13.12.2023

Gesellschaft

Tuvalu – Klimaasyl für den gefährdeten Inselstaat

Australien will künftig 280 Tuvaluaner*innen pro Jahr aufnehmen. Bildquelle: Lily-Anne Homasi/DFAT, CC BY 2.0 , via Wikimedia Commons
Australien will künftig 280 Tuvaluaner*innen pro Jahr aufnehmen. Foto: Lily-Anne Homasi/DFAT, CC BY 2.0 , via Wikimedia Commons

Der ozeanische Inselstaat Tuvalu wird wahrscheinlich in naher Zukunft aufgrund des steigenden Meeresspiegels sinken. Seine Einwohner*innen haben nun jedoch die Möglichkeit, mit einem speziellen Visum nach Australien zu ziehen. Mehr über das Residenzprogramm erfahren Sie hier.


Neue Heimat für Einwohner Tuvalus

Viele pazifische Inselstaaten sind durch den Klimawandel stark gefährdet. Tuvalu, ein unabhängiger Inselstaat im britischen Commonwealth, besteht aus neun Inseln. Die kleinen, dünn besiedelten Atolle und Riffinseln im Südpazifik sind die Heimat von 11 200 Menschen. Wenn der Klimawandel nicht gestoppt wird, könnte die Hauptstadt Funafuti bis 2050 überflutet sein. Ähnlich wie Vanuatu könnte auch Tuvalu bis zum Ende des Jahrhunderts vollständig sinken.

Der australische Premierminister Anthony Albanese hat nun einen Einwanderungsplan mit einer speziellen Visakategorie für die vom Anstieg des Meeresspiegels in Tuvalu betroffenen Menschen angekündigt, der den vom Klimawandel Vertriebenen einen Aufenthalt ermöglicht. Der Einwanderungsplan ist Teil eines neuen Abkommens, das auch enge Sicherheitsbeziehungen zwischen Australien und Tuvalu schafft. Jährlich werden bis zu 280 Personen Zugang zu einer dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung in Australien haben. Gleichzeitig versprach Albanese, den Einwohner*innen von Tuvalu zu helfen, „in Sicherheit und Würde in ihrer Heimat zu bleiben“.

Tuvalu läuft Gefahr, bis Ende des Jahrhunderts komplett zu versinken. Bildquelle: Pixabay
Tuvalu läuft Gefahr, bis Ende des Jahrhunderts komplett zu versinken. Foto: Pixabay

Wettlauf mit China um diplomatische Beziehungen

Australien steht unter Druck, stärkere Maßnahmen gegen seinen Sektor der fossilen Brennstoffe zu ergreifen. Der Vertrag erkennt die Dringlichkeit des Klimawandels und die Anfälligkeit von Ländern wie Tuvalu an. In dem am 10. November 2023 verkündeten Dokument erklärt die australische Regierung außerdem, dass sie Unterstützung bei Gefahren wie größeren Naturkatastrophen, Pandemien oder militärischen Angriffen auf Tuvalu bieten wird. Im Gegenzug muss der kleine Inselstaat Australien zustimmen, wenn er mit anderen Ländern sicherheits- oder verteidigungspolitische Vereinbarungen trifft.

Australien scheint sich Sorgen um die Verteidigung, die Polizeiarbeit, den Grenzschutz, die Cybersicherheit und kritische Infrastrukturen wie Häfen, Telekommunikation und Energie in Tuvalu zu machen. All diese Bereiche sind für China von Interesse. Im Rahmen des neuen Abkommens könnte Australiens Militär bei Bedarf und auf Anfrage Zugang zu Tuvalu erhalten. Dies ist ein strategischer Gewinn für die australische Regierung im Wettlauf mit China um engere Beziehungen zu den pazifischen Inselstaaten. Tuvalu ist eines der wenigen Länder im Pazifik, das formelle diplomatische Beziehungen zu Taiwan unterhält. Kürzlich wechselten die Solomon Islands zu China, was für Australien ein Schock war.

Pazifische Inselstaaten sind besonders stark vom Klimawandel gefährdet, bieten aber auch wichtige geopolitische Standorte. Bildquelle: Pixabay
Pazifische Inselstaaten sind besonders stark vom Klimawandel gefährdet, bieten aber auch wichtige geopolitische Standorte. Foto: Pixabay

„Migration in Würde“

Premierminister Albanese kündigte die Pläne nach Gesprächen mit anderen Staats- und Regierungschefs der Pazifikregion auf einem regionalen Gipfel auf den Cookinseln an. Die Klimakrise war eines der wichtigsten Themen auf der Tagesordnung. Die neue Partnerschaft wird den Namen „Falepili Union“ tragen, ein Wort aus dem Tuvaluischen, das für gute nachbarschaftliche Beziehungen, Fürsorge und gegenseitigen Respekt steht. Tuvalu möchte die Zukunft seines Volkes, seiner Identität und seiner Kultur sichern.

Die australische Regierung wird das Land bei der Anpassung an den Klimawandel unterstützen und gleichzeitig die Sicherheit und die Bewahrung der tuvaluischen Kultur gewährleisten. Zu den Anpassungsmaßnahmen gehört das Tuvalu Coastal Adaptation Project, das darauf abzielt, Land in der Hauptstadt Funafuti zurückzugewinnen.

Nach Angaben des Guardian werden nicht alle Einwohner*innen von Tuvalu nach Australien ziehen. Es wird keine „Massenmigration“ erwartet – vielmehr wird denjenigen, die sich dafür entscheiden, eine „Migration in Würde“ angeboten. Der pazifische Inselstaat will auch die Abwanderung von Fachkräften vermeiden.

Lesen Sie hier mehr über die kleinsten Länder der Welt – Tuvalu ist je nach Zählung auf Platz 2.

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