Leiden Sie auch regelmäßig unter akuter Informationsüberflutung? Wir auch. Deswegen finden Sie hier einen Überblick der Planungsnews des vergangenen Monats. Wir informieren Sie über aktuelle Diskussionen, News, Projekte sowie Brancheninfos des Februars 2022.
Aktuelles zum Klimaschutz: Greenpeace, A4F und McKinsey
Noch bis zum 25. März können Sie sich für den Blauen Kompass bewerben. Der Preis ist die höchste staatliche Auszeichnung, die innovative Lösungen im Bereich des Klimaschutzes kürt. Den Blauen Kompass loben das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gemeinsam mit dem Umweltbundesamt aus. Letztes Jahr gewann unter anderem der Hersteller HanseGrand mit seinen Klimabaustoffen im Wegebau.
News: Innenstadt und bezahlbarer Wohnraum
Apropos News zum Klimaschutz: Annalena Baerbock holt sich Jennifer Morgan als Sonderbeauftrage für internationale Klimapolitik ins Auswertige Amt. Jennifer Morgan war bislang Chefin der Umweltorganisation Greenpeace und begann ihre Tätigkeit im AA am 1. März 2022. Von Seiten der Opposition gab es für die Entscheidung Kritik: Zielorientierte Politik dürfe nicht durch Aktivismus abgelöst werden, so Jürgen Hardt, außenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
In der Klimadebatte muss insbesondere dem Bausektor eine wesentliche Verantwortung zugeschrieben werden. Etwa 40 Prozent der Emissionen werden schließlich durch Baumaßnahmen und Gebäudebetrieb verursacht. Architects for Future engagieren sich deswegen seit 2019 für einen „nachhaltigen Wandel im Bauwesen“. Um die Arbeit zukünftig in einem eigenen „Bauwendebüro“ fortsetzen zu können, starteten A4F eine Crowdfunding-Kampagne.
Nicht nur NGOs, wie Greenpeace und A4F, zeigen Wege Richtung Klimaneutralität auf. Die Unternehmensberatungsfirma McKinsey veröffentlichte im Januar 2022 die Publikation „The net-zero transition: What it would cost, what it could bring“ und zeigt, welche Schritte Regierungen und Unternehmen jetzt gehen müssen, um die Netto-Null beim Ausstoß von Treibhausgasen zu erreichen.
In unserem Online-Magazin 52 Thesen veröffentlichten wir letzten Monat die These „Wir dürfen unsere Innenstadt nicht sterben lassen“. Zur These meldeten sich Luisa Balz, Lioba Lissner und Gasper Habjanic von hochC Landschaftsarchitekten in einem Videostatement; Irene Lohaus, Mitgründerin von Lohaus Carl Köhlmos, skizziert eine vitale Zukunfts-Innenstadt; Korbinian Lechner und Felix Lüdicke von raumzeug fordern weniger Konsum, mehr Streit. Prof. Dr. Tobias Just von der IREBS Immobilienakademie erklärt, warum Innenstädte nicht sterben werden, und Ricarda Pätzold vom Difu fordert, Handwerk, Bildung sowie Kultur in die Innenstadt zurückzuholen.
Große Pläne in Dubai und Hongkong
Einen großen Einfluss auf unsere Innenstädte hat das Online Shopping – und das nicht erst seit Corona. Wie viel wer online einkauft, zeigt das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung in seiner Reihe BBSR-Analysen KOMPAKT. Die News haben wir für Sie hier zusammengefasst.
Auch ein drängendes Thema: bezahlbarer Wohnraum. Die Bürgermeister*innen der drei größten Städte Deutschlands, Berlin, Hamburg sowie München, haben sich zusammengetan und eine Initiative gestartet. Sie wollen das gemeindliche Vorkaufsrecht stärken. Grund dafür ist unter anderem ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts.
Auch Hongkong plant die seit langem bestehende Wohnungsknappheit in der Stadt zu bekämpfen. Im vergangenen Oktober stellte Carrie Lam den neuen „Metropolis Plan“ für Hongkong vor. Welche Stadtentwicklung in Hongkong nach den monatelangen, politischen Unruhen nun ansteht, erfahren Sie hier.
Große Pläne macht auch Dubai. Anfang 2021 stellte der Scheich Mohammed den neuen städtischen Masterplan Dubai 2040 unter dem Zeichen der „Nachhaltigkeit“ vor. Ein Bestandteil des Plans ist der Hatta Master Development Plan, der die Entwicklung des Tourismusgebiets Hatta vorsieht.
MVRDVs neuester Coup scheint aktuell in Changhua County, Taiwan, in der Mache. Für das staatliche Energieunternehmen Taipower entwickeln die Niederländer*innen das sogenannte „Sun Rock“-Projekt, das Büros, Wartungswerkstatt, Lagerräume sowie eine öffentliche Galerie beherbergen soll. Das Ziel: eine kohlenstofffreie Zukunft. Hier stellen wir das Projekt von MVRDV in Taiwan vor.
News: Wettbewerbe entschieden, Preise vergeben
Unsere Städte sind „eine Spielwiese, auf der bahnbrechende Innovation gedeihen können“, ist sich die Jury des Preises „Europäische Innovationshauptstadt 2021“ einig. Bei der siebten Ausgabe von iCapital wurde Dortmund Innovationshauptstadt ausgezeichnet. Dublin sowie Malaga erhielten jeweils den zweiten Preis, Vilnius den dritten Platz.
Außerdem gibt es einige Wettbewerbssieger*innen: studio grüngrau gewinnen Ideenwettbewerb für Nürnberg Gebersdorf. Dort soll ein klimagerechtes Quartier mit Wohnen und Arbeiten entstehen. Ausgelobt hat den Wettbewerb die WBG Nürnberg. In Berlin gab es gleich zwei Gewinnerteams: Vogt Landschaftsarchitekten aus Zürich sowie OS Arkitekter aus Kopenhagen. In einer zweiten Runde werden sie ihre Ideen zur Neugestaltung des Molkemarkt Berlin weiterentwickeln. Ein weiterer Wettbewerb: Das Architekturbüro Snøhetta überzeugte mit seinem Entwurf „Klyyga“ in der finnischen Hauptstadt. Dort soll der Helsinki Bahnhof einen neuen Anstrich bekommen.
Kein Preis, aber trotzdem ein Erfolg: Südtirols traditionelles Bewässerungssystem in Vinschgau, die Waalwege, ist jetzt auf der nationalen Liste des immateriellen Kulturerbes. Mit der positiven Bewertung des Ansuchens sowie der Aufnahme in das nationale Register ist nun eine erste wichtige Etappe erreicht.
Umstrittene Vorhaben in den Niederlanden
Ende Januar 2022 ging die Ijmuiden-Schleuse im Beisein des niederländischen Königs Willem-Alexander in Betrieb. Mit ihren 500 Meter Länge, 70 Meter Breite sowie 18 Meter Tiefe ist sie die größte See-Schleuse der Welt. Doch die hat ihren Preis: Sie kostete nicht nur das Doppelte als geplant, durch sie droht nun auch eine Versalzung der lokalen Süßwasser.
Muss die 1878 erbaute Koningshaven-Brücke in Rotterdam der Superyacht von Jeff Bezos weichen? Der Amazon-Gründer lässt sich dort einen gigantischen Dreimaster bauen, der dann aber zu groß ist, um auf dem Weg zum Meer unter der Brücke – seit 2000 Rijksmonument – hindurchzufahren. Das Projekt stößt auf Widerstand, schließlich steht das Industriedenkmal unter Denkmalschutz.