28.12.2012

Projekt

Superkilen 2012

Können Parks als multi-ethnische Begegnungsstätten funktionieren? Eine Antwort auf diese Frage gab ein interdisziplinäres Planerteam in Kopenhagen mit Superkilen, dem spektakulär bestückten Multifunktionspark im Stadtteil Nørrebro.

Fotos: Hanns Joosten

Wie sieht ein Park aus, der von Menschen aus 57 Ländern und unterschiedlicher kultureller Herkunft benutzt werden soll? Der über alle Ethnien, Religionen und Sprachen hinweg integrativ wirken soll?

Superkilen im Kopenhagener Stadtteil Nørrebro reklamiert für sich, dies alles zu bieten. In einer Gegend, die einst als „Schwarzes Quadrat“ berüchtigt war, wo Drogenhandel, Kriminalität samt Schießereien den Alltag bestimmten, lagen eine Bahnbrache und ein aufgelassenes Eisenbahnwerk. Und jetzt befindet sich dort der 750 Meter lange „Superkeil“. Er ist Teil einer umfassenden Stadtteilsanierung, finanziert durch die Realdania Stiftung und die Stadt Kopenhagen. Der Schwerpunkt lag auf dem Kulturzentrum Nørrebrohallen, der ehemaligen Eisenbahnhalle und dem Superkilenpark.

BIG, Topotek 1 und Superflex, drei allesamt kreative Architekten-, Landschaftsarchitekten- und Künstlerteams leerten ihre Spielzeugkisten, um einen Park zu erfinden, der sich deutlich von allen anderen in Kopenhagen unterscheiden sollte. Welches der drei Teams schließlich die Idee hatte, Objekte aus der Heimat der Anwohner im Park zu verstreuen, und dies zum Hauptthema zu machen, ist nicht überliefert. Jeder beansprucht dies für sich. Die Idee ist naheliegend, denn jeder weiß, wie sich einem in der Fremde Dinge aus der Heimat in einem angenehmen Licht zeigen, mögen sie noch so banal sein. Aus dem Kontext gerissen, werden Objekte gerne zur Kunst erklärt. BIG -zitiert gerne Marcel Duchamps „Objet Trouvé“ in diesem Kontext. In der Summe sollen die zur Kunst geadelten Bänke, Brunnen, Lampen, Spielgeräte und Werbetafeln das global Alltägliche symbolisieren.

Fotos: Hanns Joosten

Anwohner des Parks wurden befragt, was sie aus ihrer Heimat an Mobiliar im Park wünschen. Diese Dinge wurden dann entweder in einer 1:1 Kopie nachgebaut oder aus den Ländern beschafft. Zudem reisten fünf Teams nach Palästina, Spanien, Thailand, Texas und Jamaika, um bestimmte Objekte zu kaufen. So entstand eine Kollektion von Hunderten Gegenständen aus 50 Ländern, die Superkilen zu einem besonderen Museum der urbanen Alltagskunst machen. Die Herkunft der Dinge ist jeweils auf einer säuberlich angebrachten Plakette nachzulesen.

Im Sport können sich die Menschen zusammenfinden, auch ohne gemeinsame Sprache. Auf dem Bolzplatz gibt es sowieso kein abseits, man muss es also nicht erklären. „Integrationsmaschine“ nennt BIG die Sportgeräte auf dem Roten Platz, der den zentralen Treffpunkt Superkilens bildet. Musik, Café und Sport sollen dort das urbane Miteinander ermöglichen. Der Rote Platz, der Schwarze Markt und der Grüne Park bilden zusammen Superkilen. Der Schwarze Markt soll als klassischer Platz mit Brunnen und Bänken dienen. Der bunt, im marokkanischen Stil, gekachelte Brunnen kämpft gegen die weißen Linien, die sich im Parallelschwung von einem steilen Asphalthügel hinabstürzen. Eine schwarze Krake japanischer Herkunft lauert als Spielplatz in einer schattigen Ecke. Schachtische und Grillplätze runden das Angebot im Schatten von Zedern und chinesischen Palmen ab. […]

Was den Abschnitt “grünen Park” auszeichnet lesen Sie in Garten+Landschaft 10/2012 – Urbane Räume.

Ein Video zu den Artefakten aus aller Welt finden Sie hier.
Eine aktuelle Analyse des Platzes lesen Sie hier.

 

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