11.06.2019

Gesellschaft

Reiseziel: München


Tipp von Tanja Gallenmüller: Der Rosengarten an der Isar

Manchmal ist der Kopf leer, die wirklich guten Ideen kommen nur noch sporadisch und überhaupt sehnt man sich nach neuen Eindrücken. Uns in der Redaktion geht es da nicht anders. Unsere Lösung: Reisen. Auf der Suche nach Inspiration fliehen wir in die Weite. Unsere Planer-Brille legen wir dabei natürlich nie ganz ab. Hier berichten wir von unseren Lieblings-Reisedestinationen, Tipps für Planer inklusive. Nächster Zwischenstopp: München.  

Da die Garten+Landschaft ihre Redaktion in München hat, liegt es nahe, heute unsere Heimatstadt vorzustellen. Wir haben sechs Must-Sees in München rausgesucht, an denen wir gerne nach Inspiration suchen. Wir zeigen Ihnen was die bayerische Hauptstadt außer Biergarten, Weißwurst und Trachtenumzug noch zu bieten hat. Nämlich: jede Menge Natur, spannende Zwischennutzungen und eine autarke Wohnsiedlung.

 

Die Brücke führt von der Brücke zum Arboretum. Bild: Burkhard Muecke
Die umherstehenden Stühle kann man hinstellen, wo man möchte. Bild: https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Mattes
Die Themengärten der Sachsenstraße. Bild: Burkhard Muecke

Tipp von Theresa Ramisch: Die MS Utting

Der perfekte Ort, um dem Trubel an der Isar zu entfliehen, ist der Rosengarten in Untergiesing. Von zwei Seiten ist er zugänglich: Von der Isarseite kommend tritt man durch die Pforte und findet sich unwillkürlich in einer anderen Welt wieder. Es blüht und duftet und es herrscht – im Vergleich zum Isarufer – eine entspannte Ruhe. Ursprünglich zum Züchten und Retten von historischen Pflanzen angelegt, wurde der Garten von 1986 bis 1989 vom Baureferat München umgestaltet, erweitert und öffentlich zugänglich gemacht.

Hier präsentiert sich der Rosengarten, der offiziell „Themengärten an der Sachsenstraße“ heißt, als Schau- und Sichtungsgarten. Nach verschiedenen thematischen Bereichen strukturiert, kann man sich im ältesten und bekanntesten Teil, dem Rosengarten, Inspiration für den eigenen Garten holen, im Tastgarten die Sinne schärfen, sich im Duft- und Fliedergarten von den intensiven Gerüchen betören lassen oder sich im Giftpflanzengarten über gesundheitsgefährdende Pflanzen informieren. Alternativ schnappt man sich einen der herumstehenden Stühle und lässt bei einem guten Buch einfach mal die Seele baumeln.

Aus Untergiesing kommend (U-Bahnhof Kolumbusplatz), betritt man den Rosengarten von der Sachsenstraße aus. Dieser Teil, der bis 2007 vom Abfallwirtschaftsbetrieb der Stadt München genutzt wurde, wurde 2010 neu angelegt und ist als familienfreundlicher Park mit viel Rasen, einem Baumlehrpfad und einem kleinen Bach (Freibadbächl) gestaltet. Mütter und Väter nutzen den Garten gerne zum Feiern von Kindergeburtstagen. So ruhig wie im anderen Teil ist es dort daher nicht, aber optimal für ein Picknick oder Fußbad im kühlen Wasser.

Leider ist der Garten kein Geheimtipp mehr, an schönen Tagen muss man schon schnell beziehungsweise früh dran sein, um noch einen Stuhl zu ergattern oder seine Picknickdecke auszuwerfen. Aber er ist und bleibt einer meiner liebsten Orte Münchens.

 

Die MS Utting: Vom Ammersee ins Schlachthof Viertel in München.
Man hat das Gefühl, tatsächlich mit dem Schiff unterwegs zu sein.

Bilder von Theresa Ramisch

München und Subkultur, das ist so ein Thema. Bottom-up Kunst- und Kulturprojekte finden in der bayerischen Hauptstadt kaum Platz. Die große Hoffnung liegt auf dem Schlachthofviertel. Und auf Daniel Hahn. Der 27-jährige Münchner brachte das Ausflugsschiff MS Utting nach München und setzte es als Kulturzentrum auf eine stillgelegte Bahnbrücke.

Inzwischen habe ich mich dran gewöhnt, aber zu Beginn war es seltsam. Ein Schiff auf einer Brücke. Da bleibt der Blick hängen. 1950 gebaut, tuckerte die MS Utting im Jahr 2016 ein letztes Mal über den Ammersee. Anfang 2017 sollte das historische Traditionsschiff verschrottet werden. Der Wannda e.V. (2012/2013 von Daniel Hahn gegründet) rettete es und zog es um, auf eine stillgelegte Bahnbrücke in München. Eigentlich sollte die Utting im Sommer 2017 eröffnen. Doch die Arbeiten rund ums Schiff zogen sich, und die Taufe der Alten Utting konnte erst ein Jahr später, im Juli 2018 stattfinden.

