19.07.2023

Projekt

RuT-Lesbenwohnprojekt in der Berolinastraße

Rendering des Wohnprojektes in der Berolinastraße .credit: GSAI, WBM

Nach einer Vielzahl von Rückschlägen ist es nun soweit. Das Wohnprojekt der Initiative lesbischer Frauen Rad und Tat wird realisiert. Vor kurzem war auf dem Grundstück unweit des Alexanderplatzes Grundsteinlegung.


Auf und Ab für Wohnprojekt

Zehn Jahre lang war es ein zähes Ringen für die Initiative lesbischer Frauen Rad und Tat. Immer wieder schien ein Baustart für ihr Bauvorhaben eines altersgerechten Wohnhauses für Lesben zum Greifen nah. Dann vertagte sich das Projekt immer weiter. Die Gründe dafür waren divers. 2014 etwa, als eine Realisierung am Richardplatz in Neukölln in Aussicht stand, sprang der Investor ab. Einige Jahre später, 2018 wagte die Initiative einen erneuten Versuch auf einem Grundstück unweit des Bahnhofs Südkreuz in Schöneberg. Am Ende des Rechtsstreites um den Baugrund unterlagen Rad und Tat jedoch dem Mitbewerber. Es sind nur zwei Beispiele, die das stetige Auf und Ab in der Vergangenheit; die erneute Hoffnung und den bitteren Rückschlag, illustrieren. 


Raumprogramm des Wohnprojektes

Doch nun hat sich für die Initiative lesbischer Frauen Rad und Tat das Durchhalten ausgezahlt. Nahe des Alexanderplatzes in der Berolinastraße entsteht diesmal endgültig das neue Wohnprojekt. Kürzlich war Baustart. In bester Innenstadtlage entstehen somit bald 72 Mietwohnungen. Sie sind größtenteils barrierefrei gestaltet und garantieren so generationsübergreifende Lebensräume. Außerdem soll die Hälfte der geplanten Parteien als geförderte Wohnungen auf den Markt gelangen. Eine Pflege-WG ergänzt das Wohnangebot. Daneben dienen Veranstaltungs- und Beratungsräume und ein Kiezcafé nicht nur den Bewohner*innen, sondern auch dem Viertel als Anlaufstelle. Für Jutta Brambach, Geschäftsführerin der Initiative Rad und Tat, ein Projekt, in dem Lesben und queere Frauen „in einer diskriminierungsfreien und nachbarschaftlichen Umgebung ein gutes Leben führen und ihr Alter genießen können“.

Jutta Brambach, Geschäftsführerin der RuT gGmbH und Steffen Helbig, Geschäftsführer WBM unterzeichnen den Vertrag. Sie sitzen vor einer Regenbogenflagge an einem Tisch. Vor ihnen liegen Vertragsunterlagen.
Jutta Brambach, Geschäftsführerin der RuT gGmbH und Steffen Helbig, Geschäftsführer WBM unterzeichnen den Vertrag .credit: Tina Merkau, WBM

Stimmen zum Baubeginn

Der Baustart ist ein großer Erfolg für die Initiative. Für sie gilt das Wohnprojekt als wegweisendes Vorhaben. Es stehe für mehr Sichtbarkeit der lesbischen und queeren Community und sei ein europaweites Symbol für mehr Gendergerechtigkeit. Auch von anderen Verwaltungsebenen erklingt Lob. So zum Beispiel von der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM), die das Projekt baut. Sie ist zukünftige Besitzerin von Grundstück und Haus, während die Initiative Rad und Tat als „Generalnutzerin“ für 25 Jahre als Mieterin  eingetragen wird. Steffen Helbig, Geschäftsführer der WBM spricht von einem „intensiven Entwicklungsprozess“, aus dem nun ein inklusives Wohnprojekt erwachse, auf dessen Realisierung sich das Unternehmen sehr freue. Ephraim Gothe (SPD) vom Stadtplanungsamt Mitte resümiert weiterhin, das Projekt sei Resultat einer „erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und gemeinnützigen Institutionen bei der Verwirklichung innovativer und zukunftsweisender Wohnkonzepte.“

Bild: Unsplash
Die WBM, Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte, ist zukünftiger Besitzer des Gebäudes.

Kompromisse und Chance für den Kiez

Mit dem tatsächlichen Baubeginn dürfte allen Beteiligten nach einer Dekade voller Herausforderungen und Rückschlägen eine große Last von den Schultern fallen. Einige Unstimmigkeiten konnten dabei bis zuletzt nicht aus dem Weg geräumt werden. Etwa in der Architektursprache. So hatte sich die Initiative Balkone für alle Wohnungen gewünscht. Außerdem eine offenere Erdgeschossplanung. Weiterhin eine farbenfrohe Fassade. Das Stadtplanungsamt Mitte genehmigte den ersten Entwurf nicht. Nun tauchen Balkone nur vereinzelt auf. Die Reaktion auf die geplante Fassadengestaltung war noch drastischer: „Regenbogenfarben oder abgestufte Lilatöne – das darf nicht sein“, hieß es bereits vor zwei Jahren. Kompromisse ermöglichten den Baustart aber letztendlich. Und in naher Zukunft soll der gesamte Kiez vom Projekt profitieren: „Das Haus […] ein Treffpunkt für Austausch und gelebte Gemeinschaft: für die Haus-Community, die Nachbarschaft, für Berliner LSBTIQ+ Communities sowie regional und überregional agierende Kunst- und Kulturaktive.“

Auch an anderer Stelle in Berlin entstehen integrative und innovative Wohnprojekte, wie das LOVO am Ostkreuz.

Scroll to Top