2019 gab es laut Mobilitätsreferat der Stadt München 500.000 Fahrzeuge, die von außerhalb der Stadt, vermutlich meist aus beruflichen Gründen, ins Stadtgebiet München fuhren. Inzwischen könnten es deutlich mehr sein. Nicht erfasst ist natürlich, wohin diese Menschen wollten und wie viele der Autos Diesel-Fahrzeuge waren. Nachdem sich der Diesel-Motor bei allen, die weitere Strecken fahren allerdings sehr großer Beliebtheit erfreut und für Vielfahrer und Pendler auch die wirtschaftlichere Lösung im Vergleich zum Benziner oder Elektromotor darstellt, werden hier sehr viele Menschen negativ vom Diesel-Fahrverbot betroffen sein.
Eine Stadt grenzt somit nochmal mehr, als ohnehin bereits, die Bewohner des Speckgürtels und Metropolregion aus. Denn, in München gibt es seit sehr vielen Jahren eine immer schlechter werdende Abdeckung der öffentlichen Verkehrsmittel, wenn es um die Metropolregion geht. Die Ausfälle, mit denen Pendler täglich zu kämpfen haben, sorgen in der lokalen Presse schon seit langer Zeit für regelmäßige Schlagzeilen. Abgesehen davon sind die öffentlichen Verkehrsmittel Münchens heute schon vollkommen überlastet. Wenn man mit Pendlern spricht, steigen viele wieder auf das Diesel-Fahrzeug um, weil die öffentlichen Verkehrsmittel keine Lösung mehr darstellen. Das Diesel-Fahrverbot wird damit für Pendler vermutlich eine existenzielle Herausforderung werden, denn auch das Rad ist bei diesen Distanzen keine Alternative. Wer außerdem den Wohnungsmarkt der bayerischen Landeshauptstadt kennt, weiß, dass ein Umzug vom Ballungsraum ins Stadtgebiet für viele Menschen aller Einkommensschichten an eine Unmöglichkeit grenzt.
Doch nicht nur Pendler werden vom drohenden Diesel-Fahrverbot vor kaum lösbare Herausforderungen gestellt. Auch Bewohner der Stadt München, die jedoch nicht im inneren des Mittleren Rings leben, werden mit drastischen persönlichen Einschnitten konfrontiert. Zwar gibt es innerhalb der Stadt zahlreiche, teils auch reformierte Buslinien, doch wer München kennt, weiß, dass auch heute schon viele Busse mit Anhängern unterwegs sein müssen, um das Fahrgastaufkommen irgendwie und auch nur teilweise bewältigen zu können. Diese mit Anhänger versehenen Busse kommen an vielen Stellen innerhalb der Stadt kaum noch durch die Straßen, weil die Gefährte zu groß sind. Die daraus resultierende Gefahr für Radfahrer, Fußgänger und andere Verkehrsteilnehmer wurde auch schon an vielen Stellen in der Münchner Lokalpresse diskutiert. Die Tatsache im Münchner Stadtbereich zu leben, wird vermutlich nicht dauerhaft ausreichen, um einen der seltenen Gründe für Ausnahmeregelungen zu erfüllen.
Wer sich also vor kurzem ein Auto gekauft hat und dabei die Wahl auf einen Diesel gefallen ist, könnte in naher Zukunft vor dem Problem stehen, seinen neu erworbenen Wagen nicht mehr im Stadtgebiet bewegen zu können. Von den „großzügigen Ausnahmen“ merkt man aktuell und vor allem vor dem Drohen der Stufe drei des Plans nichts. Auch die Handwerkskammer München und Oberbayern kritisierte das Verbot stark und verwies auf den viel zu geringen zeitlichen Horizont.