Seitdem ist die Alte Utting mein Lieblingsplatz in München. Besonders im Sommer. Auf den zwei Oberdecks (hier gibt’s Getränke) ist es oft ein wenig windig. Man hat dann das Gefühl, tatsächlich mit dem Schiff unterwegs zu sein. Essen holt man sich unten, auf der Höhe des Maschinenraums, am Fuße des Schiffs. Neben dem gastronomischen Angebot finden auf der Alten Utting auch immer wieder Konzerte, Kinoabende und Lesungen statt.

Ob die Utting im Schlachthof ihren Heimathafen gefunden hat? Der Mietvertrag läuft derzeit nur bis 2022. Was dann passiert ist ungewiss. Daniel Hahn hofft, dass sie danach unter Denkmalschutz gestellt wird.

Weitere Tipps zur Münchner Subkultur von Theresa Ramisch finden Sie hier.

Tipp von Isa Fahrenholz: Das Container Collective

Südlich des Münchner Ostbahnhofs ist eigentlich nicht viel los – Büro-, Gewerbegebäude, Großhandelsmärkte und leere Gebäude reihen sich aneinander. Doch dazwischen verbirgt sich eine Insel der Subkultur: Das Container Collective. Der Name ist Programm, denn hier stapeln sich Container aufeinander in denen sich Kreative, Musiker und Künstler ausbreiten durften. 23 Container sind es insgesamt. Darin befinden sich der Internetradiosender 80000, die empfehlenswerte Bar of Bel Air, Fahradwerkstätten, Produktdesigner und Skateshops. Dekoriert haben die Container München Street-Art Künstler, im Inneren besteht der rohe Schiffscontainercharme weiter. Zwischen den Containern stehen alte Holzkisten aus denen Gräser und Bäumchen sprießen. Entstanden ist so ein buntes Viertel, in dem man an jeder Ecke etwas neues entdecken kann. 

Auf dem Gelände befand sich ursprünglich die Produktion des Lebensmittelherstellers Pfanni. 1996 zog diese jedoch nach Mecklenburg-Vorpommern um. Das leer stehende Fabrikgelände wurde daraufhin in den Kunstpark Ost verwandelt – ein vergnügungspark-ähnliches Gelände mit rund 30 Diskotheken. 2003 löste sich der Kunstpark Ost auf. Von da an bot das Gelände unter dem Namen Kulturfabrik Unterhaltung für die Nacht. Seit 2016 verwandelt sich das Areal in ein Büro- und Gewerbeareal – das Werksviertel. Neben den Baustellen befindet sich das Container Collective. Vorerst auf Zeit dürfen die Container dort stehen. 

Das neu entstehende Werksviertel direkt hinter dem Container Collective ist einen Besuch wert. Hier enstehen derzeit unter anderem das Werk12 von MVRDV und ein neues Konzerthaus von dem Architekturbüro. Empfehlenswert ist auch ein Besuch auf dem Dach des Werk3. Das besondere sind die Schafe die dort grasen. Auch wenn dort spannende Architektur entsteht, wäre es wünschenswert, wenn die bunten Container, die schöne Mischung an Menschen und die Partys auch weiterhin ihren Platz im Münchner Osten behalten. 

 

Tipp von Vera Baeriswyl: Die Borstei

Die Borstei wurde in den 1920er-Jahren nach Plänen von Bernhard Borst erbaut.
Seine Vision war es, ein Dorf in der Stadt zu errichten.
Die Innenhöfe gestaltete der Landschaftsarchitekt Alwin Seifert.

Bilder von Vera Baeriswyl

Obwohl ich lange fast nebenan wohnte, bin ich nur durch Zufall auf die Borstei gestossen: Von den Tramlinien 20 und 21 kann man im Vorbeifahren einen Blick auf die gelben Fassaden und das Grün der Pflanzen erhaschen. Davon angelockt, führt einen der gepflasterte Weg in einen Innenhof mit dem Café Borstei. Dort kann man ein Frühstück oder ein Stück Quiche geniessen und sich dem pittoresken Anblick erfreuen.

Die Borstei wurde in den 1920er-Jahren nach Plänen von Bernhard Borst erbaut. Seine Vision war es, ein Dorf in der Stadt zu errichten – mit dem Grundgedanken, die Hausfrau zu entlasten. Aus diesem Grund ist die Wohnsiedlung autark aufgebaut: Die Bedürfnisse des täglichen Lebens können in einem der 14 darin angesiedelten Geschäfte befriedigt werden. Zudem gab es bereits zu Beginn der Borstei ein zentrales Heizkraftwerk (das erste Deutschlands) und eine Großwäscherei. Borsts Hoffnung war es, den Bewohnern durch die kurzen Wege und die nahen Dienstleister mehr Zeit zu schenken. Zeit, die diese dann in das soziale Miteinander investieren können. Zum Beispiel indem sie sich gemeinsam der Gärten in den Innenhöfen erfreuen, die der Landschaftsarchitekt Alwin Seifert plante. 

München ist zwar schön, Sie planen aber eine Reise nach Amsterdam oder New Orleans? Dann geht es hier nach Amsterdam und hier nach New Orleans

 

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