23.03.2022

Wettbewerbe

Möllerbrücke Dortmund: Sowatorini gewinnt

Sonnen Licht Platz Dortmund

Sonnen Licht Platz Dortmund

Im Dezember 2021 prämierte die Stadt Dortmund das Bochumer Büro Sowatorini für seinen Entwurf zur Umgestaltung von Sonnenplatz und Möllerbrücke. Ab dem 11. Februar waren die Entwürfe vor Ort öffentlich einsehbar. Für alle, die die Ausstellung verpasst haben, hier alles zu dem Gewinnerentwurf.

Die Stadt Dortmund hatte im vergangenen Sommer einen Realisierungswettbewerb zur Umgestaltung des Sonnenplatzes sowie der Möllerbrücke ausgeschrieben. Zwölf Landschaftsarchitekturbüros nahmen an dem Verfahren teil. Bereits im Dezember 2021 wurden die Siegerentwürfe prämiert. Eine Ausstellung Anfang Februar 2022 präsentierte der Öffentlichkeit nun die ersten drei Plätze. In der Passage eines Rewe-Supermarktes direkt am Planungsareal, konnten die Entwürfe bestaunt werden. Das Büro Sowatorini Landschaft aus Bochum überzeugte die Jury in allen Belangen. Ihr Entwurf Sonnen Licht Platz erhielt daher den 1. Preis. In einem Statement der Stadt heißt es mitunter, dem Beitrag gelänge es, aus dem Sonnenplatz ein Stück Stadtnatur zu machen. Sandstein, Gräser und Bäume sind die wesentlichen Entwurfselemente, die zu diesem Eindruck führen. Mit ihrer Vision für die Möllerbrücke platzierten sie sich vor den Büros „Mann Landschaftsarchitektur“ aus Fulda und „Rehwaldt Landschaftsarchitekten“ aus Dresden. In der öffentlichen Ausstellung konnten sich Interessierte von den Qualitäten aller prämierten Entwürfe überzeugen.

Sonnen Licht Platz Dortmund, © SOWATORINI Landschaft

Party-Hotspot Möllerbrücke als Entwurfsherausforderung

 

Das Planungsgebiet gilt als Herausforderung. Mit dem Wettbewerb suchte die Stadt nach einer Reaktion auf die teils schwierige Situation vor Ort. Die Möllerbrücke in Dortmund lockt allabendlich Feierlustige, weshalb Anwohner*innen immer wieder über Lärm klagen. Mit den Zusammenkünften gehen erhöhter Drogen- sowie Alkoholkonsum einher. Im städtischen Sprachgebrauch ist der Begriff „Möllern“ bereits ein etabliertes Synonym für das abendliche Feiern an der Möllerbrücke. Nicht nur die Verschmutzung am Morgen ist für Bewohner*innen des Kreuzviertels eine Belastung.

In der Vergangenheit eskalierte die Situation bisweilen derart, dass die Polizei mit Schlagstöcken und Pfefferspray gegen die Nutzung vorging. Durch eine Umgestaltung erhofft sich die Stadt eine Wandlung des Ortes. Die freiraumplanerische Aufwertung soll dort einen Stadtraum entstehen lassen, der allen Nutzer*innengruppen offensteht. Und der zudem den Betroffenen im Viertel eine gesteigerte Lebensqualität bietet. Die Stadt selbst beschreibt den Ort als städtebaulich besonders. Neben dem derzeitigen Nutzungskonflikt stellt das Entwurfsgebiet die Gestalter*innen insgesamt vor planungsrelevante Fragen.

Sonnenplatz Dortmund heute, © Joehawkins, via Wikimedia Commons

Beteiligung der Bürger*innen im Vorfeld

 

