09.08.2022

Gesellschaft

Waldbrände im Osten Deutschlands als mahnendes Zeichen

Beat the Heat
Waldbrände: wie wir resiliente Landschaften gestalten können
Waldbrände: wie wir resiliente Landschaften gestalten können, Foto: Seaq68 via pixabay

Am 18. Juni kam es zu Waldbränden in Brandenburg, die unter anderem die Landesgartenschau in Beelitz zum Stillstand brachten. Wie wir widerstandsfähige Wälder und Landschaften in Zukunft planen können, erfahren Sie hier.

Achtung Waldbrandgefahr

Waldbrände sind inzwischen auch in Deutschland keine Neuigkeiten mehr. Zuletzt kam es am 18. Juni 2022 zu starken Waldbränden in Brandenburg. Die Landesgartenschau Beelitz musste aufgrund des Brandgeruchs und der Waldbrandgefahr für einige Tage ihre Tore schließen. Zwar konnten die Brände recht schnell unter Kontrolle gebracht werden – wobei auch der einsetzende Regen half – trotzdem werden die Arbeiten zur Beseitigung der Brandspuren noch lange andauern.

Zwei große Waldflächen, nur etwa 20 Kilometer voneinander entfernt, entbrannten am Wochenende vom 18. Juni 2022. Über den Orten Treuenbrietzen und Beelitz im Landkreis Potsdam-Mittelmark hingen riesige Rauchschwaden und selbst bis nach Dresden war der Brandgeruch spürbar. Wechselnde Winde trugen dazu bei, dass sich die Feuer ausbreiten konnten. In beiden Fällen brannten jeweils etwa 200 Hektar Wald. 600 Menschen mussten nahe Treuenbrietzen ihre Häuser verlassen, 400 Einsatzkräfte der Feuerwehr wahren vor Ort. Zudem halfen Hubschrauber der Bundeswehr bei den Löscharbeiten. Ab dem 20. Juni verbesserte sich die Lage und die Feuer konnten eingedämmt und dann gelöscht werden.

Landesgartenschau Beelitz, Foto: AGA Beelitz gGmbH
Die Landesgartenschau Beelitz musste aufgrund des Brandgeruchs und der Waldbrandgefahr für einige Tage ihre Tore schließen. Fotos: AGA Beelitz gGmbH
Landesgartenschau Beelitz, Foto: AGA Beelitz gGmbH

Strategien zur Bekämpfung von Waldbränden in Deutschland

Lindon Pronto, Waldbrandexperte aus den USA und Mitarbeiter am European Forest Institute in Bonn, kennt sich mit Waldbrandstrategien aus. Er erklärte gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, dass Waldbrände Hitze, Brennmaterial, Sauerstoff und eine Zündquelle benötigen. Die Hitzewelle im Juni 2022 in Europa sowie kommende Hitzewellen sind ein wesentlicher Faktor. Hinzu kommt, dass in Brandenburg und anderen ostdeutschen Gebieten die Böden sehr trocken sind. Daher ist es laut Pronto wahrscheinlich, dass Deutschland allein dieses Jahr noch weitere Waldbrände erlebt.

Dem Experten zufolge ist Deutschland nicht ausreichend auf Waldbrände vorbereitet. Jedoch gibt es bereits viele Projekte zur Prävention. Die folgenden Maßnahmen sind wichtig, um mithilfe einer widerstandsfähigen Landschaft Waldbrände in Deutschland zu vermeiden oder zu reduzieren:

  • Mehr dürreresistente Baumarten pflanzen
  • Mehr Laubbäume fördern, da diese einen feuchteren Waldboden schaffen
  • Auf Mischwälder statt reine Kieferbestände setzen
  • Früherkennung von Brandtürmen, aber auch von Kameras und Früherkennungsflügen aus steuern
  • Sensoren an Bäumen anbringen

Nachholbedarf bei der Vorbereitung auf Waldbrände

Pronto ist der Meinung, dass Deutschland bei der Waldbrandstrategie großen Nachholbedarf hat: „Ich muss ehrlich sagen, im Vergleich zu vielen anderen Ländern ist Deutschland ein bisschen arrogant bei Waldbränden. Man wähnt sich mit seinen Hubschraubern, Tanklöschfahrzeugen und der Anzahl von Einsatzkräften gut aufgestellt. Immer wieder wird betont, dass man alles im Griff hat. Aus meiner Sicht werden meistens die Brände hierzulande nicht durch Kompetenz und Effizienz gelöscht, sondern eher durch Wetterumschwünge, die die Löscharbeiten begünstigen – wie jetzt wieder in Brandenburg. Es fehlt an Ausbildung und Fachkompetenz der Bodenkräfte. Das ist nicht als Vorwurf gemeint, aber wir müssen auch ehrlich darüber sprechen können. Wenn das Feuer aus ist, wird wenig darüber nachgedacht, was man hätte anders machen müssen.“

