14.07.2023

Gesellschaft

València: Grüne Hauptstadt Europas 2024

Grüne und blaue Infrastruktur in València. Quelle: unsplash
Grüne und blaue Infrastruktur in València. Quelle: unsplash

València will bis 2030 eine klimaneutrale und intelligente Stadt sein. Ihr Engagement für Nachhaltigkeit brachte der Stadt nun den prestigeträchtigen Titel „Europäische Grüne Hauptstadt“ ein. Damit löst sie die französische Stadt Grenoble ab. Auf Platz zwei befindet sich diesmal das italienische Cagliari. Erfahren Sie hier, welche Initiativen València im Rahmen ihrer Stadtstrategie 2030 unternimmt. 


Ehrung für zukunftsorientierte europäische Städte

Die Europäische Kommission verleiht die Auszeichnung „Europäische Grüne Hauptstadt 2024“ an Städte mit über 100 000 Einwohner*innen, die ein starkes Bestreben um Nachhaltigkeit und Lebensqualität zeigen sowie innovative Schritte zur Verringerung ihres ökologischen Fußabdrucks unternehmen. Die Ehrung ist mit 600 000 Euro dotiert. Um zu gewinnen, muss eine Stadt bei diesen zwölf Indikatoren ausgezeichnet abschneiden: Luft, Lärm, Abfall, Wasser, Natur und biologische Vielfalt, Flächennutzung, Öko-Innovation, Eindämmung des Klimawandels, Anpassung an den Klimawandel, Mobilität, Energieeffizienz und Governance. 


Eine Stadt mit Vorbildcharakter

„Europäische Grüne Hauptstadt 2024“ ist aber nicht der einzige Titel, den València tragen darf. Die Stadt war zudem „Europäische Hauptstadt des intelligenten Tourismus 2022“ und „Hauptstadt der nachhaltigen Ernährung 2017“. Auch vergab die Ramsar-Konvention ihr den Preis „Feuchtgebietsstadt“. Des Weiteren gilt die spanische Großstadt als Vorreiterin für die Messung und den Ausgleich ihres CO2– und Wasser-Fußabdrucks im Tourismussektor. Darüber hinaus ist sie eine von hundert Städten, die von der Europäischen Union für das Projekt „Cities Mission“ ausgewählt wurden, um bis 2030 Klimaneutralität zu erreichen.


Schaffung und Stärkung von Grün

Bis 2030 will València 500 000 neue Stadtbäume pflanzen. Bereits jetzt kann die Stadt über 600 Hektar an Parks und Gärten vorweisen. Hierfür schützt und renaturiert die Stadt bestehende Ökosysteme und schafft gleichzeitig neue Grünflächen. Besonders ist zum Beispiel der Jardín del Turia. Diese Grünfläche in einem alten Flussbett weist mehr als 120 Hektar Fläche und zwölf Kilometer Länge auf — und ist damit der längste Stadtpark Europas. Neben zahlreichen Grünflächen im Stadtzentrum gibt es auch zwei Naturparks in den Außenbezirken: L’Albufera und Túria. L’Albufera beinhaltet beispielsweise eines der wichtigsten Feuchtgebiete Europas. Dafür steht es unter großen Schutzmaßnahmen. Die Folge: 90 Prozent der Bevölkerung erreicht eine Grünfläche in weniger als 300 Metern Entfernung. Die Bürger*innen erkranken dadurch seltener und führen einen besseren Lebensstil. Das viele Grün verbessert die Stadtluft. Durch die Renaturierungen erholt sich die Natur. Und von ihren verbesserten Ökosystem-Dienstleistungen profitiert wiederum der Mensch.

Parque de Cabecera. Quelle: unsplash
Parque de Cabecera. Quelle: Unsplash

Umfokussierung der Mobilität

València dekarbonisiert ihre Mobilität zugunsten von Nachhaltigkeit. Das bedeutet, Zufußgehende und Fahrradfahrende haben jetzt gegenüber dem Autoverkehr Vorrang. Auch setzt die spanische Stadt auf Plurizentralität im Rahmen eines „15-Minuten-Stadtmodells“. Dabei ist eine sichere, inklusive und autonome Mobilität für alle Altersgruppen wichtig. 