Ein erster Schritt auf dem Weg zu einer künftigen Umgestaltung gelang schon Anfang 2021. Um einen attraktiven öffentlichen Platz zu gestalten, integrierte die Stadt Bürger*innen  in den Prozess. Bei einer Öffentlichkeitsbeteiligung im Frühjahr 2021 konnte die Bevölkerung spezifische Ortskenntnisse einbringen. Und eigene Anregungen für die Entwicklung des Areals beisteuern. In analogen Veranstaltungen über ein Online-Portal konnten Interessierte sich informieren und äußern. Die dabei gesammelten Erkenntnisse flossen dann direkt in die Aufgabenstellung des Wettbewerbs Möllerbrücke in Dortmund ein. 90 Prozent der Beteiligten wünschten sich mehr Bepflanzung und Grünflächen. Weitere wichtige Anliegen waren Aufenthalts- und Sitzmöglichkeiten. Außerdem die bessere Nutzbarkeit für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen. Die Mehrheit sprach sich außerdem dafür aus, dass der Sonnenplatz auch weiterhin ein durchaus belebter Platz bleiben solle. Insgesamt hatten rund 1 300 Teilnehmer*innen an den Beteiligungsformaten partizipiert. Über 500 spezifische Ideen wurden eingereicht. Die Ergebnisse wurden in einer Dokumentation festgehalten und den Wettbewerbsteams zur Verfügung gestellt.

Sonnen Licht Platz Dortmund, © SOWATORINI Landschaft

Lichtspiel für die Möllerbrücke in Dortmund

 

Der Entwurf von Sowatorini Landschaft reagiert auf die gestellten Ansprüche. Im Bestand umsteht ein Kranz aus Linden eine in den Belag eingelassene Sonnenuhr. Das Gewinnerbüro fügt dem Platz im Zentrum eine neue Rauheit hinzu. Sowatorini zeichnet daher die Vision eines lichten Silberhains aus wärmeliebenden Arten. Darunter bespielen Sandsteinformationen den Platz. Die unterschiedliche Oberflächenbearbeitung der Steine fängt das Licht ein und inszeniert somit diverse Schattenspiele. Statt durch die Sonnenuhr wird die Sonne durch das Lichtspiel vor Ort erfahrbar. Zwischen den silberlaubigen Gehölzen entsteht ein warmer Schimmer im Inneren. Auch am Abend soll durch Lichtelemente eine angenehme Stimmung vor Ort entstehen. Die eingestreuten Sandsteinelemente laden zum Sitzen sowie zum Spielen gleichermaßen ein. Der Belag soll aus hochwertigem Naturstein gebaut werden. Alle Bereiche werden außerdem barrierefrei zugänglich sein. Sowatorini selbst bezeichnet den Entwurf dabei als urwüchsig. Eine neue Art von Stadtnatur werde implementiert. Im Mittelpunkt das Licht der Sonne als landschaftliche Qualität.

Sonnen Licht Platz Dortmund, © SOWATORINI Landschaft
Sonnen Licht Platz Dortmund, © SOWATORINI Landschaft

Möllerbrücke in Dortmund: neue Aufenthalts- und Nutzungsqualität

 

Die Fachjury fand für den Beitrag demzufolge lobende Worte. Bestehend aus externen Landschaftsarchitekt*innen und Vertreter*innen aus Verwaltung und Politik Dortmunds hatten sie am 9. Dezember Sowatorini Landschaft den ersten Platz verliehen. Sie begründeten ihre Entscheidung mit der hohen Identifikationskraft und der Aufenthalts- und Nutzungsqualität des Entwurfs. Durch den klugen Umgang mit dem Bestand sowie die gleichzeitig neu erfundene Stadtlandschaft entstehe ein Ort, den man gerne besuchen würde. Der Sonnenplatz in der Vision von Sowatorini ermögliche eine Bühne, ein grünes Wohnzimmer, ein Spielobjekt und einen sommerlichen Treff gleichermaßen. Die Vielgestalt und Nutzungsoffenheit der Elemente sei demnach der richtige Ansatz für den Ort. In der Ausstellung Anfang Februar konnte sich nun eine breite Öffentlichkeit von den Beiträgen überzeugen. Als nächstes werden die Sieger*innenentwürfe der Bezirksvertretung Innenstadt-West zur Kenntnis gereicht. Im Anschluss schließt sich das weitere Verfahren zur Konkretisierung und schließlich Umsetzung an. So kann am Sonnenplatz ein neu interpretierter Freiraum Realität werden.

Ebenfalls interessant: In Dortmund tut sich gerade einiges. Die Stadt gewann die „European Capital of Innovation Awards in 2021“ und ist somit Europäische Innovationshauptstadt 2021

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