Zukünftig werden spezielle Schulungen zum Thema Waldbrandbekämpfung immer wichtiger werden. Zudem gilt es, sich besser mit der Rolle von Feuer im Ökosystem auseinanderzusetzen. Oft werden Waldbrände in Deutschland verteufelt, aber sie haben auch positive Folgen wie etwa eine erhöhte Fruchtbarkeit der Böden. Daher kann es sinnvoll sein, das Bodenmaterial im Wald präventiv und kontrolliert abzubrennen, ähnlich wie auf Heideflächen. Selbst bei einem akuten Waldbrand lässt sich durch das sogenannte „taktische Feuer“ eine kontrollierte Schneise schlagen, um dem Feuer sein Brennmaterial zu nehmen.

Waldbrand, Foto: Matt Howard on Unsplash
Zwei große Waldflächen, nur etwa 20 Kilometer voneinander entfernt, entbrannten am Wochenende vom 18. Juni 2022. Foto: Karsten Winegeart on Unsplash

Neue Kooperationen sind nötig

Strenge Vorschriften bei der Feuerwehr bedeuten, dass diese nicht in der Lage ist, selbst ein Feuer zu legen. Jedoch können zuständige Förster*innen in Kooperation mit der Feuerwehr in einigen Bundesländern das kontrollierte Feuer stiften – auch bei dem Waldbrand in Brandenburg wurden derartige Strategien angewendet, um das Feuer wenigstens von bestimmten Flächen fernzuhalten.

Nicht nur Förster*innen und Feuerwehr müssen künftig wohl mehr kooperieren, sondern auch die Bundesländer untereinander. Einsatzkräfte aus Sachsen-Anhalt halfen ihren brandenburgischen Kolleg*innen und auch die Bundeswehr kam zum Einsatz.

Erste Feuer in Spanien und auf der griechischen Insel Euböa zeigen, dass die Waldbrandsaison begonnen hat. Die Feuer kennen keine Grenzen, weshalb es ebenso nötig ist, über die internationale Kooperation bei der Waldbrandbekämpfung nachzudenken.

Ein Weckruf aus Beelitz

Das Sommerfest der Grünen Verbände war für den 23. Juni 2022 auf dem Gelände der Landesgartenschau Beelitz geplant. Kurzfristig stand das Event aufgrund der Waldbrände auf der Kippe, konnte dann aber dennoch stattfinden. Die Verbände bdla, DGGL und FGL nutzten den Anlass, um mit der „Beelitzer Erklärung“ ein Warnsignal zu senden. Sie bezeichneten die Waldbrände im Osten Deutschlands als mahnendes Zeichen für die Herausforderungen des Klimawandels und forderten, endlich konsequent zu handeln.

„Landesgartenschauen und die angestrebte Internationale Bauausstellung IBA Berlin-Brandenburg müssen als Katalysatoren für eine nachhaltige Transformation des ländlichen und urbanen Raumes genutzt werden“, forderte Eike Richter, Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekt:innen (bdla e.V.). Denn so sei es möglich, Besucher*innen und Anwohner*innen für Anpassungen an den Klimawandel zu begeistern. Er rief auch zu einer flexiblen Verwaltungsebene mit verschlankten bürokratischen Prozessen auf. Zugleich betonte er die Bedeutung der Zusammenarbeit aller Fachdisziplinen.

Mit der Beelitzer Erklärung stellt die Grüne Branche in Berlin und Brandenburg klare Forderungen an Politik und Verwaltung. Zugleich verdeutlicht sie die eigene Verantwortung für eine zukunftsfähige, klimaresiliente Entwicklung von grünen Freiräumen sowie für widerstandsfähigere Landschaften.

Gemeinsam mit GRID-Arendal veröffentlichte das UN-Umweltprogramm UNEP erst Anfang 2022 neueste Zahlen zur Gefahr von Waldbrand. Hier sind die Ergebnisse des UN-Berichts.

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