11.01.2023

Projekt

Tree Path: Fahrradweg bei Sabbioneta

Move to Improve
Auf einem rot leuchtenden Pfad der zwischen einer Baumallee schwebt sind mehrere Personen unterwegs. Mobilität der Zukunft? Mit dem Projekt Tree Path wollen die Beteiligte nachhaltige Mobilität erforschen und das Natürliche mit dem Künstlichen verbinden. Credit: Carlo Ratti Associati
Mobilität der Zukunft? Mit dem Projekt Tree Path wollen die Beteiligten nachhaltige Mobilität erforschen und das Natürliche mit dem Künstlichen verbinden. Credit: Carlo Ratti Associati

Zusammen entwickelten Carlo Ratti Associati (CRA), OLA und die gemeinnützige Organisation GAL Terre del Po das Projekt Tree Path. Der erhöhte Fahrradweg zur italienischen Stadt Sabbioneta befindet sich nicht nur zwischen Bäumen, sondern wird von diesen auch getragen. Mit dem Projekt wollen die Beteiligten nachhaltige Mobilität erforschen, indem sie das Natürliche mit dem Künstlichen verbinden. Alles zu dem Entwurf lesen Sie hier.


Tree Path als Verschmelzung von Natur und Architektur

Das idyllische gelegene Sabbioneta zählt zum UNESCO Weltkulturerbe. Nun könnte die Renaissancestadt in der Lombardei eine neue Sehenswürdigkeit dazubekommen. Und diese wäre etwas ganz besonderes. In der Vision leitet der sogenannte Tree Path zukünftig Radfahrer*innen und Fußgänger*innen zur Stadt hin. Und das nicht auf ebenem Terrain, sondern inmitten des Blätterdaches selbst. Dabei dienen zwei parallel stehende Baumreihen als tragende Konstruktion für die Wegeverbindung. Möglich wurde das Projekt durch eine Kooperation von Carlo Ratti Associati (CRA) aus Turin mit OLA und der Organisation GAL Terre del Po. OLA zählt weltweit zu den führenden Köpfen auf dem Gebiet der Baubotanik. Dabei werden Bäume als architektonische Elemente eingesetzt, miteinander verzahnt und so großgezogen, dass statisch belastbare Bauwerke entstehen. Durch die Arbeit mit dem lebenden Material, sind die Projekte stetiger Veränderung unterzogen.

Auf einem rot leuchtenden Pfad radelt ein Radfahrer zwischen Baumkronen entlang
Mit dem Rad unterwegs auf dem Tree Path. Credit: Carlo Ratti Associati

Baubotanik als Konstruktionsart

Mit dieser besonderen Methode wird die Konstruktion des Tree Path anvisiert. Die Planer*innen haben dafür die Pflanzung von rund 1 000 Bäumen vorgesehen. Diese würden um einen Handlauf aus Edelstahl heranwachsen und so im Verlauf mehrerer Jahre eine Wegestruktur ausbilden. Bis zu sechs Meter hoch könnte der Baumpfad dann über dem Boden schweben. Der Straßenverkehr fände ganz unabhängig auf Bodenniveau statt. Weiterhin würde der Pfad kleine Wasserläufe ohne Probleme überspannen können. Die Bewegung zwischen den Baumkronen wäre so ein losgelöstes Erlebnis von den Gegebenheiten des darunterliegenden Terrains. In ihrer Vision haben die Planer*innen neben der baubotanischen Konstruktion noch weitere Elemente vorgesehen. 


Internet der Bäume

Beispielsweise wären entlang des Weges digitale Sensoren integriert. Diese sollen unterschiedliche Messdaten sammeln. Dazu zählen Informationen im Externen – wie etwa zur Luftqualität – ebenso, wie interne Statusmeldungen zur Vitalität der einzelnen Bäume. Durch eine ständige und umfassende Beobachtung soll sichergestellt werden, dass die beteiligten Organismen sich gesund entwickeln können und auch bei sich wandelnden äußeren Einflüssen überleben können. Die Planer*innen sprechen von einem „Internet der Bäume“, in dem sowohl die Pflanzen als auch die Projektkoordinator*innen im Austausch stehen. Es ist eine Zukunftsvision die nach heutigen Standards noch nach Science-Fiction klingen mag. Und Carlo Ratti, Gründungspartner bei CRA und Direktor des Senseable City Lab am MIT, gibt zu: „We are still very far from that future.“  Trotzdem sieht er große Chancen in der Konvergenz von Natur und Künstlichem. Und er hält es für durchaus möglich, dass eines Tages Architektur wie Bäume „wachsen kann“.

Eine Aufnahme von schräg oben zeigt einen breiten roten Steg. Dieser schwebt zwischen zwei Baumreihen. Darüber gehen Personen.
Spazieren zwischen Baumkronen. Credit: Carlo Ratti Associati

Weltkulturerbe der Zukunft

In der Vergangenheit hat CRA bereits andere Projekte dieser Art auf unterschiedlichen Maßstabsebenen verfolgt. 2021 schlossen sie zum Beispiel das Projekt The Greenary in Parma ab. Dabei pflanzten sie einen zehn Meter großen Baum inmitten eines Wohnhauses – dieser ist nun lebender Teil des Gebäudes. Darüberhinaus sind sie in der Mobilitätsplanung aktiv. Und versuchen dabei neue Technologien und nachhaltige Gestaltung zu implementiere. So entwickelten sie unter dem Titel New Deal Paris einen Entwurf für die Hauptverkehrsadern in Frankreichs Hauptstadt – mit autonomen Fahrzeugen und Shared mobility. In ihren Projekte visualisieren CRA Entwicklungen, die zwischen Utopie und Realität schweben. Dazu zählt auch der Tree Path. In einer wünschenswerten Zukunft könnte dieser irgendwann die 700 Kilometer lange VENTO Cycle Route, die dem Verlauf des Po Flusses folgt, mit Sabbioneta verbinden. Und dem Weltkulturerbe ein modernes Kulturgut hinzufügen.

Mehr aus Italien? Wie wäre es mit dem Piazza del Campo in Siena.

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