Foto: Torben Eskerod

Der Superkilen in Kopenhagen ist gescheitert. Die Bürger in der Gesamtheit nutzen den Platz eher als Durchgangsraum statt zu verweilen, und das obwohl sie in den Planungsprozess durch Partizipation integriert waren – das ergibt eine langjährige Analyse von Studenten der Danish Institute for Study Abroad. Die Planer des Superkilen haben im Laufe des Entwurfs- und Entwicklungsprozesses die Bürger unter anderem gebeten, Artefakte aus ihren Herkunftsländern für den neuen Stadtplatz vorzuschlagen. Eine ganzheitliche Planung mit Co-Creation und Prototypen wäre ein Mittel gewesen, um die Akzeptanz für den Platz zu erhöhen.

Co-Creation

Co-Creation stammt ursprünglich aus der Wirtschaft, die in den 1990er Jahren begann, Konsumenten in den Entwicklungsprozess von Produkten einzubinden. Die Forschungsgruppe Leading Cities definiert Co-Creation in der Stadtentwicklung als „den aktiven Ideens- und Informationsfluss zwischen fünf Sektoren: Regierung, Wirtschaft, Wissenschaft, Non-Profit-Organisationen und Bürgern, die Teilhabe, Engagement und Entwicklung fördert.“

Was ist der Unterschied zu Bürgerbeteiligung? Bürgerbeteiligung ist für Planer ein Mittel um mehr über die Haltungen und Meinungen der Anwohner zu erfahren und neue Ideen zu entwickeln. Sie erhöhen die Akzeptanz für ein Projekt. Die Co-Creation bezieht hingegen von Anfang an die wichtigsten Sektoren der Gesellschaft gleichberechtigt ein.

Sie bietet daher für Bürger und Bürgerorganisationen eine bessere Möglichkeit, wirklich gehört zu werden und mehr Einfluss in Planungsprozesse zu gewinnen. Die Co-Creation betrachtet die Nutzer stärker als proaktive Bürger, denn als Konsumenten, und hat eher die langfristigen kulturellen Veränderungen und die gesamte Gemeinschaft, statt einzelner Benutzergruppen im Blick. Wo die Bürgerbeteiligung die Meinung der Bürger in ein bereits vorgeschriebenes Programm integrieren wollen, hilft Co-Creation den zukünftigen Nutzern, ihre eigenen Entscheidungen zu formen und durchzusetzen. Co-Creation ist im besten Sinne ein endloser Prozess, der Austausch zwischen den Beteiligten findet regelmäßig statt.

Von Co-Creation bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich. Die Öffentlichkeit liefert Input und fühlt sich gleichberechtigt, die Bürger fühlen sich ernst genommen. Sie werden ihre Lebensumgebung sehr viel aufmerksamer wahrnehmen. Die Regierung muss im Gegenzug sehr viel stärker auf die Bürger und die anderen Sektoren eingehen und reagieren. Sie spart im Gegenzug allerdings Kosten, denn es wird nur umgesetzt, was tatsächlich gebraucht und genutzt wird, das Risiko eines neuen Projekts ist dementsprechend gering.

Prototypen

In großen Design-Projekten wie dem Superkilen ist es enorm wichtig, die Ideen vorab zu testen, bevor sie ein fester Teil der Landschaft oder Stadt werden. Es ist ein langer Weg von der abstrakten Idee, Analyse und Bürgerbeteiligung bis hin zur konkreten Installation. Der Prototyp sollte als Lernwerkzeug verstanden werden, das im nächsten Schritt optimiert und verändert werden kann. Prototype sind ein demokratischer Weg, mit öffentlichem Raum umzugehen, sie verringern außerdem das Risiko eines gescheiterten Projekts und unnötigen Ausgaben.

Der ganzheitliche Ansatz

Vereint man die Co-Creation mit der Vorgehensweise der Prototypen, wird es leichter, die Potentiale eines Platzes auszuloten. Dieser ganzheitliche Ansatz führt zu nachhaltigeren und lebendigeren Plätzen in der Stadt. Der Superkilen jedoch mit einer Annahme gestartet, Co-Creation und Prototype hätten zu einem anderen Design geführt. Die Nutzer würden den Platz besser annehmen und ihn sich besser zu eigen machen. Vielleicht wäre auch eine kritischere Auseinandersetzung mit der Anfangsidee erreicht worden.

Die aktuelle Analyse des Platzes von Bianca Hermannsen lesen Sie hier.
Robert Schäfer besuchte den Superkilen 2012, direkt nach der Eröffnung. Seine Kritik zum neuen Stadtplatz in Kopenhagen lesen Sie hier.
Wie BIG zusammen mit den Anwohnern in deren Herkunftsländer reist, um Artefakte für den Superkilen auszuwählen, sehen Sie hier im Video.

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