Erstens gestaltet die Stadt ihre Flächen zunehmend fußgängerfreundlich um. Inzwischen kann València über 90 Kilometer an Fußgängerzonen vorweisen. Zweitens gibt es immer mehr Stadtplätze, wie der Plaza de la Reina oder der Plaza Mercado-Brujas. Die dritte Maßnahme ist die Re-Aktivierung bestehender öffentlicher Räume, wie dem Rathausplatz. Viertens fördert València die Fortbewegung mit dem Fahrrad. Inzwischen ist das Radwegenetz über 160 Kilometer lang. Fünftens werden immer mehr Straßen verkehrsberuhigt oder ganz autofrei umgeplant. Im Gegenzug kommen Bepflanzungen und Stadtmobiliar. Die Stadt ist dadurch weniger lärmintensiv, entschleunigter und schadstofffreier. Damit Privatfahrzeuge überflüssig werden, baut València erfolgreich ihr öffentliches Verkehrssystem mit Bussen, Straßenbahnen und U-Bahn-Linien aus. All diese Maßnahmen tragen maßgeblich zur Reduzierung der Emissionen bei. So wird València bald eine der ersten kohlenstoffneutralen Städte Europas. 

Plaza del Ayuntamiento. Quelle: unsplash
Plaza del Ayuntamiento. Quelle: unsplash

Steigerung der Energieeffizienz

València setzt stark auf erneuerbare und selbsterzeugte Energie. Dafür nutzt sie ihre mediterrane Lage am Meer. Die Stromversorgung erfolgt somit hauptsächlich über Sonnenkollektoren, Windturbinen und Wellenenergieanlagen. Auch sucht man stets nach Möglichkeiten, energie-effizienter zu sein. Hierfür tauschte die Stadt zum Beispiel ihre Straßenbeleuchtung aus. Allgemein setzte sich València zum Ziel, bis 2025 all ihren Stroms aus erneuerbaren Quellen zu erzeugen — und sie ist auf dem besten Weg dorthin.


Versorgung für nah und fern

València kurbelt ihre lokale Wirtschaft an. Auch verfolgt sie ein Kreislaufmodell. Hierfür kann die Stadt auf eine weitere Grünfläche von transzendenter Bedeutung zurückgreifen: die Huerta. Das sind Anbauflächen für Obst und Gemüse. Sie erstrecken sich rund 120 Kilometer um die Großstadt. Die Huerta beliefert nicht nur die Restaurants und Märkte der Stadt, sondern exportiert auch Nahrungsmittel in andere Länder. Das bedeutet, man kann in València lokale und saisonale Produkte von geringem ökologischen Fußabdruck genießen. Man spricht hier gern von einer „Null-Kilometer-Gastronomie“. Diese Maßnahmen sichern also den Zugang zu nachhaltiger und gesunder Ernährung.

Die Huerta am Stadtrand. Quelle: unsplash
Die Huerta am Stadtrand. Quelle: unsplash
Märkte mit lokaler Ware aus der Huerta. Quelle: unsplash
Märkte mit lokaler Ware aus der Huerta. Quelle: unsplash

Smarte Abfallwirtschaft

València verbessert ihre Abfallwirtschaft. Die Stadt wird bald über intelligente braune Tonnen verfügen. Diese reduzieren den Anteil unsachgemäßen Mülls und können organischen Abfall getrennt sammeln. Des Weiteren platziert die Stadt Bioabfallkompostierer bei beispielsweise Schulen und Grünflächen. So wird die Abfallbehandlung vor Ort erleichtert und Autofahrten vermieden.


Sauberes Wasser

València installiert immer mehr Brunnen in den Stadtteilen. Hier können Bürger*innen und Tourist*innen ihre eigenen Flaschen mit gefiltertem und gekühltem Wasser füllen. Des Weiteren verbessert die Stadt die Wasserqualität ihrer Strände.

València mag den längsten Stadtpark haben, aber nicht den einzigen: In Mannheim erhielt der Luisenpark für die BUGA 2023 ein Upgrade. Mehr zur wechselhaften und nicht immer positiven Geschichte des Park lesen Sie hier: Luisenpark Mannheim 

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