18.01.2024

Wettbewerb

Waageplatz Göttingen

Links fließt der Fluss vorbei. Im Zentrum der neu gestaltete Stadtplatz mit verschiedenen grünen Inseln und Mobiliar. Unter anderem Spielgeräte und trichterförmige Schirme
Perspektive des neuen Waageplatzes in Göttingen. credits: QUERFELDEINS Landschaft I Städtebau I Architektur

Der freiraumplanerische Realisierungswettbewerb um den Waageplatz in Göttingen ist entschieden. Welcher Entwurf gewonnen hat und wie dieser aussieht, erfahren Sie hier. 


Realisierungswettbewerb

Der Waageplatz übernimmt in Göttingens Stadtgrundriss eine prominente Postion. Er liegt zwischen der Innenstadt und dem Masch-Straßen-Viertel. Direkt angrenzend fließt der Leinekanal vorbei. Die imposante Fassade des Gebäudes der Staatsanwaltschaft und die Wallanlagen bilden den Rahmen des Ortes. Durch einen Art nicht-offenen freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb suchte die Stadt nach einer zukünftigen Vision für den Raum. Die Neugestaltung des Waageplatzes ist dabei auch Teil des Sanierungsgebiets Nördliche Innenstadt. Eine herausfordernde Aufgabe, der sich acht geladene Büros stellten.


QUERFELDEINS überzeugt mit Entwurf für den Waageplatz

Nun wurden die Gewinner*innen gekürt. Das Büro QUERFELDEINS aus Dresden konnte sich vor dem Berliner Büro GM013 Landschaftsarchitektur auf Platz zwei und dem Büro studio polymorph Landschaftsarchitekten, ebenfalls aus Berlin, auf Platz drei durchsetzen. Dabei überzeugten die Planer*innen nicht nur das Preisgericht, sondern auch die Bürger*innen vor Ort. Denn im Vorfeld der Jurysitzung hatte die Bevölkerung die Möglichkeit, alle eingegangenen Entwürfe in anonymisierter Form anzuschauen und der Jury dann schriftliche Kommentare und Hinweise zu hinterlassen. Die Bewertungen flossen in die Entscheidung des Preisgerichts mit ein. QUERFELDEINS überzeugte dabei mit einem Entwurf, der die Aufenthaltsqualität für ein diverses Spektrum an Nutzer*innen ebenso im Blick behält wie eine klimaangepasste Entwicklung des Platzes.

 


Diverse Ansprüche

Die heutige Gestaltung des Waageplatzes war nicht mehr zeitgemäß. In seiner bisherigen Ausformulierung wurde er eher als Durchgangsraum denn als Aufenthaltsort wahrgenommen. Die Stadt wünschte sich deshalb eine mutige Umgestaltung. Stadtbaurat Frithjof Look betont, dass diese mit dem Entwurf von QUERFELDEINS gefunden worden sei: „Es freut mich, dass Querfeldeins die verschiedenen Ansprüche sensibel abgewogen hat und so einen zeitgemäßen, multikodierten und klimaresilienten Stadtplatz mit Spielmöglichkeiten in der engen historischen Innenstadt schafft.“

Lagepläne mit Details und Piktogramme zu Themen wie Regenwassermanagement usw.
Der Entwurf konnte durch seine Details und ökologischen Konzepte überzeugen. credits: QUERFELDEINS Landschaft I Städtebau I Architektur

Details des Entwurfs

Die Landschaftsarchitekt*innen plädieren für einen grünen und belebten Stadtplatz. Dabei wählen sie eine organische Formensprache, die sich aus den Verkehrsströmen der Passant*innen ergibt. So entstehen verschiedene Bereiche, gleichsam ermöglichen angepasste Wegverbreiterungen ein reibungsloses Passieren. Darüber hinaus gelingt durch das Motiv die Verzahnung zweier Gestaltungsansprüche. Denn zum Einen soll der Waageplatz auch zukünftig als befestigter und bespielbarer Stadtplatz fungieren, auf dem zum Beispiel Feste und Veranstaltungen stattfinden können. Zum Anderen wird er als Pocket-Park eine wichtige Erholungsfunktion übernehmen. Durch die Themensetzung „Feiern und Treffen“, „Spielen und Toben“ und „Grün und Nass“ versucht der Beitrag von QUERFELDEINS diese unterschiedlichen Ansprüche in Einklang zu bringen.

Die Planer*innen sehen ihren Entwurf selbst nicht als klassischen Stadtplatz, sondern als Hybrid an Orten. Der wohlüberlegte Materialkanon lässt dabei einen in sich stimmigen Ort entstehen, der jedoch gleichzeitig mit dem gegenüberliegenden Robert-Gernhardt-Platz in Verbindung tritt.

Besonders ist auch das durchdachte Regenwassermanagment. Über sogenannte Trichterschirme und offene Rinnen wird das anfallende Regenwasser auf dem Platz gesammelt und Richtung Leinekanal geleitet. Die historische Zaunanlage, die den Platz abschirmt, wird an einigen Stellen durch den Austausch von Sockelsteinen porös. So gelangt das Wasser aus den Rinnen auf eine Regentreppe hinter der Zaunanlage. Hier fließt das Wasser über mehrere Stufen und Waagschalen schrittweise zum Kanal. Der Weg des Wassers wird so für die Besucher*innen inszeniert.


Zukünftige Schritte

Grundlegend konnte die Idee die Jury überzeugen. Im weiteren Prozess soll der Entwurf aber noch bezüglich der sehr dominanten Radverkehrsführung und hinsichtlich der vorgesehenen Einbauten in den Leinekanal überarbeitet werden. Weiterhin sprach sich das Preisgericht für mehr Verschattungselemente für den Spielplatz aus. Diese Änderungen können im Rahmen der nun anstehenden weiteren Planungsschritte vorgenommen werden. Voraussichtlich noch bis Ende des Jahres 2023 soll die Beauftragung des siegreichen Planungsbüros erfolgen.

Mehr spannende Wettbewerbsnews: Der Naumburger Dom und sein Umfeld gelten als UNESCO Weltkulturerbe. Dieses Umfeld braucht nun eine würdige Aufwertung. Alles zu dem Realisierungswettbewerb hier.

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