09.12.2022

Gesellschaft

Wien: Ein Stadtporträt

Wien gehört zu den lebenswertesten Städten der Welt – besonders wegen der Stadtplanung. Was Sie dazu wissen müssen, lesen Sie hier.
Wien gehört zu den lebenswertesten Städten der Welt – besonders wegen der Stadtplanung. Foto: Jacek Dylag / Unsplash

Wien wird immer wieder zu einer der lebenswertesten Städte der Welt gekürt. Mit Highlights wie einem der ältesten Zoos der Welt, einem innerstädtischen Weinbaugebiet und sehr guter Trinkwasserqualität ist die österreichische Hauptstadt international bekannt. Doch wie steht es um die Stadtentwicklung von Wien?


Überblick zur Stadtentwicklung von Wien

Wien ist mindestens 2 000 Jahre alt. Zur Zeit der Römer war die Stadt bereits bekannt. Unter den Kaisern Drusus und Tiberius war Österreich Teil des Römischen Reiches. Erste Aufzeichnungen weisen im Jahr 70 nach Christus auf das römische Reiterlager „Vindobona“ hin, das in den nächsten Jahrhunderten zu einem wichtigen Handelsplatz wurde. Zur Zeit der Völkerwanderung nahm die Bevölkerung deutlich ab, aber dann kam der Babenberger Markgraf Heinrich I. der Starke. Unter ihm wurde im Jahr 996 zum ersten Mal von „ostarrichi“ gegsprochen. Ab 1135 hatten die Babenberger unter Leopold III. die Stadtherrschaft von Wien inne. Sein Nachfolger machte Wien offiziell zur Stadt und schnell wurde sie außerdem zur Residenz- und zur Weltstadt erhoben.

Es folgte eine neue kulturelle und wirtschaftliche Blütezeit. Nach einigen Konflikten übernahmen die Habsburger die Herrschaft und waren für die nächsten 600 Jahre vor Ort. Unter Rudolf IV., auch als Stifter bekannt, entstand die Wiener Universität. Auch der Stephansdom und Innovation wie eine Getränke- und Grundsteuer folgten.

Trotz schwieriger Zeiten wie etwa der türkischen Belagerung im 16. Jahrhundert, der Pest im 17. Jahrhundert und einer erneuten türkischen Belagerung erlebte Wien ab dem 18. Jahrhundert friedliche Zeiten. Berühmte Herrscher*innen wie Maria Theresia, Königin von Ungarn und Böhmen, bestimmten die Geschicke der Stadt. So entstanden unter anderem das Burgtheater, das Schloss Schönbrunn, das Theresianum und der Prater.

Blick auf das herrschaftliche Wien. Bildquelle: Unsplash
Blick auf das herrschaftliche Wien. Bildquelle: Unsplash

Wien in den letzten beiden Jahrhunderten

Als 1806 das Heilige Römische Reich Deutscher Nation offiziell endete, legte der österreichische Herrscher Franz II. die Kaiserkrone nieder. Kurze danach marschierte Napoleon in Wien ein. Mit seiner Niederlage wurde Wien für einige Monate zum Nabel der Welt, denn es beheimatete den Wiener Kongress, bei dem Europa unter Vorsitz von Staatskanzler Metternich neu aufgeteilt wurde.

Gemeinsam mit Russland und Preußen schloss Österreich die Heilige Allianz, um das Ergebnis des Wiener Kongresses zu sichern. Es folgte ein Rückzug aus der Politik. Die Zeit des Biedermeiers und der Pflege der schönen Künste begann. In Wien wurden Kaffeehäuser, Heurige und der Prater zum Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens. Theater, Walzer, die Wiener Philharmoniker und weitere schöne Künste erfreuten die Bevölkerung.

In den 1830er Jahren folgten mit der Märzrevolution und weiteren politischen Unruhen wieder turbulentere Zeiten. 1867 kam es zur Doppelmonarchie Österreich-Ungarn mit Wien und Budapest als Hauptstädten. Dennoch folgte mit der Gründerzeit unter Kaiser Franz Joseph eine kulturelle Blütezeit in Wien, zu der unter anderem die Eröffnung der Ringstraße und vieler Palais im Neo-Renaissance- und Neo-Barockstil gehörten. Der Eisenbahnbau schritt voran und zahlreiche Museen eröffneten.

