Am 1. August 2023 war der Einzugstermin im Mannheimer Franklin Village. Es handelt sich um eines der ersten größeren sozial und ökologisch entwickelten Projekte für Wohnraum in Deutschland. Mehr über das Projekt von sauerbruch hutton, das ein Dorf in der Stadt bereitstellen möchte, erfahren Sie hier.
Ein Mehrgenerationendorf aus Holz
Das Berliner Architekturbüro sauerbruch hutton hat mit dem Franklin Village eines der ersten größeren, sozialräumlich und ökologisch entwickelten Wohnprojekte in Deutschland ins Leben gerufen. In Mannheim soll damit nach dem Vorbild einer ländlichen Gemeinschaft ein „Dorf in der Stadt“ entstehen. Dafür nutzt das Team vor allem Holzarchitektur.
Das lebhafte Stadtquartier mit seinen 90 dreigeschossigen Mietwohnungen erfüllt ökologisch und sozial einen hohen Nachhaltigkeitsanspruch. Die Stadt Mannheim möchte hier die soziale Mischung sowie Inklusion, Freiraum, modernen Städtebau und Energie und Mobilität für die Zukunft umsetzen. Das Leuchtturmprojekt wird von der Innovation und der Profund entwickelt und verantwortet.
Ein wichtiger Aspekt des Franklin Village ist auch der Mehrgenerationengedanke. Das Dorf soll Themen wie Beheimatung, Identifikation, Vielfalt, lebendiges Miteinander, sorgende Gemeinschaft, Teilhabe und eine umfassende Nachhaltigkeit verkörpern. Unterschiedliche Wohnbedürfnisse werden hier befriedigt, sodass sich viele verschiedene Menschen zuhause fühlen.
Um das zu erreichen, arbeitet das Franklin Village mit einer hohen architektonischen Qualität und Räumen, die Beziehungen und Kommunikation unterstützen. Dies sind zum Beispiel einladende Gemeinschaftsflächen. Auch eine unterstützende Quartiersmoderation kommt zum Einsatz, ebenso wie ein gezielter Mix an Bewohner*innen. Seit dem 1. August 2023 wohnen die ersten Personen im Franklin Village.
Inklusives Wohnquartier mit App für alle
Das Franklin Village richtet sich an unterschiedliche Wohnbedürfnisse und bietet eine Vielzahl an Wohnungstypen und -größen an. Diese sind vor allem auf Geschossebenen verteilt. Große Wohnungen wechseln sich mit zwei- und drei-Zimmer-Wohneinheiten und Clusterwohnungen ab. Die Architekt*innen wünschen sich, dass sich alle Generationen und Lebensstile so wohlfühlen und dass eine Identifikation mit dem Wohnort sowie eine „Beheimatung“ stattfinden können. Ein eigener Quartiersverein soll im Franklin Village dazu beitragen, die Qualität des Zusammenlebens zu garantieren und zu unterstützen.
Als inklusives Wohnquartier für alle Generationen gibt es im Franklin Village auch quartiersnahe Betreuungs- und Versorgungslösungen. Die städtebauliche Anlage des Ensembles rund um einen großen Innenhof zeigt, dass die Gemeinschaft hier im Zentrum steht. Ein eigenes Gebäude, das sogenannte Quartierforum, bietet mit 170 Quadratmetern Fläche außerdem einen beziehungsstiftenden Anlaufpunkt. Der barrierefreie Multifunktionsraum bietet eine Küche, eine Lounge, einen Besprechungsraum sowie einen Dachgarten. In dem Forum sollen Aktivitäten verschiedenster Art stattfinden. Auch ein Kinderspielraum, eine Fahrrad- und Bastelwerkstatt sowie mietbare Gemeinschaftsräume sind vorhanden. Das Angebot richtet sich an alle Dorfbewohner*innen. Ergänzt wird es durch eine Quartiers-App mit Newsfunktion, Ticketing und Infoartikeln sowie einem digitalen schwarzen Brett.
Zukunftsweisender, nachhaltiger Wohnungsbau
Früher befand sich auf dem Gelände des Franklin Village ein militärisches Ensemble, eines der größten Wohngebiete für US-Streitkräfte. Davon ist heute nichts mehr zu sehen. (Auch weil mitunter am 14. April die Bundesgartenschau 2023 in Mannheim auf dem Gelände eröffnete. Teil der BUGA war die U-Halle – Gewinnerprojekt des Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2023, Kategorie Architektur.) Die Architekt*innen von sauerbruch hutton (Berlin) haben hier das größte Holzbauprojekt von Mannheim umgesetzt. Dieses Leuchtturmprojekt für die Holzbauweise im Geschosswohnungsbau zeigt, dass das Material Holz im Bauen einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende und zur Reduktion von CO2 leisten kann.
Insgesamt waren etwa 2 500 Bäume (750 Kubikmeter Holz) nötig, um das Franklin Village zu bauen. In dieser Holzmenge sind etwa 750 Tonnen CO2 gebunden, wobei die Holzmenge in unter 6 Minuten in Deutschland nachwächst. Das genutzte Holz stammt aus der Region Mannheim und wurde in Österreich verarbeitet. Aufgrund des Modellcharakters wird das Franklin Village vom europäischen Förderfonds EFRE und vom baden-württembergischen Landesministerium für den ländlichen Raum mit etwa 500 000 Euro gefördert. Die Kosten für das Mehrgenerationen-Wohnquartier liegen insgesamt bei 27 Millionen Euro.
Darüber hinaus wird das Franklin Village durch die Nutzung von E-Mobilität, Car-Sharing und Photovoltaik dauerhaft wenig CO2 ausstoßen. Als zukunftsweisender Wohnungsbau soll das Holzbau-Quartier zeigen, wie die gesellschaftliche, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit im Wohnungsbau aussehen kann.
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