Dass der Begriff „Konversion“ häufig dennoch synonym für „Militärkonversion“ steht, liegt daran, dass in den letzten zehn Jahren immer mehr Militärstandorte, vor allem der Bundeswehr und der US-Armee, geschlossen wurden und nun an die Kommunen zurückfallen können. Das bietet große Chancen, aber zieht unter Umständen aber auch große Bürden nach sich. Nicht jede Gemeinde sieht sich daher in der Lage, eine Konversion überhaupt zu stemmen.
Oft geht es um riesige Flächen, nicht selten größer als der Stadtkern selbst, die nicht mal eben von heute auf morgen weiterentwickelt werden können. Schließt ein Militärstandort, trifft das die entsprechende Gemeinde durch den Abzug von Armeepersonal direkt finanziell. Geht es bei der Konversion etwa um Flächen der Bundeswehr, muss die betreffende Gemeinde diese der verwaltenden Bundesanstalt für Immobilienaufgaben zunächst einmal zu marktüblichen Preisen abkaufen, wenn sie diese nutzen will. Das überfordert viele Gemeinden, die jetzt ja ohnehin wegen der abziehenden Bürger*innen auf Teile ihrer Steuereinnahmen verzichten müssen.
Große Aufgaben – große Chancen
Die Chancen einer urbanen Konversion sind jedoch groß. Gelingt sie, können aus den meist großflächigen Brachflächen in guter Lage attraktive Wohn- und Geschäftsviertel mit ausgezeichnetem Erholungswert werden. „Filetstücke“ werden diese genannt. So zeigt das Beispiel des 380 Hektar großen Areals des Erdinger Fliegerhorstes, dass es ehemalige Militärliegenschaften gibt, auf denen bereits alte, parkähnliche Baumbestände stehen, die sozusagen nur darauf warten, demnächst zum Nacherholungsziel zu werden. Ergänzt mit neuen Wohngebieten können so im Idealfall relativ schnell und unkompliziert neue und grüne Stadtteile entstehen. Somit verdichtet sich auch die Stadtstruktur. Vor dem Hintergrund der grassierenden Wohnungskrise mit über einer halben Million fehlender Wohneinheiten ist das auch dringend notwendig.
Gelungene Konversion: drei Beispiele
Wie sieht Konversion also in der Praxis aus? Wir stellen Ihnen im folgenden drei Beispiele gelungener oder vielversprechend geplanter Konversion vor:
Tübingen
Ein Beispiel für gelungene Konversion militärischer Liegenschaften ist Tübingen. Im Südosten der Innenstadt wurden seit dem Abzug der französischen Streitkräfte 1991 die Flächen der Hindenburg- und Loretto-Kaserne im Französischen Viertel konvertiert. Nachdem Tübingen die Kasernenflächen zunächst günstig, damals nämlich noch zum „entwicklungsunbeeinflussten Wert“, von der Bundesrepublik erworben und erschlossen hatte, verkaufte die Stadt die Bauplätze an Baugemeinschaften, die hier bis 2008 zwei neue Stadtteile entstehen ließen.