05.03.2023

Gesellschaft

Rappenalpbach soll renaturiert werden

Zu sehen ist der Rappenbachalp auf Höhe der Breitengehrenalpe.
Der Rappenalpbach. Foto: Whgler, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons

Im Herbst 2022 haben Alpbauern rund 1,6 Kilometer entlang des Rappenalpbach gebaggert. Ihr Ziel: Schäden beseitigen, die ein Hochwasser im August zuvor hinterlassen hat. Der Bayerische Umweltminister Thorsten Glauber kündigte nun die Wiederherstellung des Baches in den Allgäuer Alpen an.

 


Chronologie

Das Rappenalptal liegt in den Allgäuer Hochalpen, nahe der österreichischen Grenze. Das Gebiet steht unter vielfältigem Schutz, es ist als Naturschutzgebiet, Landschaftsschutzgebiet sowie auch als Natura 2000 Gebiet ausgewiesen. Das Tal durchläuft ein Wildbach, der Rappenalpbach.

Nach einem Hochwasser im August 2022, wollten die Alpbauern, welche angrenzende Flächen bewirtschaften, die Hochwasserschäden beseitigen. Hierzu fand Ende August ein Ortstermin mit der unteren Naturschutzbehörde statt. Die Anwesenden haben besprochen, wie die Auswirkungen des Hochwassers beseitigt werden können. Das Gespräch wurde in Form einer Aktennotiz festgehalten.

Im September begannen die Alpbauern mit den Arbeiten. Anfang Oktober ordnete die untere Naturschutzbehörde einen Baustopp an. Der Grund, die Alpbauern hatten den Wildbach im Zuge der Arbeiten über eine Länge von 1,6 Kilometer kanalisiert und bis zu 2,5 Meter eingetieft. Es fand ein Durchbruch der Bachsohle statt. Der Wildbach versiegte stellenweise im Kiesbett. Die Behörden haben das Ausmaß der Bauarbeiten mittels einer Drohne vermessen und dokumentiert.


Wer trägt die Kosten?

Im November hatte das Landratsamtes eine Anordnung erlassen, dass umgehend Maßnahmen durchzuführen sind, welche das durch die Arbeiten gestiegene Hochwasserrisiko vermindern sollen. Die Verursacher sollten an verschiedenen Stellen Dämme entlang des Rappenalpbachs wieder einreißen. Die Kosten sollte die Alpgenossenschaft tragen.

Die Alpgenossenschaft legte wiederum Einspruch gegen den Bescheid des Landratsamtes ein. Nachdem das Verwaltungsgericht Augsburg zunächst den Eilantrag abgelehnt hatte, kam das Bayerisches Verwaltungsgerichtshof zu dem Schluss, dass das Landratsamt Verfahrensfehler begangen hatte.

Die grundsätzliche juristische Aufarbeitung im Hauptsacheverfahren läuft derzeit noch.


Renaturierung des Rappenalpbach

Nachdem die Alpgenossenschaft bereits erste Dämme wieder geöffnet hatte, kündigt der Bayerische Umweltminister Thorsten Glauber im Umweltausschuss des Bayerischen Landtags am 26.01.2023 an, dass nach der Schneeschmelze umfangreichere Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt werden sollen. Es ist geplant, die Kanalisierung sowie die Eintiefung des Baches rückgängig zu machen. Die Wiederherstellung des Lebensraums wird wohl mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Anschließend soll der Rappenalpbach wieder in seinem ursprünglichen Flussbett verlaufen. Die Vorhaben sollen fachlich von der unteren Naturschutzbehörde und Fachbüros begleitet werden.

Wie der Bayerische Rundfunk berichtete, geht aus einem Antwortscheiben einer Anfrage der Grünen im Landtag weiterhin hervor, dass nach Einschätzung des Ministeriums im Zuge der Arbeiten eine vollständige Zerstörung des geschützten FFH-Lebensraumtyps „Alpine Flüsse mit krautiger Ufervegetation“ im Bereich des Eingriffs stattgefunden hat. Zudem ist davon auszugehen, dass hierbei insbesondere Lebensräume von geschützten Arten wie dem Alpensalamander (Salamandra atra) oder der Rotflügeligen Schnarrschrecke (Psophus stridulus) beeinträchtigt bzw. zerstört wurden. Es sei zudem nicht auszuschließen, dass es im Zuge der Arbeiten zur Tötung von geschützten Arten gekommen ist.

Die juristische Aufarbeitung des geschehenem wird noch andauern. Ungeachtet der Schuld lässt sich jetzt schon erahnen, welchen Umfang die Schäden des Ausbaus des Gewässers angenommen haben.

Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen sowie zu den aktuellen Verhandlungen des EU-Naturwiederherstellungsgesetztes sind Landschaftsarchitekt*innen umso mehr gefragt zukünftig kreative Lösungen zum Schutz und zur Wiederherstellung von wertvollen Lebensräumen zu finden.

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