Ausstellungen des Vitra Design Museums sind innovativ, auch der von Piet Oudolf gestaltete Campusgarten ist bemerkenswert.