11.11.2020

Wettbewerb

Wettbewerbsergebnisse im November 2020

Interessiert an aktuellen Wettbewerbsergebnissen der Landschaftsarchitektur, aber kaum Zeit sich diese richtig anzuschauen? In der Wettbewerbsübersicht der G+L informiert Heike Vossen monatlich über die spannendsten Wettbewerbe. Hier die Wettbewerbsergebnisse im November 2020 – Teil 1.

Neugestaltung Obstmarkt Herisau, Schweiz; 1. Preis bbz landschaftsarchitekten bern GmbH mit Raum- und Verkehrsplanung Dudler, Biel-Bienne

Im anonymen Wettbewerb mit Präqualifikation siegte der Entwurf von bbz bern unter fünf Arbeiten.
Der Entwurf versucht mit möglichst einfachen Mitteln ein Maximum für den Ort herauszuholen und überzeugte die Jury mit gestalterischer Zurückhaltung und konzeptioneller Klarheit.
Schnitt Süd-Nordwest – vom Regierungsgebäude zur Kirchenmauer
Schnitt West-Ost: Die neue Topographie verbindet sämtliche Platzbauten durch eine sanfte Modellierung.

Gedenkort Ellrich-Juliushütte; 1. Preis PSL Planungsgruppe Stadt + Landschaft, Erfurt

Alle Abbildungen: © bbz bern gmbh

Keine tiefgreifenden Umwälzungen, sondern wohldosierte Verbesserungen planen bbz landschaftsarchitekten aus Bern für die Neugestaltung und Sanierung des Obstmarktes in Herisau. Der Entwurf greift Vorhandenes und Traditionen auf, um daraus mit möglichst einfachen Mitteln ein Maximum für den Ort zu erreichen. Die Planer*innen fokussieren dabei auf die raumbestimmenden Hauptelemente des Platzraumes: Durch Ausräumen und minimale Ergänzungen stärken sie den Platz als Ort der Begegnung, des Austausches und des Markttreibens. Eine sanfte Modellierung schafft einen fließenden zusammenhängenden Platzraum, der die umfassenden Gebäude verbindet, ohne deren ursprüngliche Gestaltungsidee und ihre Vorzonen zu stören. Der Marktplatz erstreckt sich als Kernelement des Obstmarkts wieder auf seiner historischen Fläche. Der Obstmarkt gewinnt durch ein Verschieben des Verkehrskreisels nach Osten Platz hinzu, ein Baumhain ergänzt die bauliche Fassung und klärt die Hierarchie der Bauten. Er fasst die repräsentative Vorzone des Regierungsgebäudes und lässt die östlichen Neubauten in den Hintergrund treten.

 

Im Ideen- und Realisierungsteil zur Neugestaltung des KZ-Gedenkortes sollte auch die historische Teilung durch die innerdeutsche Grenze berücksichtigt werden.
Auftakt der Gedenkstätte bildet ein räumlich verengter Zugang, der auf die historische Lagergrenze und Torsituation Bezug nimmt. Ein topographisches Modell dient der Orientierung.
Je mehr historische Nutzungen sich an den einzelnen Orten überlagern, desto radikaler zeigt sich das im Umgang mit der Vegetation.
Um die Lage des Appellplatzes im heutigen Grünen Band zu verdeutlichen, belassen die Verfasser den Platz samt Umgebung grün.
Schnitt und Lageplan des westlichen Massengrabs auf der niedersächsischen Seite (links) und des östlichen Massengrabes in Thüringen

Lebendige Gärten in den Auwiesen, Wangen; 1. Preis Stefan Fromm Landschaftsarchitekten, Dettenhausen

Alle Abbildungen: © PSL Erfurt

Zwei wichtige Abschnitte der deutschen Geschichte prägen das Gelände des ehemaligen KZ-Außenlagers Ellrich-Juliushütte. Zum einen die Lagerzeit unter NS-Herrschaft bis 1945, zum anderen die deutsche Teilung, da das Areal direkt auf der ehemals deutschen Grenze liegt und damit mittlerweile Teil des Nationalen Naturmonuments „Grünes Band“ ist. Aufgabe war es, diesen Hintergrund in einen Informations- und Gedenkort zu vereinen. Im Ideenteil stimmte die Planungsgruppe Stadt + Landschaft mit zielsicheren landschaftsarchitektonischen Stilmitteln das Nutzerkonzept mit den landschaftlichen Eingriffen ab. Aufgabe im Realisierungsteil war die Gestaltung der Grabfelder: Der Siegerentwurf orientiert sich dabei an der vorhandenen Topographie und erweitert den Gedenkort des Massengrabfeldes, das mit Grobschlag von Grauwacke und im Erweiterungsteil mit Grauwackenschotter belegt ist. Quaderförmige Natursteinblöcke dienen als Sitzgelegenheit und die auf den Grabfeldern wachsenden Bäume werden aufgeastet und geweißt, was den Blick auf die Grabfelder auch aus größerer Distanz ermöglicht.

 

Sechs Landschaftsarchitekturbüros nahmen am freiraumplanerischen Wettbewerb „Lebendige Gärten in den Auwiesen“ statt.
Das Wohngebiet entsteht im Rahmen der Landesgartenschau, das Prinzip der Freianlagen soll sich beispielhaft auf andere Projekte übertragen lassen – hier der Nachbarschaftshof.
Beispiel eines Gartenhofs unter Verwendung der Gartenbausteine, deren Kombination vielfältige Themen erlauben, darunter Foodgarten, grünes Wohnzimmer, Wassergarten oder Naturgarten.
Die Gärten der Mehrfamilienhäuser entlang der stark frequentierten Promenade erlauben Privatsphäre, verzahnen sich aber durch Rückspringen der Heckenriegel mit der öffentlichen Fläche.

Alle Abbildungen: © Fromm Landschaftsarchitekten

Im Rahmen der Landesgartenschau Wangen 2024 entsteht das Wohngebiet „Auwiesen“, dessen Freianlagen sich exemplarisch auch auf andere Projekte und Orte übertragen lassen sollen. Der Siegerentwurf greift für die gebäudebezogenen Freiräume das modulare Baukasten-Prinzip des Hochbaus auf und entwickelt eigene Freiraummodule – die Gartenbausteine. Das Grundraster der Gärten ergibt sich aus den wesentlichen Bezugslinien der Gebäude. Freiraum und Haus bilden damit eine gestalterische Einheit ohne zu große formale Strenge, einzelne Rasterfelder lassen sich je nach Bedarf zusammenfassen. Die Kombination der einzelnen Gartenbausteine erlaubt eine Spanne an Themen und Schwerpunkten in den Gärten, die Bausteine schaffen aber zugleich den Spagat einer einheitlichen Sprache über die unterschiedlichen Teilräume hinweg. Die Jury würdigt die aufgezeigte ausformulierte Vielfalt des Garten-Patterns von jeweils eigenständigen und individuellen grünen Zimmern mit hoher Aneignungs- und Weiterentwicklungsfähigkeit.

Hier finden Sie Teil 2 der Wettbewerbsergebnisse im Oktober.

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