Bilder von Theresa Ramisch
München und Subkultur, das ist so ein Thema. Bottom-up Kunst- und Kulturprojekte finden in der bayerischen Hauptstadt kaum Platz. Die große Hoffnung liegt auf dem Schlachthofviertel. Und auf Daniel Hahn. Der 27-jährige Münchner brachte das Ausflugsschiff MS Utting nach München und setzte es als Kulturzentrum auf eine stillgelegte Bahnbrücke.
Inzwischen habe ich mich dran gewöhnt, aber zu Beginn war es seltsam. Ein Schiff auf einer Brücke. Da bleibt der Blick hängen. 1950 gebaut, tuckerte die MS Utting im Jahr 2016 ein letztes Mal über den Ammersee. Anfang 2017 sollte das historische Traditionsschiff verschrottet werden. Der Wannda e.V. (2012/2013 von Daniel Hahn gegründet) rettete es und zog es um, auf eine stillgelegte Bahnbrücke in München. Eigentlich sollte die Utting im Sommer 2017 eröffnen. Doch die Arbeiten rund ums Schiff zogen sich, und die Taufe der Alten Utting konnte erst ein Jahr später, im Juli 2018 stattfinden.
Seitdem ist die Alte Utting mein Lieblingsplatz in München. Besonders im Sommer. Auf den zwei Oberdecks (hier gibt’s Getränke) ist es oft ein wenig windig. Man hat dann das Gefühl, tatsächlich mit dem Schiff unterwegs zu sein. Essen holt man sich unten, auf der Höhe des Maschinenraums, am Fuße des Schiffs. Neben dem gastronomischen Angebot finden auf der Alten Utting auch immer wieder Konzerte, Kinoabende und Lesungen statt.
Ob die Utting im Schlachthof ihren Heimathafen gefunden hat? Der Mietvertrag läuft derzeit nur bis 2022. Was dann passiert ist ungewiss. Daniel Hahn hofft, dass sie danach unter Denkmalschutz gestellt wird.
Weitere Tipps zur Münchner Subkultur von Theresa Ramisch finden Sie hier.
Tipp von Isa Fahrenholz: Das Container Collective
Südlich des Münchner Ostbahnhofs ist eigentlich nicht viel los – Büro-, Gewerbegebäude, Großhandelsmärkte und leere Gebäude reihen sich aneinander. Doch dazwischen verbirgt sich eine Insel der Subkultur: Das Container Collective. Der Name ist Programm, denn hier stapeln sich Container aufeinander in denen sich Kreative, Musiker und Künstler ausbreiten durften. 23 Container sind es insgesamt. Darin befinden sich der Internetradiosender 80000, die empfehlenswerte Bar of Bel Air, Fahradwerkstätten, Produktdesigner und Skateshops. Dekoriert haben die Container München Street-Art Künstler, im Inneren besteht der rohe Schiffscontainercharme weiter. Zwischen den Containern stehen alte Holzkisten aus denen Gräser und Bäumchen sprießen. Entstanden ist so ein buntes Viertel, in dem man an jeder Ecke etwas neues entdecken kann.
Auf dem Gelände befand sich ursprünglich die Produktion des Lebensmittelherstellers Pfanni. 1996 zog diese jedoch nach Mecklenburg-Vorpommern um. Das leer stehende Fabrikgelände wurde daraufhin in den Kunstpark Ost verwandelt – ein vergnügungspark-ähnliches Gelände mit rund 30 Diskotheken. 2003 löste sich der Kunstpark Ost auf. Von da an bot das Gelände unter dem Namen Kulturfabrik Unterhaltung für die Nacht. Seit 2016 verwandelt sich das Areal in ein Büro- und Gewerbeareal – das Werksviertel. Neben den Baustellen befindet sich das Container Collective. Vorerst auf Zeit dürfen die Container dort stehen.
Das neu entstehende Werksviertel direkt hinter dem Container Collective ist einen Besuch wert. Hier enstehen derzeit unter anderem das Werk12 von MVRDV und ein neues Konzerthaus von dem Architekturbüro. Empfehlenswert ist auch ein Besuch auf dem Dach des Werk3. Das besondere sind die Schafe die dort grasen. Auch wenn dort spannende Architektur entsteht, wäre es wünschenswert, wenn die bunten Container, die schöne Mischung an Menschen und die Partys auch weiterhin ihren Platz im Münchner Osten behalten.
Tipp von Vera Baeriswyl: Die Borstei