15.11.2022

Wettbewerb

Frankfurt Mertonviertel – Wettbewerb entschieden

Das neue grüne Herz im Mertonviertel. Copyright: Teleinternetcafe, Treibhaus und c/o Zukunft
Das neue grüne Herz im Mertonviertel. Copyright: Teleinternetcafe Architektur und Urbanismus mit Treibhaus Landschaftsarchitekten und c/o Zukunft Stadtplanung und Stadtentwicklung

Die Sieger*innen des städtebaulichen und freiraumplanerischen Ideenwettbewerbs stehen fest. Am 21. Oktober wählte das Preisgericht einstimmig den Entwurf von Teleinternetcafe Architektur und Urbanismus mit Treibhaus Landschaftsarchitekten und c/o Zukunft Stadtplanung und Stadtentwicklung.

Ideenwettbewerb „Mertonviertel / Nördlich Lurgiallee“

Der Ideenwettbewerb zur Zukunft des Mertonviertels in Frankfurt ist entschieden: In seiner Sitzung am 21. Oktober vergab das Preisgericht den ersten Preis einstimmig an den Entwurf der Bürogemeinschaft Teleinternetcafé Architektur und Urbanismus aus Berlin. Auch Treibhaus Landschaftsarchitektur aus Hamburg und c/o Zukunft – Stadtplanung und Stadtentwicklung aus Hamburg gehören zum Gewinnerteam.

Laut der Jury steht der Büro- und Gewerbestandort Mertonviertel im Norden von Frankfurt vor strukturellen Herausforderungen und großen Veränderungen. Der Abbruch des ehemaligen Lurgihauses hat ein großes Potenzial für eine städtebauliche Neuordnung geschaffen. Für den Wettbewerb suchte Planungsdezernent Mike Josef nach Vorschlägen, die die Themen Wohnen, Arbeiten, Bildung, Versorgung, Lebensqualität und Umwelt kombinierten.

Der Siegervorschlag bietet „die beste Lösung für ein vielfältiges und Identifikation stiftendes Quartier nördlich der Lurgiallee“, so Josef. „Durch diese Neuentwicklung wird es auch einen positiven Impuls für das gesamte Mertonviertel als attraktiven und lebendigen Arbeits- und Wohnstandort geben.“

Der Wettbewerb wurde vom Stadtplanungsamt Frankfurt am Main ausgelobt. Die AGB Frankfurt Holding und die gsp Städtebau sind darüber hinaus wesentliche Stakeholder. Die Geschäftsführer beider Institutionen erklärten, dass sie ein neues, urbanes, durchmischtes Stadtquartier mit hoher Lebens- und Aufenthaltsqualität anstreben.

Eine neue Grüne Mitte – Lovely Lurgi

Der Entwurf der Sieger*innen trägt den Titel „Lovely Lurgi – Ein neues Herz für das Mertonviertel“. Er überzeugte die Jury durch die Entwicklung des eigentlichen Baugrundstückes aus den Strukturen und Konzeptvorschlägen für das Viertel. Im Herzen der neuen Entwicklung entsteht ein großzügiger grüner Freiraum, der viele Nutzungsmöglichkeiten und außerdem eine hohe Identitätskraft bietet.

„Lovely Lurgi“ im Mertonviertel sieht eine neue Quartiersmitte vor, die von urbanen Gebäuden umgeben wird. Der grüne Mittelpunkt sowie andere Elemente des Projektes folgen zudem dem „Schwammstadtprinzip“, indem sie vielfältige Regenrückhalte- und Bewirtschaftungsflächen sowie Raum für Bäume mit echtem Bodenanschluss bieten.

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Weitere Besonderheiten des neuen Quartiers sind die räumliche Zonierung mit ausgeprägter Nutzungsmischung sowie die kleinteilige Gestaltung des Stadtraums. Zudem gibt es Platz für eine neue Grundschule. Zu den geplanten Gebäuden gehören darüber hinaus Gewerbeflächen, Einzelhandel, gastronomische Angebote und zwei Kindertagesstätten. Somit soll es gelingen, zwischen dem bestehenden und dem neuen Quartier zu vermitteln.

Die Bürogemeinschaft Teleinternetcafé Architektur und Urbanismus, Treibhaus Landschaftsarchitektur und c/o Zukunft erarbeiteten eine Rahmenplan für das Mertonviertel sowie ein städtebauliches Konzept für das Bebauungsplanverfahren Mertonviertel / Nördlich Lurgiallee. Dabei handelt es sich um eine rund acht Hektar große Fläche. Künftig sollen hier etwa 900 Wohneinheiten nahe der U-Bahn-Station Riedwiesen/Mertonviertel und der Einkaufsgalerie „Merton’s Passage“ entstehen.

