09.06.2023

Projekt

Superblocks Leipzig, ein Pilotprojekt

Dank des Leipziger Superblocks war es möglich, auf der Ludwigstraße zu flanieren. Bildquelle: Christoph Müller
Dank des Leipziger Superblocks war es möglich, auf der Ludwigstraße zu flanieren. Bildquelle: Christoph Müller

In Leipzig entsteht derzeit der erste Superblock der Stadt, der weniger Verkehr und mehr Lebensqualität erzielen möchte. Dabei werden die Autos auf die Hauptverkehrsstraßen geleitet, um Nebenstraßen in ein grün-blaues Netz fußgängerfreundlicher öffentlicher Räume zu verwandeln. Alles zu den Superblocks Leipzig hier.


Ein Vorschlag für die Post-Corona-Stadt

Im Mai 2023 fand die Velo-City-Konferenz 2023 in Leipzig statt. In diesem Rahmen eröffneten der Superblocks Leipzig e.V. und die Stadt Leipzig ihr erstes Pilotprojekt im Osten der Stadt. Inspiriert von den Superblocks in Barcelona geht es dabei um die Verkehrsberuhigung von Wohnquartieren. Dafür wird der Durchgangsverkehr gehindert und zurück auf die Hauptverkehrsstraße geleitet. So möchte die Stadt Leipzig eine verbesserte Verkehrssicherheit und eine optimierte Aufenthaltsqualität erreichen.

Der erste Abschnitt des Pilotprojekts besteht aus einem verkehrsberuhigten Bereich in Kombination mit einer Diagonalsperre. Diese Sperre durchtrennt den Kreuzungsbereich und macht eine Fahrt geradeaus über die Kreuzung unmöglich. An der Ecke Hildegardstraße / Ludwigstraße muss der Durchgangsverkehr nun auf der Hauptstraße bleiben. In der Hildegardstraße entsteht ein neues, verkehrsberuhigtes Areal von Eisenbahnstraße bis Hildegardstraße. Der Verein Superblocks Leipzig e.V. gestaltet den neu geschaffenen Raum mit Sitzgelegenheiten und Pflanzen.

Das Pilotprojekt im Leipziger Quartier an der Eisenbahnstraße soll erste Erfahrungen und Erkenntnisse schaffen. Zudem arbeitet die Stadt an einem Gesamtkonzept für das Quartier. Erkenntnisse aus dem Verkehrsversuch und weitere Ideen sollen im Sommer präsentiert werden. Unter dem Namen „Post-Corona-Stadt“ erhält das Projekt Unterstützung vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik. Auch die Stadt Leipzig fördert den Superblock.

Superblocks Leipzig e.V. setzt sich für die Straße als Ort der Begegnung ein. Bildquelle: Christoph Müller
Superblocks Leipzig e.V. setzt sich für die Straße als Ort der Begegnung ein. Bildquelle: Christoph Müller

Grüne, sichere Wege in Kooperation mit den Nachbarn

„Die Stadt unterstützt den Verein sehr gerne bei der Umsetzung innovativer Ideen zur Stadtraumgestaltung. Die Super Blocks haben wir schon lange im Visier, das ist ein erprobtes Konzept mit einer positiven Bilanz. Wir sind sehr gespannt, wie unser erster Schritt bei den Anwohnern ankommt und was wir aus dem Verkehrsversuch lernen können“, sagte Baubürgermeister Thomas Dienberg.

Ariane Jedlitschka, Projektleiterin bei Superblock Leipzig e.V., ergänzte, dass der Verein den Straßenraum im Leipziger Osten für die Menschen öffnen möchte. Der verkehrsberuhigte Bereich soll ein grün-blaues Netz als Nachbarschaftstreff darstellen. Künftige weitere Superblocks sollen den Austausch zwischen Nachbarn weiter fördern und grüne, sichere Wege im Quartier entstehen lassen.

Vom 9. bis 12. Mai 2023 konnten Nachbarn ihre Wünsche und Ideen zur Gestaltung des Projektes einbringen. Dafür gab es ein mobiles Wunschbüro an der Ecke Hildegardstraße / Ludwigstraße, das von den Anwohnern gut angenommen wurde. Derzeit sammelt die Initiative Partner und Spenden, um mehr Mobiliar, Farben und Pflanzen in den öffentlichen Raum zu bringen.

Beim Mitmachforum in Leipzig diskutierten Anwohnende, wie der Straßenraum im menschlichen Maßstab aussehen könnte. Bildquelle: Christoph Müller
Beim Mitmachforum in Leipzig diskutierten Anwohnende, wie der Straßenraum im menschlichen Maßstab aussehen könnte. Bildquelle: Christoph Müller
Vorfahrt für Kinder ist eines der wichtigsten Themen im Leipziger Osten, das die Superblocks lösen könnten. Bildquelle: Christoph Müller
Vorfahrt für Kinder ist eines der wichtigsten Themen im Leipziger Osten, das die Superblocks lösen könnten. Bildquelle: Christoph Müller

Leipzig: Straßenraum für alle

Der Superblock im Leipziger Osten soll in der Zukunft ein ganzes Netzwerk an fußgängerfreundlichen öffentlichen Räumen darstellen. Die Organisatoren stellen sich Fahrrad- und Spielstraßen, neue Grünflächen und Wasserelemente vor. Damit möchten sie auf die spezifischen Herausforderungen dicht besiedelter, sozial gemischter urbaner Quartiere eingehen. Im Rahmen der „Stadtentwicklung im menschlichen Maßstab“ soll gerade nach der Pandemie ein neues Miteinander entstehen.

Ursprünglich kommt die Idee der Superblocks aus Barcelona. Sie besteht darin, den Straßenraum weniger für den Autoverkehr und mehr für die Mobilität aller sowie für den Aufenthalt zu nutzen. Gesundheitsvorsorge und Klimafolgenanpassung sind weitere Gedanken hinter den Superblocks. Im Rahmen des resilienten Stadtumbaus ist es wichtig, eng mit den Nachbarn zusammenzuarbeiten und Teilhabe von Anfang an zu verankern. Superblocks Leipzig e.V. setzt daher auf die ko-produktive Zusammenarbeit zwischen Zivilgesellschaft, Politik, Verwaltung und Wissenschaft.

In Barcelona sind die Superblocks seit 2013 ein wichtiger Bestandteil der Städtischen Mobilitätsstrategie. Dabei werden jeweils neun Wohnblocks zu einem Superblock. Der Verkehr darf nur um den Superblock herum fließen. Im Inneren gibt es verkehrsberuhigten Raum und Platz für die Anwohner. Die Kiezblocks in Berlin und die Superblocks in Leipzig sind Beispiele für internationale Antworten auf dieses Konzept.

Weiterlesen: Mehr über die Superblocks in Barcelona erfahren Sie hier.

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