05.09.2023

Projekt

Vielfaltigkeit – Entwurfsstudio „Into the Wild“

Blick vom Hauptweg in das Wiesenmosaik, Grafik: Anh Thu Pham
Blick vom Hauptweg in das Wiesenmosaik, Grafik: Anh Thu Pham
Im Berliner Volkspark Prenzlauer Berg findet man ein besonderes Tagfaltervorkommen. Der Entwurf von Anh Thu Pham zeigt, wie der Park umgestaltet werden kann, um den Tagfaltern und weiteren Tieren neue Lebensräume zu bieten. Wie die Tiere des Parks dabei auch eine Stimme bekommen sollen, erläutert Anh Thu Pham im Folgenden in der Vorstellung ihres Projekts. Die Arbeit entstand im Rahmen des Entwurfsstudios „Into the Wild“ an der TU Berlin. Dabei bearbeitete Anh Thu Pham von den drei im Studio vorgegebenen, zugespitzten Szenarien die Variante „Animal Park“.

Nicht nur in unserer Septemberausgabe 2023 machen wir Raum für Projekte aus dem Studium. Auch auf unserer Webseite stellen Studierende ihre eigenen Arbeiten selbst vor – zum Beispiel in diesem Beitrag. Die Projekte finden Sie alle auf unserer Themenseite „Studium“ und die Septemberausgabe gibt’s in unserem Shop.


Waldflächen richten sich nach dem Vorkommen von Tieren

„Vielfaltigkeit“ betrachtet das Verhältnis von offenen und geschlossenen Räumen im Volkspark neu und fokussiert sich dabei auf das besondere Tagfaltervorkommen im Park. Die Bereits vorhandenen Offenlandflächen werden weiterentwickelt und ausgeweitet, sodass sie sich zu einem Korridor verbinden. Dieser bietet mit neuen Wiesenflächen unterschiedlichen Faunen und vor allem den Tagfaltern eine Vielzahl neuer Lebensräume.

Die dichte Waldstruktur wird an den westlichen und nord-östlichen Rändern des Parks dabei erhalten. Sie steht den dort vorkommenden Brutvögeln, Käfern und anderen Kleinorganismen zur Verfügung. Die zu erhaltenden Waldflächen richten sich nach dem Vorkommen der Tierarten und den als wertvoll eingestuften Totholzbeständen.

Vorhandene und neue Offenflächen verbinden sich zu einem Korridor, der wertvolle Lebensräume für Insekten und Amphibien, vor allem aber Tagfalter bildet. Lageplan M 1:1000, Grafik: Anh Thu Pham
Vorhandene und neue Offenflächen verbinden sich zu einem Korridor, der wertvolle Lebensräume für Insekten und Amphibien, vor allem aber Tagfalter bildet. Lageplan M 1:1000, Grafik: Anh Thu Pham

Wertvolle Magerrasenflächen als artenreiche Lebensräume

Um den Tieren, auf die das Konzept ausgelegt ist, einen geschützten Lebensraum zu bieten, wird der Hauptteil der Bestandwege entnommen, sodass lediglich die Nord-Süd-Achse als Haupterschließung dient. Ergänzt wird diese durch untergeordnete Querverbindungen, die die Erschließung des geplanten Wohnquartiers einbeziehen. Entlang des Hauptweges befinden sich mit der Wiesenoase, Flugstation, Vielfaltergarten, Wildwatch-Station und dem Naturtreff unterschiedliche Stationen, an denen sich Aufenthaltsflächen mit verschiedenen Atmosphären und Nutzungsqualitäten befinden.

Durch die erweiterten und neu angelegten Offenlandflächen entsteht ein Mosaik aus unterschiedlichen Wiesen. Dieses sorgt nicht nur für abwechslungsreiche Raumwirkungen, sondern erhöht auch die Biodiversität der Flora und Fauna. Die geplanten Wiesenarten sind dem bereits vorhandenem Relief angepasst.

Die Standortfaktoren der erhöhten und sonnenexponierten Flächen sollen genutzt werden, um Magerrasenflächen auszubilden, die als artenreichste Lebensräume eine besonders wertvolle Fläche darstellen können. Nicht nur für geschützte Tagfalter, sondern auch für eine Vielzahl an Insekten (zum Beispiel Wildbienen und Heuschrecken) und Amphibien, stellen extensive Offenlandflächen einen bedrohten und immer wichtiger werdenden Lebensraum dar.

Reduziertes Wegesystem führt am Vielfaltergarten vorbei, der Sicht auf die Wiesenlandschaft und Beispielpflanzungen für insektenfreundliche Pflanzenverwendung ermöglicht. Grafik: Anh Thu Pham
Reduziertes Wegesystem führt am Vielfaltergarten vorbei, der Sicht auf die Wiesenlandschaft und Beispielpflanzungen für insektenfreundliche Pflanzenverwendung ermöglicht. Grafiken: Anh Thu Pham
Offene und geschlossene Flächen werden in dem Konzept neu betrachtet und bilden unterschiedliche Lebensräume für vorhandene und potenzielle Tierarten. Dabei wird ein reduziertes Wegesystem entlang des alten Wegeverlaufs geschaffen. Grafik: Anh Thu Pham
Offene und geschlossene Flächen werden in dem Konzept neu betrachtet und bilden unterschiedliche Lebensräume für vorhandene und potenzielle Tierarten. Dabei wird ein reduziertes Wegesystem entlang des alten Wegeverlaufs geschaffen.

Ein Handlauf kommuniziert mit den Besuchenden

Mit unterschiedlichen Nebenwegen ist es den Besuchenden möglich, den Park im Rundweg zu erkunden und im Wald abseits des Schmetterlingskorridors einen Wechsel von Licht und Schatten zu erleben. Ein zurückhaltendes Stahlgeländer mit einem Handlauf aus Holz zieht sich mit dem Hauptweg am gesamten Wiesenmosaik entlang. Durch die Variation der Handlaufbreiten führt das Geländer die Besuchenden nicht nur durch den Park, sondern soll je nach Position die Fauna und Flora schützen oder als Informationstafel mit den Besuchenden kommunizieren.

Breite Abschnitte des Handlaufs signalisieren den Besuchenden, dass sie sich an Orten mit besonderen Sichtachsen oder Aufenthaltsqualitäten befinden. An jeweiligen Naturstationen weitet sich das Geländer noch weiter auf und nimmt die Funktion einer Informations- und Kommunikationstafel ein, die den Tieren eine Stimme gibt und zur Weiterbildung oder Aufklärung dienen kann.

Betrachtung der Wiesenmahd und eines Tagfalterzyklus, Grafik: Anh Thu Pham
Betrachtung der Wiesenmahd und eines Tagfalterzyklus, Grafik: Anh Thu Pham

Der Entwurf entstand im Rahmen des Entwurfsstudios „Into the Wild“ an der TU Berlin. Mehr über die Hintergründe des Studios und den Volkspark Prenzlauer Berg lesen Sie hier, und weitere Entwürfe von Studierenden gibt’s hier zu entdecken.

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