Das neue grüne Herz im Mertonviertel. Copyright: Teleinternetcafe, Treibhaus und c/o Zukunft
Der Plan für das neue Lurgi-Areal im Mertonviertel. Visualisierung: Teleinternetcafe Architektur und Urbanismus mit Treibhaus Landschaftsarchitekten und c/o Zukunft Stadtplanung und Stadtentwicklung

Die Preisverleihung

Die Jury war in diesen nichtoffenen städtebaulichen, freiraumplanerischen Ideenwettbewerb auf der Suche nach mutigen Ideen für die Zukunft des Mertonviertels inklusive eines stimmigen Konzeptes für das Gelände des ehemaligen Lurgihauses. Der Wettbewerb bestand dabei aus zwei Bearbeitungsphasen. Ursprünglich hatten sich zwölf qualifizierte Bewerbergemeinschaften aus Stadtplaner*innen sowie Städtebauarchitekt*innen beworben. Davon wählte die Jury am 21. Juli vier Arbeiten für die weitere Bearbeitung aus.

In der zweiten Preisgerichtssitzung am 21. Oktober vergab das Preisgericht neben dem ersten Platz auch drei dritte Preise. Diese gingen gleichrangig an die Bewerbergemeinschaften Karl Richter Architekten BDA, Frankfurt, mit KuBus Freiraumplanung, Wetzlar, Machleidt Städtebau und Stadtplanung, Berlin mit SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten, Berlin sowie Stefan Forster, Frankfurt, mit nsp landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB schonhoff schadzek depenbrock, Hannover.

Zur Jury gehörten renommierte Architekt*innen, Stadtplaner*innen und Landschaftsarchitekt*innen sowie Vertreter*innen der Stadt Frankfurt. Auch die Eigentümerin des Grundstücks des ehemaligen Lurgihauses, Sachverständige und Vertreter*innen politischer Fraktionen waren vertreten. Bis zum 3. November wurden die Wettbewerbsbeiträge im Atrium des Frankfurter Planungsdezernates ausgestellt.

Das neue grüne Herz im Mertonviertel. Copyright: Teleinternetcafe, Treibhaus und c/o Zukunft
Mit dem neuen Entwurf soll das Frankfurt Mertonviertel wieder belebt werden. Visualisierung: Teleinternetcafe Architektur und Urbanismus mit Treibhaus Landschaftsarchitekten und c/o Zukunft Stadtplanung und Stadtentwicklung

Über das Frankfurt Mertonviertel

Das Mertonviertel ist ein Büro- und Wohnquartier im Norden von Frankfurt am Main. Es erhielt seinen Namen in Erinnerung an Wilhelm Merton, Gründer der Metallgesellschaft sowie des Instituts für Gemeinwohl. Dieses war ein Vorläufer der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Das Viertel ist recht neu. Es entstand ab Mitte der 1980er Jahre auf einem Gebiet von etwa 60 Hektar Größe, das bis zum Jahr 1982 zu den Industrieanlagen der früheren Vereinigten Deutschen Metallwerke gehörte. Das Erdreich im Mertonviertel war stark durch Kohlenwasserstoffe sowie Schwermetalle belastet und musste in einem aufwändigen Verfahren gereinigt werden. Dafür gab es eine eigens errichtete Entgiftungsanlage, die parallel zu den Bauarbeiten bis in die frühen 2000er Jahre vor Ort war.

Lurgihaus und Hundertwasser-Kindertagesstätte

Das Lurgihaus war schließlich lange das dominante Gebäude des Quartiers in Frankfurt-Heddernheim. Es entstand im Jahr 1987 als erster Neubau des Mertonviertels. Mit einer Bürofläche von fast 90 000 Quadratmetern gehörte es damals zu den größten Bürogebäuden Deutschlands. Es bestand aus einem viereckigen Hauptgebäude mit sieben stark gegliederten Nebengebäuden. Ursprünglich war es das Hauptquartier der Lurgi AG, einem Unternehmen für Großanlagenbau, und nahm über die Jahre auch weitere Mietparteien auf. 2014 verließ Lurgi das Bürogebäude. Weiteres Gebäude im Mertonviertel ist die Hundertwasser-Kindertagesstätte mit ihrer weithin sichtbaren Kuppel, Bürogebäude und Wohnhäuser. Zeitweise gab es 5 000 Arbeitsplätze in diesem Viertel. In den letzten Jahren nahm die Anzahl an Arbeitsplätzen und Bewohner*innen ab, aber mit dem neuen Entwurf soll das Mertonviertel wieder belebt werden.

Mehr Planung aus der bevölkerungsreichsten Stadt Hessen gibt es mit einem Megaprojekt, das in etwa zehn Jahren fertig sein könnte, hier: Fernbahntunnel Frankfurt.

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