Ähnlich wie in Deutschland war auch in Österreich das Leben im 20. Jahrhundert von den beiden Weltkriegen und diversen Wirtschaftskrisen geprägt. Unter den Alliierten wurde Wien, ähnlich wie Berlin, in vier Besatzungszonen aufgeteilt. 1995 trat Österreich offiziell der EU bei.


Aktuelle Projekte in Wien

Wien ist eine alte, historisch gewachsene sowie immer wieder umgestaltete Stadt. Die Donau dominiert das Bild und stellt einen wichtigen städtischen Frei- und Erholungsraum dar. In den Jahren 1870 bis 1875 kam es im Rahmen der Donauregulierung zum Bau des Donaukanals. Dieser führt dazu, dass ein Nebenarm der Donau in gerader Form durch Wien fließt. Er bietet dabei Struktur und zugleich einen Lebensraum für Flora und Fauna. Seit 2005 gibt es eine Liste an spezifischen Maßnahmen, um die Erhaltung des 17 Kilometer langen Lebens-, Freizeit- und Naherholungsraums zu gewährleisten.

Immer mehr Straßen in Wien werden neugestaltet und orientieren sich dabei an den Interessen von Fußgänger*innen. Ein gutes Beispiel ist die Rotenturmstraße, die seit 2019 eine Begegnungszone mit neuen Bäumen und vielen Sitzgelegenheiten darstellt.

Der Stephansplatz sowie die Verbindung zum Schweden- und Morzinplatz ist eine der geschäftigsten Einkaufszonen der Wiener Innenstadt. Bis zu 60 000 Menschen passieren hier täglich. Die Straße darf von allen Verkehrsteilnehmer*innen gleichberechtigt genutzt werden. Es herrscht Tempo 20, um die Verkehrssicherheit zu maximieren.

Ein weiteres aktuelles Stadtentwicklungsprojekt in Wien ist überdies der Praterstern. Er stellte früher einen beton-dominierten Verkehrsknotenpunkt dar. Künftig soll er durch neue, große Bäume und eine Verdoppelung der Grünfläche zu einer grünen, beliebten „Aufenthaltsoase“ werden, die unter anderem ein Wasserspiel für heiße Tage anbietet.

Wien gehört zu den lebenswertesten Städten der Welt. Bildquelle: Unsplash
Wien gehört zu den lebenswertesten Städten der Welt. Bildquelle: Unsplash

Spannende Projekte auf G+L


Ein Blick in die Zukunft

Im Jahr 2022 erhielt die Stadt Wien den Lee Kuan Yew World City Prize 2020 für eine besonders hohe Lebensqualität sowie für die gelungene nachhaltige Stadttransformation. Dieser Preis, der alle zwei Jahre von Singapur ausgelobt wird, würdigt herausragende Leistungen und Beiträge zur Schaffung lebenswerter, lebendiger und nachhaltiger urbaner Gemeinschaften auf der ganzen Welt.

Lesen Sie hier mehr dazu, wie die Jury die Preisvergabe begründet hat.

Wien ist eine oft beispielhafte Stadt, wenn es um die Kombination aus Geschichte und Moderne geht. Sie hat ein starkes kulturelles und historisches Fundament, scheut aber nicht vor Innovationen zurück. Zudem können sich die Wiener*innen im Rahmen partizipativer Stadtplanung aktiv an der Entwicklung des Stadtraums beteiligen.

Eine kommende Herausforderung für die östereichische Hauptstadt ist unter anderem der Klimawandel und die damit einhergehende Erfordernis, die Umwelt zu schützen und die Stadt anzupassen. Die Smart Klima City Strategie ist ein gutes Beispiel dafür, wie Wien etwa durch die Solaranlagen-Pflicht für neue Wohnhäuser und für Schulen mit gutem Beispiel vorangeht. Viele lokale Zentren unterstützen das Konzept der 15-Minuten-Stadt, und aktive Mobilität wie Fahrradfahren und Zufußgehen wird gefördert.

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